Schülerkonzert in Weißenfels Schülerkonzert in Weißenfels: Applaus für die Besten

Weissenfels - Schülerkonzerte sind im Normalfall etwas klischeebehaftet. Schüler lernen eben noch und sind weit weg von Perfektion und Virtuosität. Denkt man. Dass das auch anders geht und selbst gestandene Musikwissenschaftler überrascht werden können, haben die Schüler und Schülerinnen des Spezialgymnasiums für Musik „Schloss Belvedere“ aus Weimar am Wochenende gezeigt. Mit einer außergewöhnlichen Leistung an Spiel und Können haben sie das ausverkaufte Heinrich-Schütz-Haus zum Beben gebracht.
Das Musikgymnasium Schloss Belvedere ist ein staatliches Spezialgymnasium in Weimar für musikalisch hochbegabte Jugendliche, welche dort dort ab der 5. Klasse unterrichtet werden. Der Schulkomplex inklusive Internat befindet sich ungefähr 5 km südlich vom Zentrum der Stadt Weimar im Park des Schlosses „Belvedere“. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts haben erste Bemühungen für die Gründung einer Musikschule in Weimar stattgefunden durch Christoph Martin Wieland und Herzogin Anna Amalia. Franz Liszt griff diese Idee 1848 wieder auf. Seit 1990 ist die Schule dem Thüringischen Kultusministerium unterstellt. Nach einer bestandenen Eignungsprüfung erhalten die Schüler eine intensive musikalische Förderung durch Einzelunterricht sowie unter anderem in Ensemblemusizieren in Chor, Orchester oder Kammermusik. (cb)
Der Grund für einen minutenlangen Applaus bereits vor der Pause ist ein Trio gewesen, das den Zauber des argentinischen Tangos über den Konzertsaal gelegt hat. Mit Violine, Akkordeon und Kontrabass haben sie Improvisationen auf ein Stück von Tango-Großmeister Astor Piazzolla gespielt und mit großer Leidenschaft und Feuer das Publikum zum Dahinschmelzen gebracht. „Ich bin völlig fasziniert“, schwärmt Pia Lau. Die Schülerin ist mit ihrer Familie zu Gast beim Konzert und zeigt sich begeistert vom Tango-Stück. „So harmonisch und so perfekt, temperamentvoll - mir fehlen eigentlich die Worte gerade, um meine momentanen Gefühle auszudrücken“, sagt die 16-Jährige beeindruckt. Pia selbst spielt Gitarre. Aus der musikalischen Begegnung mit den Nachwuchsmusikern nimmt sie für sich selbst viel Inspiration und Motivation mit.
Nicht weniger begeistert hat sich am Abend die Leiterin des Hauses, Henrike Rucker, gezeigt. „Es ist einfach großartig gewesen“, sagt sie über den Konzertabend. Besonders die Steigerungsfähigkeit der einzelnen Musikschüler hat die Leipzigerin regelrecht überrumpelt. „Das die Belvedere-Schüler gut sind, steht außer Frage. Aber dass die Leistungen von Konzertstück zu Konzertstück sich so steigern können, ist sehr faszinierend“, bemerkt Rucker im Anschluss an das Konzertes. Dass ab diesem Jahr gleich zwei dieser Schülerkonzerte in Weißenfels stattfinden werden, ist dem ehemaligen Mitarbeiter Dominik von Roth zu verdanken. Der Wissenschaftler, der seit Ende letzten Jahres im Germanischen Museum in Nürnberg arbeitet, hat den Kontakt zwischen der Musikergedenkstätte und dem Spezialgymnasium geknüpft. „Wir haben einen Kooperationsvertrag geschlossen“, berichtet die Leiterin dem Publikum. Mit dieser Kooperative reiht sich das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels in eine Reihe von großen Konzerthäusern wie die Berliner Philharmonie oder dem Mendelssohn-Haus in Leipzig ein, in denen die Eliteschüler auftreten dürfen.
Auf das Gymnasium gehen momentan 117 Schüler aus ganz Deutschland und Europa. Sie werden unter anderen von Professoren und Dozenten der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt unterrichtet. Einer von ihnen ist Konstantin Rohleder. Im Blockflötentrio zusammen mit Jorunn Kumkar und Noah Keucher hat der Abiturient mit Variationen auf ein altes holländisches Volkslied sowie durch seine Spielfreude und Wandlungsfähigkeit das Publikum beeindruckt. Rohleder ist Preisträger des Bundeswettbewerb „Jugend musiziert 2015“. „Ich denke, mein Weg führt mich in die Alte Musik, in ein Barockorchester vielleicht“, erzählt der Flötist. Für ihn geht mit dem Abitur eine stressige und eine musikalisch sehr intensive Zeit zu Ende. „Man muss genau wissen, auf was man sich mit dem Besuch des Belvedere einlässt. Es bedeutet viel harte Arbeit“, räumt der Greizer ehrlich ein. (mz)