Stadtsanierung Stadtsanierung: Morsche Balken unterm Rathausdach

weissenfels/MZ - Mit einem Messer kratzt Martin Sturmat leicht an einem Balken. Schon bröselt das morsche Holz heraus. „Das ist eine typische Schadstelle. Solche Balken müssen ausgetauscht werden“, erklärt der Architekt bei einem Rundgang unterm Weißenfelser Rathausdach, zeigt auf Verformungen und zahlreiche gebrochene Balken. Doch ehe später die eigentliche Sanierung des Daches beginnt, laufen in diesen Tagen noch bis etwa Ende Mai Notsicherungsarbeiten.
Nach einer umfassenden Prüfung waren Statiker, Architekten und Holzschutzsachverständige zu der Erkenntnis gelangt, dass das Weißenfelser Rathaus nicht mehr standsicher ist. Für Notsicherung und Sanierung wurde das Gebäude nahezu leer geräumt. Auch Oberbürgermeister Robby Risch, über dessen Büro im Rathaus die Holzbalken ebenfalls längst morsch sind, musste in das Fürstenhaus in der Leipziger Straße umziehen.
"Dringender Handlungsbedarf"
Es riecht muffig unterm Rathausdach. Vermutlich irgendwann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Holzkonstruktion hinter Wandverkleidungen und Anbauten verschwunden, schätzt Sturmat. Viele Jahre war im oberen Geschoss der Bereich Finanzen der Stadtverwaltung untergebracht. Erst im vergangenen Jahr kamen große Teile der Holzkonstruktion wieder hervor, als die Innenhaut unterm Dach geöffnet werden musste, um das neue Technische Rathaus in der Marienstraße und das benachbarte alte Rathaus am Markt miteinander zu verbinden. Die dabei festgestellten massiven Schäden sind laut Sturmat auf eine „Verkettung verschiedener Umstände“ zurückzuführen. Da haben holzzerstörende Organismen wie Insekten und Pilze über lange Zeit hinweg ihr Werk getan. Hinzu kämen jedoch auch statische Fehler, die in der Vergangenheit begangen wurden. Das habe vermutlich schon um 1850 begonnen, als die Gauben des Rathauses angebaut wurden, meint der Architekt. Nach zahlreichen Eingriffen in das Innenleben unterm Weißenfelser Rathausdach sei heute zum Teil kaum mehr zu erkennen, was wovon eigentlich gehalten wird, beschreibt Sturmat die Situation. Und er verweist auf das Besondere am Rathaus: „Wir haben hier das Problem großer Lasten.“ So sei eben jener Bereich, in dem das Dach auf dem unteren Mauerwerk aufliegt, ein entscheidender Punkt für die Stabilität des gesamten Bauwerks.
Unklar wird wohl bleiben, inwieweit das Ausmaß der Schäden während der letzten Neueindeckung des Daches im Jahr 1995 hätte erkannt werden müssen. Jetzt jedenfalls sei „dringender Handlungsbedarf“, so Martin Sturmat. Deshalb zunächst die Notsicherung. Dabei werden Hilfskonstruktionen errichtet, um das Bauwerk für die nächsten zwei Jahre standsicher zu machen. „Seile werden gespannt und Teile versteift“, beschreibt Sturmat die Arbeiten, die rund 25 000 Euro kosten sollen.
Wann die eigentliche Sanierung des Rathauses beginnen wird, bleibt indes offen. Entscheidend wird sein, welche Finanzierungsquellen die Stadt dafür erschließen kann. Die Kosten für die Sanierung, die wohl bis zu zwei Jahre dauern wird, werden auf etwa 1,5 Millionen Euro geschätzt.