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Schellbach in Teuchern Schellbach in Teuchern: Artenvielfalt wird vermisst

Von christian Puschner 31.07.2013, 18:12
Mit einem Kompaktlabor untersuchten die Schüler die chemische Gewässergüte des Schellbachs im Bereich Unterm Berge.
Mit einem Kompaktlabor untersuchten die Schüler die chemische Gewässergüte des Schellbachs im Bereich Unterm Berge. Christian Puschner Lizenz

teuchern/MZ - Der Schellbach in Teuchern besitzt offenbar eine schlechte Wasserqualität. Die Folge: Es mangelt ihm an Artenvielfalt. Das haben Schüler der elften Klasse des Eckenberg-Gymnasiums Adelsheim (Baden-Württemberg) festgestellt. Im Rahmen einer Studienfahrt im Fach Biologie besuchten sie unter Leitung von Studienrat Christian Puschner und Oberstudienrätin Kathy Müller den Großraum Jena-Halle-Leipzig. Eine Tagesexkursion führte die Oberstufenschüler nach Teuchern. Dort ermittelten sie den ökologischen Zustand des Schellbachs.

Dazu wurden die biologische und die chemische Gewässergüte sowie die Gewässerstrukturgüte des Schellbachs nahe dem Ortseingang von Teuchern aus Richtung Trebnitz in der Straße „Unterm Berge“ untersucht. Die Schüler nahmen einen etwa 50 Meter langen repräsentativen Gewässerabschnitt unter die Lupe. Sie suchten vor allem nach darin lebenden Tieren. Die Schüler kescherten den Bach ab, drehten Steine um, siebten Sedimente aus. Die gefundenen Tiere wurden anschließend in Sammelschalen bestimmt.

Nur wenige Tiere im Bach

Aus den gehäuften Vorkommen bestimmter Arten im Schellbach konnten die Oberstufenschüler eine Langzeitaussage über den Zustand des Gewässers treffen. Das Ergebnis enttäuschte sie: Sie mussten feststellen, dass die Artenvielfalt im Bach als eher gering eingestuft werden muss. Ihre Schüler fanden nur sehr wenige Tiere vor, darunter Wasserasseln und Zuckmückenlarven, die als Indikatororganismen auf eine mäßige bis unbefriedigende Wasserqualität hinweisen. Nachgewiesen werden konnten außerdem verschiedene Schlammschnecken und der Zweipunktige Schnellschwimmer, ein Wasserkäfer. Beide Arten wiesen ebenfalls auf einen wenig guten Gewässerzustand hin. Eintagsfliegenlarven, Steinfliegenlarven, verschiedene Köcherfliegenlarven und Flohkrebse, die eine gute bis sehr gute Wasserqualität anzeigen, fehlen im Teucherner Schellbach.

Ursachen für den recht schlechten Gewässerzustand konnten die Schüler aus Baden-Württemberg nicht ergründen. Dazu wäre eine umfangreiche chemische Untersuchung erforderlich. Sie würde es ermöglichen, Einträge in den Bach, zum Beispiel durch Haushalte oder Landwirtschaft festzustellen. Anhand von Grenzwerten sei dann eine genaue Festlegung der Gewässergüte möglich, erklärten die beiden Projektleiter ihren Schülern.

Sie bestimmten direkt am Bach auch chemische Parameter. Natürliche Gewässer weisen in der Regel einen pH-Wert zwischen 6,0 und 8,0 auf. Mit einen pH-Wert von 8,0 lag der Schellbach noch gerade so innerhalb der Grenzwerte. Ein Ammonium-Gehalt von etwa 0,3 Milligramm pro Liter wies auf eine mäßige Belastung hin. Übermäßige Einträge von Ammonium-Ionen gehen auf die Anwendung von Stickstoffdüngemitteln in der Landwirtschaft zurück, erfuhren die Schüler. Ein hoher Ammonium-Gehalt führe zu einer Überdüngung der Gewässer, erklärte Kathy Müller.

Sauerstoffgehalt überrascht

Ammonium-Ionen würden durch bakteriellen Abbau im Wasser zunächst zu Nitrit und später zu Nitrat abgebaut. Die Schüler stellten einen Nitrit-Gehalt von zum Teil über 0,2 Milligramm pro Liter und einen Nitrat-Gehalt über 2,5 Milligramm pro Liter Bachwasser fest. Diese Werte zeigten eine mäßige Belastung des Gewässers an. Allerdings stellten die Elftklässler eine Konzentration von über 0,5 Milligramm Phosphat pro Liter fest. Phosphatquellen sind auch hier Einträge nach der Düngung landwirtschaftlicher Flächen. Erstaunt waren die Forscher, dass der Sauerstoffgehalt des Bachs mit Werten um 8 Milligramm pro Liter durch Turbulenzen im Wasser überraschend gut war.

Im Bereich der Brücke fanden die Schüler eine Einleitungsstelle unbekannter Herkunft. Hier konnten sie fast keinen Sauerstoff im Wasser nachweisen. Der wird wohl durch mikrobiellen Abbau der Verunreinigungen aufgezehrt, vermuteten sie und glaubten, dass hier eine Einleitung von Sickerwasser der Felder stattfindet. Die Oberschüler aus Adelsheim untersuchten auch die Struktur des Schellbachs sowie sein Umfeld. Sie stellten fest, dass er ein intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet durchfließt, was die chemischen Parameter bestätigten. Der zwei bis fünf Meter breite Gewässerrandstreifen zeigte sich wenig naturnah.

Nun lassen die Schüler ihre Untersuchungsergebnisse zum Teucherner Schellbach der Naturschutzbehörde des Landkreises zukommen.

Schüler begutachteten die in Schalen aufbewahrten Kleinorganismen.
Schüler begutachteten die in Schalen aufbewahrten Kleinorganismen.
Christian Puschner Lizenz