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Schicksal Schicksal: Schwerer Start in das Leben des kleinen Tyler aus Weißenfels

Von Andrea Hamann 02.05.2014, 13:09
Mutter Nicole Knoll hält ihren kleinen Tyler ganz fest im Arm.
Mutter Nicole Knoll hält ihren kleinen Tyler ganz fest im Arm. Marco Junghans Lizenz

Weissenfels/MZ - Tyler ist mit seinen 2.560 Gramm ein zierliches Baby. Aber das Kind von Nicole Knoll und Mathias Wendrich ist eine Kämpfernatur. In den vergangenen drei Monaten hat sich der Junge in das Leben hineingekämpft. Tyler kam drei Monate zu früh auf die Welt. Er wog lediglich 550 Gramm, war 32 Zentimeter groß. Er hatte eine 50-prozentige Überlebenschance. Tyler hat es aber geschafft. Vor neun Tagen ist er nach Hause gekommen - zu seinen Eltern und den Geschwistern Lea-Sophie (9) und Brüderchen Niklas (4) in Weißenfels. Noch ist selbst die kleinste Babykleidung zu groß für den Jungen mit den großen Augen. Dass dies nebensächlich ist, ist seiner Mama anzumerken, wenn sie ihren jüngsten Nachwuchs liebevoll im Arm hält.

Hellp-Syndrom diagnostiziert

Rückblick: Bis zur 26. Schwangerschaftswoche läuft für die 28-Jährige alles ganz entspannt. Der Bauch wird größer, das Kind darin entwickelt sich normal. Dann bekommt sie plötzlich Schmerzen im Oberbauch. „Um 7 Uhr bin ich in das Krankenhaus nach Kröllwitz gekommen, um 7.30 Uhr haben sie ihn geholt“, sagt die junge Frau mit den braunen Augen. Die Ärzte haben eine Schwangerschaftsvergiftung der besonders aggressiven Art, das Hellp-Syndrom, diagnostiziert. Bevor sie den Notkaiserschnitt machen, fragt Nicole Knoll noch, wie die Überlebenschance des Kindes sein wird. „50 zu 50“, lautet die Prognose. Aber ihr bleibt keine Wahl. Nicht nur Tylers Leben steht auf dem Spiel, auch ihres. Nach der Operation gelten ihre ersten Gedanken dem Baby. Dieses liegt aber auf der Frühchenstation, wird beatmet. Erst ein Tag später darf sich die Mutter im Rollstuhl zu ihrem Kind begeben. „Er war nur Haut und Knochen“, erinnert sie sich. Der Junge behält anfangs die Nahrung nur schlecht oder auch gar nicht bei sich und nimmt noch einmal 16 Gramm ab. Tyler bleibt die nächsten Wochen in Kröllwitz. Aller zwei Tage fahren die Eltern zu ihm. Eine Stunde lang dürfen sie dann mit ihm kuscheln. Die ersten Male hat er dabei sogar noch Aussetzer in der Atmung. Für die Eltern ist es eine Zeit der ständigen Anspannung. Langsam fängt der Junge aber an Nahrung zu vertragen. Seine Mutter setzt alles daran, ihn stillen zu können - und schafft es, indem sie zu Hause ihren Körper mit der Milchpumpe darauf trimmt.

"Tyler ist nach Weißenfels verlegt worden"

Am 2. April klingelt das Telefon: „Tyler ist nach Weißenfels verlegt worden“, lautet die schöne Nachricht. Nun kann ihn auch endlich die Verwandtschaft sehen. In Kröllwitz durften nur die Eltern zu ihm. Vor neun Tagen ist es endlich soweit gewesen. Die Eltern konnten ihren kleinen Jungen aus dem Krankenhaus holen und mit nach Hause nehmen.

Tyler wiegt jetzt etwa zwei Kilo mehr als zur Geburt. Er ist trotzdem noch ein zierliches Baby. Aber der Junge schaut mit seinen braunen Augen, die denen seiner Mutter gleichen, neugierig in der Welt herum. Die Ärzte sind optimistisch, dass er sich normal entwickelt. Hoffnung dazu gibt sein Bruder Niklas. Er ist auch ein Frühchen, wenn auch nicht so ein frühes wie sein Bruder. Niklas ist körperlich und geistig völlig normal entwickelt

„Ich wünsche mir, dass jetzt alles normal wird“, sagt die junge Mutter. Am Sonnabend wird sie wohl noch öfter auf die vergangenen Monate zurückblicken. Denn am 3. Mai hätte Tyler laut errechnetem Termin geboren werden sollen.