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Schulessen Schulessen: Extrawürste kosten extra

Von bärbel schmuck 16.07.2013, 20:18
Im Hort Tagewerben: Grit Kamphoff gibt Essen von Menü-Service an Jakob Köhler und Jonas Küster aus.
Im Hort Tagewerben: Grit Kamphoff gibt Essen von Menü-Service an Jakob Köhler und Jonas Küster aus. Peter Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Bernd Ostermann aus Großkorbetha ärgert sich über die Weißenfelser Menü-Service GmbH. Das Unternehmen ist der neue Essensanbieter in der Grundschule Großkorbetha, nachdem der bisherige Anbieter aus Naumburg wiederholt Insolvenz anmelden musste. „Somit war die Stadt als Schulträger in der Zwangslage, einen neuen Anbieter zu finden“, schreibt der MZ-Leser. Das sei die Menü-Service GmbH, die Elternbriefe verschickt habe, die allerdings mit der Stadt nicht abgestimmt seien und nun für Zoff sorgten.

„Die Kinder werden nur mit Mittagessen versorgt, wenn die Eltern eine Einzugsermächtigung erteilen“, schreibt Ostermann und hält dies „schlichtweg für Erpressung“. Der Familienvater würde lieber Rechnungen per Überweisung begleichen. Er sieht hier die Stadt in der Pflicht zu vermitteln, weil die Kommune als Schulträger den Auftrag zur Essensversorgung vergeben würde.

Maik Trauer, der zuständige Fachbereichsleiter in der Stadtverwaltung, versteht die Reaktion von Bernd Ostermann nicht. Schließlich hätten sich Kunden an die Geschäftsbedingungen des Betriebes zu halten - das werde doch überall so gehandhabt. „Wir sind froh, dass die Menü-Service unseren Hilferuf verstanden und kurzfristig reagiert hat und die Versorgung schon am Montag beginnen konnte“, sagt Trauer. Denn an den Schulen wird trotz Ferien wegen der Hortbetreuung Mittagessen benötigt. Binnen weniger Tage musste hier eine Entscheidung fallen. Menü-Service sagte Anfang Juli zu, stockte personell auf, investierte 50 000 Euro für Neuanschaffungen bei Großküchentechnik und Behältern sowie für den Kauf von zwei Fahrzeugen.

So beschreiben es Roman Stehr und Ina Katzmareck. Beide sind Geschäftsführer von Menü-Service in der Weißenfelser Beuditzstraße. Er ist zuständig für Produktion und Technik, sie für den kaufmännischen Bereich verantwortlich. „Die Anschuldigungen von Herrn Ostermann liegen uns schwer im Magen“, sagt Stehr. Rechnungen per Überweisungen binnen weniger Tage zu begleichen, sei in Ordnung. Doch daran hielten sich viele Kunden nicht. „Wir haben einen ganzen Kilometer mit Rückbuchungen, nicht eingelösten Rücklastschriften, weil sich Eltern über mehrere Wochen, ja sogar Monate, alle Zeit der Welt lassen, ehe sie das Schulessen für ihre Kinder bezahlen“, so Stehr. Das sei die bittere Wahrheit und so nicht hinnehmbar. „Wenn wir das schleifen lassen und jeder macht, was er will, können wir unseren Laden zuschließen und auch Insolvenz anmelden“, ergänzt Ina Katzmareck. Extrawürste kosteten zudem extra. Eine Rechnung separat aus dem System zu nehmen, sei zusätzlich mit finanziellem Verwaltungsaufwand verbunden.

„Wir warten auf unser Geld - dem gegenüber stehen diese Anschuldigungen und Forderungen“, äußert Stehr und ist stocksauer. Das sei dreist und passe nicht zusammen. Menü-Service versorgt seit Wochenbeginn zusätzlich die Kindertagesstätten Burgwerben, Schkortleben und Wengelsdorf sowie die Grundschulen in Tagewerben und Großkorbetha. Das sind 250 Essensportionen mehr, die im Auftrag der Stadt auch während der Ferien in die Schulhorte der Ortsteile geliefert werden, sagt Ina Katzmareck.

Nach der Insolvenz des Naumburger Anbieters hätten zudem zwei Naumburger Grundschulen angefragt, ob der Weißenfelser Menü-Service auch sie versorgen könnte. „Wir mussten ablehnen, weil wir das nicht stemmen können“, bekennt Stehr.

Zu einem weiteren Vorwurf von Bernd Ostermann nimmt er ebenfalls Stellung: „Wenn Eltern angeben sollen, was ihr Kind ab dem 15. Juli bis Ende September essen will, ist das unflexibel vom Anbieter gestaltet,“ kritisiert der Leser. Roman Stehr versichert, dass Kalkulation wichtig sei, um ein Unternehmen wie Menü-Service wirtschaftlich zu führen.

Christian Pöschmann, Marko Garail und Kerstin Lorbeer in der Menü-Küche.
Christian Pöschmann, Marko Garail und Kerstin Lorbeer in der Menü-Küche.
Peter Lisker Lizenz