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Schwimmunterricht Schwimmunterricht: Sicherheit beim Schwimmen geht vor Sparzwang

Von Julia Reinard 29.01.2013, 19:09
Schwimmer ziehen ihre Bahnen. (FOTO: DPA)
Schwimmer ziehen ihre Bahnen. (FOTO: DPA) EPA

WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Eine Stunde schwimmen ist für jeden erschöpfend. Eineinhalb Stunden im Wasser - für Neunjährige, die womöglich Angst haben und größtenteils noch nicht schwimmen können, muss das eine riesige Anstrengung sein. Und doch: In Zeitz und Umgebung findet der Schulschwimmunterricht im Block, also in eineinhalb Stunden-Einheiten statt. In Weißenfels und Umgebung ist man nach einem Jahr mit Doppelstunden zum wöchentlichen Rhythmus zurückgekehrt.

Almut Scheibert und Volker Schade sind Schulschwimm-Koordinatoren. Sie in Weißenfels, er für Zeitz. Beide sind seit Jahrzehnten Rettungsschwimmer. Sie sind sich einig: Der Unterricht im Block ist nicht sinnvoll. Ein neuer Schwimm-Erlass gibt ihnen recht und führt zum neuen Schuljahr den einstündigen, wöchentlichen Unterricht als Norm wieder ein. Ausnahmen gibt es künftig nur mit Begründung, wenn die Gesamtkonferenz sie beschließt.

Spritkosten sollten gespart werden

Der Erlass kam im August heraus, da hatte Koordinator Schade für Zeitz alle Pläne und Absprachen schon fertig, so dass er ihn erst kommendes Jahr umsetzen kann. Er ist froh über den Erlass und sagt: "Mein Ziel ist, ab nächstem Schuljahr Einzelstunden zu unterrichten." Seiner Erfahrung nach waren die Doppelstunden gesetzlich möglich und seien eingeführt worden, um Finanzen zu sparen.

Einzusparen sind dabei Spritkosten: Die Doppelstunden gehen nur über ein Schulhalbjahr, also finden nur halb so viele Fahrten statt wie bei wöchentlichem Unterricht über ein ganzes Jahr. In Zeitz wurde dieser Blockunterricht schon vor zehn Jahren eingeführt. Weißenfels und Umgebung wurde diese Variante als Sparmöglichkeit von Seiten des Landesschulamts nahegelegt. Voriges Schuljahr testeten es die Schulen, die per Bus in die Schwimmhalle nach Weißenfels-West fahren.

Zum Beispiel fuhren die Lützener Grundschüler vergangenes Jahr für den Blockunterricht nach Weißenfels. Schulleiterin Britta Fleischer sagt: "Das hat sich nicht bewährt." So seien die Schüler nach diesem Pensum "total kaputt" gewesen. Darunter habe der nachfolgende Unterricht gelitten. Zudem sei die Schwimm-Doppelstunde nicht so effizient wie gedacht, da die Schüler nicht über eine so große Zeitspanne etwas aufnehmen könnten.

Die Schwimm-Koordinatoren geben ihr recht: Den Kindern falle es schwer, sich so lange zu konzentrieren, auch Pausen zu machen und außerhalb des Schwimmbeckens auszuruhen, sei nicht sinnvoll, weil sie dann schnell frieren würden. Nicht zu unterschätzen sei auch, dass ein Kind, das den Unterricht wegen Krankheit verpasst, den Rückstand kaum aufholen könne.

Wethautaler nach Naumburg

Einstündigen Unterricht bevorzugt Gabriele Poeck, die Leiterin der Grundschule Hohenmölsen. Heike Schade, die in Tröglitz die Grundschule leitet, spricht sich ebenfalls gegen den zweistündigen aus.

Es gibt dennoch andere Stimmen. So fahren die Grundschüler aus dem Wethautal seit Jahren zum Blockunterricht ins Bulabana-Bad nach Naumburg. Die Osterfelder Grundschulleiterin Hannelore Schlüßler sagt: "Für uns ist das günstiger als ein Jahr lang jede Woche zu fahren." Sie richte den Stundenplan so ein, dass anschließend kein Hauptfach komme. Der Weg von zwei mal 20 Minuten rechtfertige das.