Stadtarchiv Weißenfels Stadtarchiv Weißenfels: Ahnenforschung liegt im Trend

Weißenfels - Als sich eine Japanerin im vergangenen Jahr an das Weißenfelser Stadtarchiv wandte, konnte sie danach ein für sie wichtiges Dokument mit nach Hause nehmen. Die Frau war unterwegs auf den Spuren ihres in Weißenfels geborenen Urgroßvaters, der im Ersten Weltkrieg als Gefangener nach Japan gekommen ist. Im hiesigen Archiv fand man die Geburtsurkunde des Vorfahren, eine Kopie erhielt nun die Urenkelin.
Die Suche der Japanerin ist nur eine von vielen Geschichten, die auch in das hiesige Archiv in der Großen Burgstraße 22 führen. „Familienforschung ist ganz groß im Trend“, weiß Stadtarchivarin Silke Künzel. Und sie bemüht die Statistik. 282 schriftliche Anfragen haben das Archiv im vergangenen Jahr erreicht, bei etwa 240 davon ging es um Nachforschungen zu Personen und die Ermittlung von Erben. Ähnlich die Dimension bei den Besuchern. 285 sogenannte Direktnutzungen wurden im vergangenen Jahr im Weißenfelser Stadtarchiv registriert. Ein leichter Anstieg gegenüber dem Jahr zuvor, da waren es 234.
Das große Interesse an der Ahnenforschung halte schon einige Jahre an, bestätigt Silke Künzel. Bis zurück ins Jahr 1874 können private Ahnenforscher im Weißenfelser Archiv fündig werden. Im Oktober jenen Jahres seien in Preußen die Standesämter eingeführt worden. Wer die Geschichte seiner Familie noch weiter zurück verfolgen will, der müsse sich an die zuständigen kirchlichen Ämter wenden.
Nicht nur Privatleute
Doch nicht nur Privatleute haben im letzten Jahr die Dienste des Archivs in Anspruch genommen. So erinnert sich Silke Künzel an amerikanische Historiker, deren Recherchen zu Piloten, die 1944/45 in der Region gefallen sind, auch nach Weißenfels führten. Personenstandsregister waren da ebenso wertvolle Quellen wie spezielle Akten zu Flugzeugabstürzen und weiterführende Literatur.
Spannend fand die Stadtarchivarin schließlich auch die Forschungen eines jungen Wissenschaftlers aus Berlin. Dieser schreibt eine Arbeit über die sogenannte Bakunin-Hütte, eine geschichtsträchtige Wanderhütte der Arbeiterbewegung im thüringischen Meiningen. Mit dieser Begegnungsstätte ist auch die Biografie einer gewissen Teofile Adomat verbunden, deren Lebensweg - so wird vermutet - Ende der 20er Jahre nach Weißenfels geführt hat. „Unser Archiv konnte wichtige biografische Daten liefern“, erinnert sich Silke Künzel. Und sie findet: „Solche Recherchen können auch wichtige neue Impulse für die Erforschung der Stadtgeschichte geben.“
Jeder Tag ein besonderer
Natürlich ist auch im Weißenfelser Stadtarchiv nicht jeder Tag ein besonderer. Da haben die Leiterin und ihre beiden teilzeitbeschäftigten Mitarbeiter jede Menge Alltagsarbeit zu erledigen: Anfragen von Privatleuten, Universitäten und Forschungseinrichtungen, Übernahme von Akten der Stadtverwaltung. Bei Letzterem regeln Fristenkataloge, welche Akten wie lange aufzubewahren sind. Rege genutzt werden die zahlreichen heimatgeschichtlichen Bücher, von denen das Archiv jeweils ein Arbeitsexemplar besitzt. Erst vor kurzem hatte die Interessengemeinschaft der Eisenbahnfreunde eine Dokumentation zur 150-jährigen Geschichte der Eisenbahn in Weißenfels übergeben.
Manchmal steigen auch Schulklassen von heute oder Schulabgänger von einst die Treppen unterhalb des Schlosses hinauf. Und dann überzeugen auch sie sich davon, dass ein Archiv ein spannender Ort ist. (mz)
Das Stadtarchiv ist erreichbar unter 03443/302548