Strauchrose trägt den Namen von Herzogin Friederike
Halle/MZ. - "Auf frohe Tage ein guter Trunk - macht alte Leute wieder jung!", sagte mein Vater immer, wenn er sich einen genehmigte. Ich versuche es ja auch, aber es hilft nicht so richtig. Die Beine tun in der Nacht weh und der Rücken am Tage, im Laufen wird die Luft knapp und beim Bücken wird's mir schwindlig. Aber ich bin ja auch jetzt schon älter, als es unser Johann Georg jemals geworden ist.
Der starb nämlich 1712 mit erst 35 Jahren. Und von seinen sieben Kindern lebt nur noch eine Tochter drüben in Kurland. Nun ja, bei den Herzögen müssen sich die Kinder nicht um ihre alten Eltern kümmern, da ist die Versorgung juristisch geregelt.
Wie mir mein Schwager, der Hofschreiber Hans Fuchs, erzählte, wird schon vor der Hochzeit ein Ehevertrag für die spätere Witwe ausgehandelt. Darin steht nicht nur, welche Mitgift die Braut in die Ehe mitbringt. Dort wird auch festgelegt, wo der spätere Witwensitz sein soll, mit wie viel Geld die Witwe gleich nach dem Tod des Gemahls ausgestattet wird und welche jährlichen Überweisungen sie und ihre nicht regierenden Kinder zukünftig erhalten werden.
Manchmal geht dieses Abschieben aus dem langjährigem Heim ziemlich schnell, vor allem dann, wenn der neue Regent nicht der eigene Sohn, sondern, wie im Fall von Herzog Johann Georg I., der Bruder des Herzogs ist. Zwei Schwägerinnen unter einem Dach - bisher hatte die eine das Sagen und nun soll es die andere haben - das kann nicht gut gehen! Deshalb schafft man beizeiten klare Verhältnisse.
Johann Georgs Frau, die Friederike Elisabeth, bekam als Alterssitz Langensalza und lebte dort noch 18 Jahre. Ein schmuckes Städtchen ist Langensalza wieder geworden, nachdem die Pappenheimer es im Dreißigjährigen Krieg geplündert und gebrandschatzt hatten. Schnell war es von seinen Bewohnern wieder aufgebaut, die Stadtmauer und die trutzigen Türme ausgebessert, alle Häuser rund um Kirche und Rathaus geschmackvoll gestaltet und an den Ufern der Salza waren Promenaden angelegt worden.
Die hier stationierten Kompanien des von Johann Georg gegründeten Infanterieregiments Sachsen-Weißenfels erhöhten den Umsatz in den vielen Gasthäusern und die Bevölkerungszahlen der Stadt. Allerdings hatte die Stadt Langensalza nach dem Krieg sowieso schon dreimal so viel Einwohner wie die Stadt Weißenfels. Irgendwie ist die Luft dort gesünder, und es würde mich nicht wundern, wenn man auch noch eine Heilquelle finden würde, so wie im nahen Bibra.
Wunderschöne Gärten gibt es jetzt schon! Die Jahrhunderte alten Bäume, die fremdländisch gestalteten Landschaften, die botanischen Kostbarkeiten und erst die Rosen! Es soll sogar eine geben, die den Namen unserer jetzigen Herzogin Friederike, der geborenen Prinzessin von Sachsen-Gotha, trägt. (Es ist eine Strauchrose mit Hunderten von Blüten, so, wie wir uns die Nachkommen des Herzogshauses wünschen.) Kein Wunder, dass Friederike geäußert haben soll, dass sie später einmal lieber nach Langensalza ziehen will als in das ihr eigentlich bestimmte Dahme. Aber bis dahin ist ja noch lange Zeit.
Tschüss sagt Ihr Ansgar Böttner
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