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Saunaeffekt am Arbeitsplatz

Von Torsten Gerbank und Heike Riedel 29.07.2008, 16:08

Zorbau/Meineweh/MZ. - Stephan Kämpfe kommt jetzt am liebsten zur Frühschicht an seinen Arbeitsplatz in Zorbau. Denn da ist es mit etwa 20 Grad noch recht kühl in der Produktionshalle der Roba Corrugated GmbH. Wenn dann die Anlage in Betrieb genommen wird, die täglich 500 000 Quadratmeter Wellpappe produziert, steigen die Temperaturen auf der Maschinenbrücke, wo er die Qualität kontrolliert, schnell auf 40 Grad. Da hilft wenig, dass das Betriebstor weit offen steht. Durch den Platzwechsel mit Eric Hädrich, der zu ebener Erde Wellpappe prüft, schaffen sich die beiden etwas Entlastung. Denn unten staut die heiße Luft nicht so, ist vier, fünf Grad kälter.

Noch heißer wird es etliche Male am Tag für René Richter. Er muss dann ganz dicht ran an die Hitzequelle. Sie ist nötig, um gepresstes Papier über Heizzylinder mit Dampf zu besprühen. So werden die Wellen geformt. 180 Grad herrschen im Inneren der Maschine. In dem darum errichteten Kasten werden Temperaturen von weit über 40 Grad erreicht und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Das muss der Maschinenführer aushalten, wenn er die Prozesse dort kontrolliert. "Das hier ist meine Sauna", sagt er.

"Das hält gesund, härtet ab", meint Heiko Jahn lachend, als er sich im Ausruhraum beim Großhandel Jomo Citti in Zorbau für seinen nächsten Kältegang fertig macht. Er zieht die gefütterten Stiefel und die Wattejacke über, stülpt sich die Tschapka auf den Kopf und greift nach den Handschuhen. Bei Zimmertemperaturen von nahezu 30 Grad und mit heißem Tee hat er sich erst wieder einmal durchgewärmt, bevor er zurückkehrt in die Tiefkühlhalle, wo mit minus 20 Grad sibirische Kälte herrscht. Dort stellt er die nächsten Sendungen mit Fleisch, Eis, Gemüse und anderen Waren für die Auslieferung an Kunden zusammen. Wenn er dann kurz vor 15 Uhr den Betrieb verlässt, wirkt das für ihn wie für andere der Saunagang. 60 Grad und mehr ist der Temperaturunterschied, wenn er jetzt unter die Sonne kommt und sich ins Auto setzt.

Von erfrischenden Temperaturen kann Ramona Samel zumindest bis zum Nachmittag nur träumen. Bis dahin heizen ihr Fritteuse, Bräter, Bratpfanne, Soßen- und Bockwurstwärmer tüchtig ein. Mit ihrem Mann betreibt die 45-jährige Frau "Ramonas Imbiss" an der Bundesstraße 180 bei Meineweh. An ihrem Arbeitsplatz herrschen schnell Temperaturen von weit mehr als 40 Grad. Angenehm sei es nur am Morgen bei Dienstbeginn. Doch sobald die Geräte in Betrieb sind und die Sonne ein wenig an Kraft gewonnen hat, herrschen schon in der Küche nahezu Backofentemperaturen. Der Ventilator bewegt zwar die Luft, bringt aber keine Kühlung. Also heißt es für Ramona Samel, sich so luftig wie möglich anziehen und viel trinken. Dabei schwöre sie vor allem auf Mineralwasser und Tee. Beides dürfe aber nicht eiskalt sein, sonst schwitze man noch mehr.