Schuhmuseum Weißenfels Schuhmuseum Weißenfels: Mehr Platz für die Treter von Dirk Nowitzki

Weißenfels - Schuhe über Schuhe, und kein Paar gleicht dem anderen. Viele Frauenherzen schlagen allein bei dem Gedanken an einen riesigen begehbaren Schrank - analog eines Raumes für Kleidung - nur für ihre Treter höher. Prominente zeigen ihre privaten Gemächer mit Schuhregalen bis zur Decke gern Fotografen. In der einstigen Schuhmetropole Weißenfels (Burgenlandkreis) soll das Schuhmuseum nach dem Willen der Stadt bis 2020 so aufgepeppt werden, dass sich möglichst viele Besucher High Heels, Leisetreter oder feine Stoffschühchen verschiedener Epochen und Herkunftsländer ansehen. Die seit 1985 kaum veränderte Dauerschau soll einer neuen Darbietung weichen.
„Neben digitalen Präsentationsmöglichkeiten wird es mit der neuen Dauerschau auch den größten öffentlichen begehbaren Schuhschrank der Welt geben“, sagt der städtische Kulturamtsleiter Robert Brückner. „Damit können wir fast den gesamten Fundus den Besuchern präsentieren.“ Ziel sei es, die Entwicklung der Schuhformen und der Schuhproduktion zu zeigen. Mindestens 800.000 Euro werde das Projekt wohl kosten.
Schuhe aus Bast, Baumrinde, Holz und Hanf
Aus konservatorischen Gründen werde es in der neuen Schau auch weiterhin Vitrinen geben, sagt Kuratorin Angela Sengewald. Immerhin seien Schuhe aus Bast, Baumrinde, Holz und Hanf etliche Jahrzehnte alt. Die Ausstellungsfläche soll von 500 auf 800 Quadratmeter erweitert werden. Viel Platz brauchen schon jetzt allein die handsignierten Treter von Basketballstar Dirk Nowitzki - mit der Größe 51. Der mehr als zwei Meter große Sportler hat sie dem Museum zur Verfügung gestellt.
Nowitzkis Schuhe gehören wie auch die Schuhe von Punk-Rockerin Nina Hagen und ihrer Tochter Cosma Shiva zu den Attraktionen des Museums. Schuhe von Politikern wie dem früheren US-Präsidenten George H. W. Bush und von Altbundeskanzler Helmut Kohl landeten auch im Weißenfelser Museum. Tennisschuhe des zweifachen Wimbledon-Siegers Boris Becker gehören ebenso zum Fundus, der rund 5.000 Paar Schuhe aus der ganzen Welt umfasst. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge zehn Schuhmuseen. Weißenfels habe einen der größten Bestände seiner Art, sagt die Kuratorin.
1910 gegründet
In das Museum kommen zwischen 13.000 und 15.000 Besucher im Jahr. Es wurde 1910 gegründet. Seit 1985 ist es im Schloss Neu-Augustusburg inmitten der Kleinstadt im Süden Sachsen-Anhalts untergebracht. Absolute Raritäten im Fundus seien 80 Paar Barockschuhe aus der Zeit von 1650 bis 1750. „Wir bekommen deshalb viele Leihanfragen“, sagt Sengewald. Derzeit sind Schuhe aus der Weißenfelser Sammlung im Landesmuseum Tirol in Innsbruck, im Senckenberg Museum Frankfurt/Main und im Händelhaus in Halle zu sehen.
Weißenfels mit heute 40.000 Einwohnern war um die Jahrhundertwende ein Zentrum der modernen industriellen Schuhproduktion. Damals gab es rund 100 Schuhfabriken in der Stadt an der Saale. Zu DDR-Zeiten war Weißenfels mit rund 30.000 Beschäftigten in der Branche größter Schuhproduzent in Europa. Nach der Wende verschwand der Industriezweig nahezu völlig von der Bildfläche. Die Kommune hat seither mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen.