Stadtentwicklung Weißenfels Stadtentwicklung Weißenfels: Neuer Glanz am Markt

Weißenfels - Brigitta Meinhard bahnt sich den Weg durch die Menschenmenge. Die Weißenfelserin will an diesem frühen Mittwochnachmittag dabei sein, wenn „ihre“ Apotheke am Markt nach 18 Monaten Sanierungszeit feierlich der Stadt übergeben wird.
„Ich habe hier von 1956 bis 1964 als Apothekerin gearbeitet“, erzählt die 84-jährige studierte Pharmazierätin stolz, während immer mehr Bürger in die kleinen Räume im Erdgeschoss drängen. Sie alle wollen sehen, was aus dem stadtbekannten Haus, das viele Jahre lang dem Verfall preisgegeben war, geworden ist. Ein Schmuckstück, wie nicht nur Brigitta Meinhard findet. Ehe er vom Architekten einen riesigen symbolischen Schlüssel für das Gebäude in Empfang nimmt, erinnert Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) an die „Herkulesaufgabe“ der vergangenen drei Jahre.
Knapp 1,9 Millionen Euro sind in die Sanierung des knapp 300 Jahre alten Gebäudes geflossen. Rund zwei Drittel davon haben Bund und Land aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ beigesteuert. Grund genug für Sachsen-Anhalts Bauminister Thomas Webel (CDU), bei der Übergabe des historischen Hauses vorbeizuschauen und die Mohrenapotheke als gelungenes Beispiel für Stadtsanierung zu würdigen.
Von den Mühen des Alltags weiß an diesem Freudentag Architekt Martin Sturmat zu berichten. Um sieben Monate hatte sich die Bauzeit verlängert, weil das ganze Ausmaß der statisch-konstruktiven Mängel an der Bausubstanz wie so oft in alten Häusern erst nach und nach wirklich erkennbar wurde. Zudem machte der Echte Hausschwamm den Handwerkern zu schaffen.
Doch nun ist alles gut. Das Haus ist komplett nach modernstem energetischen Standard saniert: neue Fenster, Dämmung für Dach und Außenwände, eine frische Fassade mit dem steinernen Mohrenkopf, der als Wahrzeichen der alten Apotheke nach Originalbefunden restauriert wurde.
Und genutzt wird das Schmuckstück künftig auch. Voraussichtlich im April wird die Stadtinformation vom benachbarten Rathaus in das Erdgeschoss am Markt 3 umziehen. Die Mitarbeiter des städtischen Kulturamtes und weitere Verwaltungsangestellte ziehen in die beiden oberen Etagen.
Zunächst aber erobern am Tag der Schlüsselübergabe die Weißenfelser das Haus in Scharen. Auch Siegrid Janicke will die glänzenden Stufen hinaufsteigen und sich die Räume, die nach frischer Farbe riechen, genauer ansehen. Immerhin hat auch sie zwanzig Jahre hier gearbeitet. Wie der Zufall es will, trifft sie Brigitta Meinhard. Und so staunen beide gemeinsam darüber, was aus ihrer alten Apotheke geworden ist. (mz)
