Sonderausstellung "Sportsfreunde" Sonderausstellung "Sportsfreunde": Als Weißenfels eine Rollschuhbahn hatte

Weißenfels - Wer heute auf den Parkplatz an der Stadthalle fährt, der wird es kaum wissen. Nichts erinnert mehr daran, dass sich hier einst eine Rollschuhbahn befand. Doch es gibt Weißenfelser, die die Tradition des Rollschuhlaufs in der Stadt bis heute wachhalten. So wie Ute Koch und ihre Schwester Sabine Conrad.
Für die Sonderausstellung „Sportsfreunde“ im Weißenfelser Museum haben sie Erinnerungsstücke an ihre Mutter als Leihgaben zur Verfügung gestellt. So ein Fotoalbum der Weißenfelserin Annarose Kleinsimon, geborene Löscher (1929-2017), die mit zwölf Jahren mit dem Rollkunstlauf beginnt. Ebenso zu sehen ein Mitgliedsausweis vom Sportamt der Stadt aus den 1940er Jahren.
„Unsere Mutter hat uns später viel über ihre aktive Zeit erzählt“
„Unsere Mutter hat uns später viel über ihre aktive Zeit erzählt“, berichtet Ute Koch. Zwischen 1940 und 1948 war das. Das Mädchen wächst bei Onkel und Tante in der Rudolf-Götze-Straße 2 auf. Der Onkel ist es auch, der sie zum Weißenfelser Roll- und Eislaufverein bringt, dem sie ab 1941 angehört. Dort wird ihr Talent bald entdeckt. In den Kriegsjahren nimmt sie, begleitet vom sportbegeisterten Onkel, deutschlandweit an Wettkämpfen teil - von Naumburg über Erfurt bis ins Breisgau.
Was kaum einer heute noch weiß: Dabei trainiert Annarose Löscher in den 1940er Jahren oft mit der Eiskunstläuferin Inge Kabisch, die von 1951 bis 1953 drei Mal hintereinander DDR-Meisterin im Rollschuhlauf und von 1952 bis 1955 auch im Eiskunstlauf wird. Bekannt wird die Sportlerin später als Inge Wischnewski, Trainerin von Christine Errath, Welt- und Europameisterin im Eiskunstlaufen.
„Wir waren neun Kinder, sechs Mädchen und drei Jungen“
Nach 1945 betreibt die Weißenfelserin den Rollschuhsport nur noch als Freizeitvergnügen und hört später ganz auf. Um sich ihrer immer größer werdenden Familie zu widmen. „Wir waren neun Kinder, sechs Mädchen und drei Jungen“, erzählt Ute Koch. Heute sind die Kinder zwischen 42 und 70 Jahre alt. Vier leben noch in Weißenfels, die anderen haben ihren Lebensmittelpunkt anderswo in Deutschland und in der Schweiz gefunden.
Über den geliebten Sport ihrer Mutter haben sie in jenen Jahren viel erfahren. Damals, als die Winter noch Winter waren, sind sie mit Schlittschuhen auf der Saale gefahren. „Das Talent unserer Mutter haben wir nicht geerbt“, sagen Ute Koch und Sabine Conrad mit einem Augenzwinkern. Ute Koch ist als Schülerin eher in einer Arbeitsgemeinschaft Geräteturnen aktiv.
Wertvolle Erinnerung an ihre Mutter
An der Beuditzschule, die die heute 55-Jährige von 1971 bis 1981 besucht. Später schließt sich ein Kreis auf besondere Weise: Heute arbeitet die Pharmazieingenieurin in der Marienapotheke - nur wenige Meter entfernt von der Rudolf-Götze-Straße 2, in der einst ihre Mutter bei Onkel und Tante aufwuchs.
Das Fotoalbum hat Ute Koch beim Ausräumen der Wohnung ihrer Mutter gefunden. Wenn die „Sportsfreunde“-Ausstellung zu Ende geht, dann wird sie es bei sich zu Hause aufbewahren. Als wertvolle Erinnerung an ihre Mutter - und an ein besonderes Kapitel des Weißenfelser Sports.
Spiele zum Abschluss
Noch bis zum Sonntag, 28. Juni, ist die Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart des Weißenfelser Sports im Museum auf Schloss Neu-Augustusburg zu sehen. Zum Abschluss lädt das Museum ab 14 Uhr zu originellen sportlichen und spielerischen Wettkämpfen auf den Schlosshof ein - vom Schuhweitwurf bis zu alten und neuen Murmelspielen. Vereine können sich - nach Anmeldung - noch einmal auf dem Schlosshof präsentieren.
››Das Museum Weißenfels ist erreichbar unter 03443/302552. (mz)
