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Seniorenwohnanlage in Weißenfels Seniorenwohnanlage in Weißenfels: Eva Maria Beyer ist auch mit 90 Jahren noch aktiv

Von bärbel schmuck 15.01.2014, 20:17
Liest immer noch viel: Eva Maria Beyer mit einem Buch über ihre Heimat Ostpreußen.
Liest immer noch viel: Eva Maria Beyer mit einem Buch über ihre Heimat Ostpreußen. peter lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Es vergeht wohl keine Feier im betreuten Wohnen des Weißenfelser Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Ferberstraße, bei der Eva Maria Beyer nicht mit Versen aus eigener Feder bei den Mitbewohnern und DRK-Mitarbeitern punktet. Die meisten ihrer Gedichte und Sketche schreibt sich die alte Dame gar nicht auf. „Das macht sie alles aus dem Kopf und überrascht uns jedesmal damit, sie begeistert und verblüfft uns dabei auch noch mit einer besonderen Lockerheit“, sagt Ursula Vogt. „Und das in so einem Alter“, fügt die Sozialbetreuerin anerkennend hinzu. Denn: Eva Maria Beyer feiert am Donnerstag ihren 90. Geburtstag.

Als langjährige Horterzieherin in der Weißenfelser Neustadtschule ist sie vielen Menschen bekannt, früheren Schülerinnen und Schülern und - sie trifft sich mit ehemaligen Kollegen noch in regelmäßigen Abständen. Die 85-jährige Inge Geiling gehört zu ihnen. „Wir habben erst vor kurzem ihren Geburtstag gefeiert“, sagt Eva Maria Beyer. Leser der Mitteldeutschen Zeitung haben auf ihr Engagement im Ehrenamt zur Bereicherung von Festen in der DRK-Seniorenwohnanlage aufmerksam gemacht.

Schlichte Eleganz

Wie schafft man das, so alt zu werden, so adrett auszusehen, denn die 90 sieht man der aus Ostpreußen stammenden Frau nicht an. „Ich bin seit meiner Kindheit sehr gefordert und - damit gefördert worden, dass ich einmal so alt werde, hätte ich selbst nie gedacht“, erklärt die Seniorin mit der schlichten Eleganz. Auf einem Bauernhof als älteste Tochter von vier Kindern groß geworden, habe es immer jede Menge Arbeit gegeben - auf den Feldern und im großen Gemüsegarten. „Als meine Mutter starb, war ich zehn - und übernahm die Mutterrolle für meine drei jüngeren Geschwister“, erinnert sich die Frohnatur, die während des Zweiten Weltkrieges als Funkerin auf Flughafenstützpunkten in Deutschland und Österreich eingesetzt wurde. „Ich habe viel durchgemacht - durch den Krieg und die Flucht, aber ich hatte auch mehrere Schutzengel, Menschen, die gut zu mir waren, die mir geholfen haben, Bombenangriffe zu überleben, Krankheiten zu überstehen“, blickt das Geburtstagskind zurück. Doch am meisten sei sie durch ihren Vater geprägt worden. „Er war Pferdezüchter, mit fünf Jahren lernte ich schon das Reiten. Er hat mich wie einen Jungen erzogen, mich von kleinauf gelehrt, im Leben zurechtzukommen, mich in schweren Zeiten durchzubeißen“, sagt die 90-Jährige.

Durch die Liebe zu einem Weißenfelser Soldaten kam sie mit Anfang 20 nach Kriegsende in die Saalestadt, die ihr Heimat wurde. Sie heiratete ihren Max, der vor sechs Jahren starb. Heute sei die Familie sehr gewachsen und mit zwei Söhnen, drei Enkeln und zwei Urenkeln und deren Familien in ganz Deutschland verstreut. Sie alle wollen zum heutigen Geburtstag aus Thüringen, Sachsen und Franken anreisen und die Jubilarin hochleben lassen.

Kein Alkohol

„Ich trinke zwar sonst keinen Tropfen Alkohol, werde aber in einer Gaststätte mit einem Gläschen Sekt mit allen auf die Gesundheit anstoßen“, sagt Eva Maria Beyer, die noch allein ihren Haushalt versorgt, sich Mittagessen - am liebsten Gemüsesuppen - kocht, die Fenster putzt und einkauft. Mit dem Bus sei sie gut beweglich. Ihre Mitteldeutsche Zeitung und historische Romane liest sie gerne. „Manchmal klappt das sogar noch ohne Brille“, verrät sie augenzwinkernd. Natursendungen im Fernsehen verpasst sie selten. „Und wenn wir zusammen in der Wohnanlage feiern, habe ich Sketche oder Gedichte auf Lager“, bemerkt sie. Das halte wie das Lesen den Geist fit.

Außerdem sollte man jeden Tag das Lachen nicht vergessen - „wegen der Gesundheit“, empfiehlt die Rentnerin. Am Rande plaudert sie aus einem Sketch über „Tratsch im Treppenhaus mit Frau Otto, die Frau Meyer trifft, die die Flöhe husten hört und - sich über Frau Busch und Herrn Krause beklagt, der drei Päckchen Sauerkraut im Supermarkt gekauft hat, obwohl er Essen auf Rädern bekommt...“