Steinskulptur am Schlosshang Steinskulptur am Schlosshang: Der Mops im Paletot

Weißenfels - Den Mops einkleiden? Als Mops im Paletot vielleicht? Das klingt nach Sprichwort und Volksmund „Lebe glücklich, lebe froh...“ In Weißenfels erinnert das Vorhaben an die Initiative jener Frauen, die für die Steinskulptur am Schlosshang bereits eifrig die Strick- und Häkelnadeln klappern lassen.
Der Mops mit der Zipfelmütze ist eine Figur, die der Maler und Bildhauer Erich Haase 1928 für Weißenfels schuf. Die Idee für die inzwischen restaurierte meterhohe Plastik an der Leipziger Straße in Marktnähe stammt aus einem Buch Louise von Francois’ (1817-1893). Die Dichterin, die die meiste Zeit ihres Lebens in Weißenfels verbrachte und auch hier starb, verglich als Kind das Haus ihrer Großeltern Hohl, Markt 6, wegen seines tiefgezogenen Daches mit einem Mops mit Zipfelmütze.
Keine Konkurrenz
Doch Maren Hoffmann und ihre Mitglieder der Fitness-Freizeitsportgruppe wollen den Strickerinnen nicht ins Handwerk pfuschen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, denn wir wollen keinen ellenlangen Schal und auch keine Zipfelmütze für die Figur fertigen“, sagt die Übungsleiterin der Rot-Weiß-Frauen. Eine andere Idee sei entstanden, die die Frauen allerdings ziemlich kontrovers diskutieren, wenn sie sich einmal in der Woche zum Sport treffen, erklärt die promovierte Pädagogin. „Wir haben uns oft gefragt, warum der Mops dort steht, wo er jetzt steht. Er hebt sich von den sanierten Sandsteinterrassen nicht ab, da fehlt der Kontrast, der arme Hund wird gar nicht so richtig wahrgenommen“, bedauert Maren Hoffmann. Die Figur könnte Farbe vertragen. Anstreichen gehe nicht, schneidern, einkleiden wäre denkbar, haben die Frauen überlegt.
Wird Kunstwerk verkitscht?
Während Maren Hoffmann und Bärbel Bretschneider die Idee witzig finden, lehnt Anke Keller das Ansinnen, die Figur zu bestimmten Anlässen im Jahr in ein Kostüm zu stecken, strikt ab. „Ich finde es gruselig, ein Kunstwerk zu verkitschen. Das geht gar nicht“, sagt sie. Da lässt sie sich auch nicht von Maren Hoffmanns Argument überzeugen, dass die Statue „Manneken Pis“ in Brüssel von Zeit zu Zeit eingekleidet werde. Sie posiert zum Beispiel bei Länderspielen im Trikot der belgischen Fußball-Nationalmannschaft oder sie wird an den Geburtstagen von Elvis Presley und Wolfgang Amadeus Mozart entsprechend verkleidet. Am Welt-Aids-Tag wird der kleine wasserlassende Mann mit Kondomen bestückt.
Mops in den Mittelpunkt rücken
„Für die nur 61 Zentimeter hohe Bronzestatue gibt es inzwischen 850 verschiedene Kostüme“ weiß Rentnerin Hoffmann aus ihren Recherchen. „Wenn wir uns wenigstens ein bisschen von Brüssel und seiner kultigen Brunnenfigur eines urinierenden Knaben abgucken könnten, würde unser Mops in Weißenfels stärker in den Mittelpunkt rücken“, glaubt Bärbel Bretschneider. „Wir haben das Schlossfest Ende August, da könnte er als liebenswertes Maskottchen einen genähten Umhang in den blau-gelben Stadtfarben tragen“, schlägt sie vor.
Zuspruch für das Vorhaben
Svetlana Menzer, die noch immer mit Frauen strickt und häkelt, findet den Impuls der Gymnastikfrauen gut. Sie spinnt den Faden weiter, denkt an thematische Märkte, an Schütz- und Novalis-Traditionen. „Man braucht nur ein bisschen Phantasie“, sagt die Krankenschwester. Jedes Zeichen, für Weißenfels symbolisch Flagge zu zeigen und die Gemeinschaft zu stärken, sei besser, als nur zu meckern und nichts zu tun, findet sie. Im Stadtzentrum von Bad Langensalza, wo ihre Schwiegereltern leben, steht die Figur eines unbekleideten Reiters. „Im Winter trägt diese Plastik einen knallroten Schal samt Mütze und wird ganz anders von Einwohnern und Touristen wahrgenommen“, beschreibt sie.
Holger Zander von der evangelischen Kirchengemeinde Weißenfels kann damit nichts anfangen. „Steinfiguren anzuziehen, ist für mich Blödsinn, Firlefanz“, sagt er. Und vergleicht ein solches Ansinnen mit einer Kirchenfassade, an die auch kein Efeu gehöre. (mz)