Schwieriger Berufseinstieg für angehende Lehrer Schwieriger Berufseinstieg für angehende Lehrer: Land gibt engagierten Sportlern keine Chance

Weißenfels/Landsberg - Bislang ist Gifhorn in Niedersachsen auf der Floorball-Landkarte ein weißere Fleck. Das kann sich ändern. Immerhin bekommt das dortige Gymnasium mit Benjamin Hankel demnächst einen Referendar, der sich aufgrund seines Studiums nicht nur mit den Fächern Sport und Sozialkunde auskennt, sondern auch damit, wie man ehrenamtlich junge Nachwuchssportler trainiert. Und nicht nur das, er weiß auch wie man eine Sportart in einer Stadt heimisch macht, wo es sie vor einigen Jahren gar nicht gab - Landsberg im Saalekreis.
Notendurchschnitt 2,1 reicht nicht
„Ich hatte nie die Absicht, nach Niedersachsen zu gehen“, sagt der 29-Jährige, aber in Sachsen-Anhalt bekommt er keine Referendarstelle. Sein Notendurchschnitt ist zu schlecht. Mit 2,1 hat er sein Studium absolviert. „1,4 hätte ich gebraucht, um unter die besten 50 Bewerber zu kommen und eine Stelle als Referendar zu erhalten“, sagt er.
Rolf Blanke, Präsident des Weißenfelser Floorball-Vereins UHC Sparkasse und einer der wichtigsten Geburtshelfer des Floorballs in Deutschland, versteht an dieser Stelle die Welt nicht mehr. „Einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Benjamin dazu angestachelt habe, dem Floorball in Landsberg auf die Beine zu helfen. Hätte ich das nicht getan, hätte er wahrscheinlich bessere Noten und könnte in Sachsen-Anhalt bleiben“, sagt Blanke. Zum anderen verstehe er aber auch nicht, wieso sich das Land engagierte junge Pädagogen entgehen lässt, die bereits nachgewiesen haben, dass sie mit Kindern und Jugendlichen umgehen können.
Antwort von Karina Kunze vom Kultusministerium in Magdeburg: Die Kapazitäten ermitteln sich aus den im Haushaltsplan des Landes ausgewiesenen Stellen und Mitteln. 2014 waren es insgesamt 520 Stellen, 2015 werden es 620 Stellen sein. Die Vergabe der Ausbildungsplätze für den Vorbereitungsdienst erfolgt gemäß der Regelungen im Paragraf 30 des Schulgesetzes des Landes. Übersteigt die Zahl der Bewerbungen die Zahl der vorhandenen Ausbildungsplätze, so sind zunächst Quoten für Härtefälle und Wartefälle zu bilden. Die verbleibenden Plätze sind nach fachlicher Leistung zu vergeben.
Antwort: Zum 1. September 2014 wurden folgende Plätze vergeben: 33 an Grundschulen, 23 an Sekundarschulen, 50 Plätze an Gymnasien, 34 an Förderschulen und 20 an berufsbildenden Schulen. An Grund-, Sekundar-, Förder- und berufsbildenden Schulen konnten nahezu alle Bewerber in den Vorbereitungsdienst eingestellt werden. An Gymnasien standen 708 Bewerber 50 freien Ausbildungsplätzen gegenüber.
Antwort: Einen solchen Bonus kann es aus rechtlichen Gründen nicht geben. Nach dem verfassungsrechtlichen Gebot des Zugangs in öffentliche Ämter im Sinne von Artikel 33, Absatz 2 im Grundgesetz ist die Auswahl nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorzunehmen. Eine Bevorzugung einzelner Bewerber ist daher nicht möglich. (ze)
Mehr zu den Regularien ist unter folgenden Internet-Links zu finden:
http://www.mk.bildung-lsa.de/bildung/ge-schulgesetz_2009.pdf
http://www.mk.bildung-lsa.de/bildung/ve-vd-lehraemter_2014.pdf
Die Kriterien sind allerdings knallhart. „Wir können das Ehrenamt nicht berücksichtigen, sondern nur die Studienleistung. Alles andere würde uns eine Klagewelle einbringen“, sagt Karina Kunze aus der Presseabteilung des Kultusministeriums in Magdeburg. Für die Gymnasien habe es in diesem Schuljahr 50 Ausbildungsplätze gegeben, 708 Bewerber standen laut Kunze dem gegenüber. Hankel meint, dass er unter den Bewerbern auf Platz 471 liegt und damit absolut chancenlos sei.
Dabei ist es nicht so, dass Gymnasien im Land Benjamin Hankel nicht gewollt hätten. Das GutsMuths-Gymnasium in Quedlinburg hätte ihn mit Kusshand genommen, kann aber ebensowenig wie das bereitwillige Elisabethgymnasium in Halle nicht selbst darüber entscheiden. „Aber gerade das Quedlinburger Gymnasium ist eine Schule mit dem Sportprofil Floorball“, sagt Blanke. Das gilt auch für das Weißenfelser Goethegymnasium.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Probleme Sara Patzelt bei ihrem Berufseinstieg hat.
Das hätte gern Sara Patzelt genommen. Die Floorball-Nationalspielerin, die zudem für den Weißenfelser Klub als Spielerin und Trainerin tätig war und zum Teil auch ist, teilt das Schicksal von Benjamin Hankel. Ihre Ausbildung als Lehrer für Sport und Englisch ist zwar gefragt, aber mit 2,1 als Note hat auch sie in Sachsen-Anhalt keinen Chance. In Thüringen habe sie sich ebenfalls beworben. „Ich glaube aber, dass ich auch dort keine Chance bekomme.“ Will sie darauf in der Region warten, droht ihr Hartz IV. Möglicherweise bleibt auch ihr nichts anderes übrig, als sich in Ländern wie Niedersachsen zu bewerben, die aufgrund ihres Lehrermangels moderatere Einstellungsbedingungen haben. „Aber ich möchte gern hier bleiben“, sagt die 26-Jährige. Sie hat beim UHC in Weißenfels Nachwuchs trainiert. „Und ich habe an der Uni in Jena Floorball als Sportart zum Laufen gebracht“, erzählt sie.
All das zählt aber nicht. „Ohne die Zeit, die ich für den Floorball aufgewendet habe, hätte ich wahrscheinlich die Note von 1,4 auch nicht erreicht, aber sicher eine deutlich bessere“, sagt Hankel. Damit wären seine Chancen auf ein Referendariat in einem nachfolgenden Verfahren deutlich gestiegen. Zwei Teams hat er in Landsberg trainiert, dazu selbst bei den Black Lions im SSV 90 Landsberg in der 2. Bundesliga gespielt. 13 oder 14 Stunden pro Woche seien dabei draufgegangen, gut ein Drittel für das Nachwuchstraining.
Antwort von Karina Kunze vom Kultusministerium in Magdeburg: Die Kapazitäten ermitteln sich aus den im Haushaltsplan des Landes ausgewiesenen Stellen und Mitteln. 2014 waren es insgesamt 520 Stellen, 2015 werden es 620 Stellen sein. Die Vergabe der Ausbildungsplätze für den Vorbereitungsdienst erfolgt gemäß der Regelungen im Paragraf 30 des Schulgesetzes des Landes. Übersteigt die Zahl der Bewerbungen die Zahl der vorhandenen Ausbildungsplätze, so sind zunächst Quoten für Härtefälle und Wartefälle zu bilden. Die verbleibenden Plätze sind nach fachlicher Leistung zu vergeben.
Antwort: Zum 1. September 2014 wurden folgende Plätze vergeben: 33 an Grundschulen, 23 an Sekundarschulen, 50 Plätze an Gymnasien, 34 an Förderschulen und 20 an berufsbildenden Schulen. An Grund-, Sekundar-, Förder- und berufsbildenden Schulen konnten nahezu alle Bewerber in den Vorbereitungsdienst eingestellt werden. An Gymnasien standen 708 Bewerber 50 freien Ausbildungsplätzen gegenüber.
Antwort: Einen solchen Bonus kann es aus rechtlichen Gründen nicht geben. Nach dem verfassungsrechtlichen Gebot des Zugangs in öffentliche Ämter im Sinne von Artikel 33, Absatz 2 im Grundgesetz ist die Auswahl nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung vorzunehmen. Eine Bevorzugung einzelner Bewerber ist daher nicht möglich. (ze)
Mehr zu den Regularien ist unter folgenden Internet-Links zu finden:
http://www.mk.bildung-lsa.de/bildung/ge-schulgesetz_2009.pdf
http://www.mk.bildung-lsa.de/bildung/ve-vd-lehraemter_2014.pdf
Mittlerweile haben sich nach den Worten von Rolf Blanke sowohl der Floorballbund, der seit dem Dezember Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund ist, als auch der Landessportbund stark gemacht, damit Benjamin Hankel und Sara Patzelt doch eine Stelle im Land bekommen. Vergebens jedoch, die Kriterien des Kultusministeriums stehen felsenfest. „Wir haben uns auch an Politiker im Landtag gewandt“, sagt Blanke und dort sogar offene Ohren gefunden. „Allerdings ist uns auch gesagt worden, dass Änderungen solcher Kriterien vielleicht in der nächsten Legislaturperiode zustande kommen könnten“, berichtet Blanke. Falls das überhaupt zu ändern geht - für Sara Patzelt und Benjamin Hankel ist das zu spät. (mz)
