Straßenverkehr Straßenverkehr: Polizei filmt in Weißenfels Verkehrssünder auf Video

Weißenfels - Es war dem Fahrer deutlich anzumerken: Er ärgerte sich schwarz, dass er von der Polizei erwischt worden war. Der 47-Jährige missachtete auf der Bundesstraße 91 in Richtung Zeitz das Überholverbot und war schnell noch vor einen Lkw gefahren. Doch er war zur falschen Zeit am falschen Ort, wie es so schön heißt: Ein Messfahrzeug der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd war auf Kontrollfahrt unterwegs. Das Messsystem namens Provida macht’s möglich, „Sünder“ auf frischer Tat zu ertappen.
Polizeikommissar Christian Bergner und Polizeiobermeister Matthias Pengel hatten gerade ihre Schicht begonnen, die MZ begleitete sie zwei Stunden lang, als ihnen der Mann ins „Netz“, sprich Video, ging. Flugs setzte Pengel das Sonderzeichen und per Lichtsignal konnte der 47-Jährige in seinem Rückspiegel lesen, dass die Polizei ihm folgte. Die Beamten machten ihm klar, dass er rechts heranfahren möge. Als der Fahrer ausgestiegen war, passierte das Gleiche wie so oft: Es wird auf Teufel komm’ raus abgestritten, überhaupt einen Fehler begangen zu haben. „Wenn wir denjenigen dann das Video vorführen, sind sie ganz still und geben ihren Verstoß zu“, berichtete Bergner.
Zur Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd gehören die Polizeireviere Halle, Saalekreis, Burgenland, Mansfeld-Südharz sowie das Autobahn-Polizeirevier in Weißenfels. Überhöhte Geschwindigkeit ist die laut der Polizeistatistik Hauptunfallursache Nummer eins. 2012 gab es beispielsweise auf den Straßen im Süden 24 929 Unfälle, wovon 2 211 auf Tempoverstöße zurückzuführen waren. (kdk)
70 Euro und ein Punkt
Und das war auch in diesem Fall so, der Autofahrer argumentierte, dass er angeblich von der Polizei bedrängt worden sei. Doch nachdem er auf dem Video seinen Fehler gesehen hatte, stieg er kleinlaut aus dem Zivilfahrzeug der Polizei aus. In der Zwischenzeit hatte Bergner Funkkontakt mit der Einsatzzentrale und ließ klären, ob gegen den Mann etwas vorliege. „Es kann ja durchaus sein, dass er in der Fahndung steht“, erklärte der Kommissar. Das war aber nicht der Fall. 70 Euro hat der Mann für sein Fehlverhalten auf der B 91 als Strafe zu erwarten sowie einen Punkt in Flensburg. „Habe ich ein Pech. Gerade habe ich mein Auto in die Werkstatt schaffen müssen und erhielt diesen Mietwagen und nun das“, murmelte er leise vor sich hin.
Für die beiden Beamten sind diese Fahrten im Zivilauto Routine - fünf bis sechs Verstöße werden pro Schicht geahndet. Dabei seien es häufig die gleichen Probleme, die von der Polizei registriert werden: zu hohes Tempo, überholen im Überholverbot, überfahren von Sperrflächen, Drängeln oder riskante Überholmanöver. Die Palette ist breit. Zum Einsatz kommt das Messfahrzeug des Zentralen Einsatzdienstes auf den Bundes- und Landstraßen der Polizeidirektion Süd, und damit auch im Burgenlandkreis. Zusätzlich können die einzelnen Polizeireviere das Provida-Fahrzeug, es ermittelt unter anderem anhand der gefahrenen Strecke in einer bestimmten Zeit das Tempo, gesondert anfordern.
Schwerpunkte stehen im Fokus
Das sei in diesem Jahr beispielsweise im Saalekreis der Fall gewesen. „Wenn es auf einer bestimmten Strecke häufig zu Unfällen kommt, erscheinen wir mit dem Messfahrzeug zum Einsatz“, erläuterte Bergner. „Vorgestern haben wir einen Autofahrer auf der B 91 kurz vor Merseburg um 16.52 Uhr erwischt, der in der Tempo-70-Zone an uns mit 120 Kilometern pro Stunde vorbeifuhr, und das ganz und gar im Überholverbot“, so Pengel. Diesen Fahrer erwarten 70 Euro sowie ein Punkt in Flensburg. Doch der Kraftfahrer habe selbstverständlich das Recht, einen Anwalt einzuschalten und könne seine Schuld vor Gericht klären lassen. „Das passiert hin und wieder. Aber schaut sich der Richter das Video an, das als Beweis fünf Jahre bei uns aufbewahrt wird, ist die Sache meistens erledigt“, sagt Bergner, der ferner darauf verwies, dass außer diesem zivilen Messfahrzeug weitere sechs Blitzgeräte im Einsatz seien. (mz)
