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Staub gewischt Staub gewischt: Putzaktion für die restaurierte Ladegastorgel

Von Andrea Hamann-Richter 13.08.2020, 14:30
Fabian Zocher wischt mit einem feuchten Tuch den alten Staub von den in Weißenfels verbliebenen großen Orgelpfeifen.
Fabian Zocher wischt mit einem feuchten Tuch den alten Staub von den in Weißenfels verbliebenen großen Orgelpfeifen. Andrea Hamann-Richter

Weißenfels - Das, was derzeit wegen der Hitze viele Menschen vermeiden, findet dieser Tage in der St. Marienkirche in Weißenfels statt: eine große Putzaktion. Das Innengehäuse der 1864 vom Meister Friedrich Ladegast (1818-1905) aus Weißenfels erbauten Orgel wird gesäubert und auch die großen Pfeifen, die in dem Gotteshaus gelagert sind, bekommen eine Reinigung.

Sorgfältig wischt Fabian Zocher vom beauftragten Orgelbauunternehmen Eule aus Bautzen daher mit einem feuchten Lappen über das Holz dieser sechs Meter langen Klangkörper und entfernt damit den alten Staub, der sich im Lauf der vergangenen 156 Jahre angesammelt hat. Im Gehäuse des Instrumentes sind der Auszubildende Gerwal Kottmeier und der Tischler Markus Mihan ebenfalls mit Wassereimer und feuchten Tüchern damit beschäftigt, den Schmutz zu entfernen.

„Wir passen unser Arbeitstempo der Hitze an“

„Wir passen unser Arbeitstempo der Hitze an“, sagt Zocher angesichts der aktuellen Temperaturen und lacht. Denn obwohl es in der Kirche etwas kühler ist als draußen, bleibt es eine Schweiß treibende Aktion.

In dieser Woche wollen sie aber fertig werden. „Wir bereiten alles vor, denn wenn die Elemente der Orgel eingebaut worden sind, kommen wir nicht mehr in das Innere des Instrumentes hinein“, erklärt Fabian Zocher. Immerhin handelt es sich um eine Orgel mit 41 Registern auf drei Manualen und das sind schätzungsweise 10.000 Teile, die wieder eingebaut werden.

Nur die ganz großen Pfeifen blieben in Weißenfels

Der Großteil von ihnen wurde 2018 nach Bautzen gebracht, nur die ganz großen Pfeifen blieben in Weißenfels. In Bautzen wurden die Elemente aufgearbeitet beziehungsweise ausgetauscht. Einige Teile waren nämlich nicht mehr original, wie sie Ladegast zu seiner Zeit eingebaut hatte. Im Laufe der Zeit wurden Register entfernt und durch neues Material ersetzt. Das lag daran, dass die jeweiligen Kantoren in ihren Epochen die Orgel modernisierten und so ihrem eigenen Musikgeschmack, beziehungsweise dem der Zeit, anpassten.

So veränderte sich im Lauf der Zeit der Klang der Orgel. Das Weißenfelser Instrument gilt aber als Liebling des berühmten Ladegast und daher soll sie wieder so erklingen, wie er sie erschuf. Es ist weltweit bekannt und Musikstudenten aus vielen Teilen der Erde kommen zu ihr in die Marienkirche.

Vorgeschmack auf das Ergebnis der Restaurierung

Einen kleinen Vorgeschmack auf das Ergebnis der Restaurierung gibt es in der Kirche schon zu sehen. Sind doch die ersten sanierten Teile aus Bautzen zurückgekehrt. Es handelt sich unter anderem um die Windladen. „Sie sind der zentrale Teil der Orgel“, sagt Fabian Zocher.

Diese Elemente werden bald eingebaut und dafür ist nicht nur vorher die Putzaktion nötig. Wie Fabian Zocher erklärt, werde das Gerüst, welches derzeit die Orgel ummantelt, von einer anderen Firma umgebaut. Am Gerüst wird anschließend ein Seilzug installiert und es somit in eine Art Kran umfunktioniert, mit dem die schweren Windladen und andere gewichtige Teile auf die Empore transportiert werden.

Spätestens Ostern kommenden Jahres sollen die Arbeit beendet sein

Doch bis dahin ist noch etwas Zeit. Diese nutzt Fabian Zocher, um neben der Putzaktion den Zustand der großen Orgelpfeifen zu prüfen, Reparaturen vorzunehmen und nachzuschauen, ob sich der Holzwurm niedergelassen hat.

Wann die Windladen eingebaut werden, weiß er selbst noch nicht. Geplant ist die Aktion jedenfalls noch vor dem Winter. In den kalten Monaten ruhen die Arbeiten an dem Instrument. Spätestens Ostern kommenden Jahres sollen die Arbeit beendet sein. Rund 450.000 Euro kostet die Sanierung. Etwa 227.000 Euro davon kamen als Fördermittel vom Bund. (mz)