Sanierung in Langendorf Sanierung in Langendorf: Neuer Stuhl für alte Kirchenglocken

Langendorf - „Wir haben da etwas ganz Seltenes“, meint Pfarrer Frieder Wisch und steigt die Treppen der Kirche in Untergreißlau hinauf. Unterm Dach hängen fünf Bronzeglocken verschiedener Größe. Das größte Exemplar bringt 850 Kilogramm auf die Waage. Fünf solcher mittelalterlicher Glocken werde man in Gotteshäusern auf dem Lande kaum noch finden, sagt Wisch. In Sachsen-Anhalt gebe es Vergleichbares nur noch in einer Kirche in Förderstedt (Salzlandkreis).
Nun allerdings soll das Geläut, das erst am vergangenen Sonntag beim Gottesdienst wieder zu hören war, bald für längere Zeit herab gelassen werden. Der Grund: Der stählerne Glockenstuhl wird durch ein Tragwerk aus Holz ersetzt. Ein Vorhaben, für das es laut Lydia Quäschling, freie Architektin aus Langendorf, mehrere Gründe gibt. „Stahl ist nachteilig für das Instrument, Holz ist besser für die Akustik“, sagt sie. Ebenso sei eine Holzkonstruktion im konkreten Fall aus Platzgründen und aus denkmalpflegerischer Sicht günstiger.
Voraussichtlich im Mai werden die Glocken in Untergreißlau stillgelegt, werden auf eine Zwischendecke herab gelassen, die zurzeit stabilisiert wird. Auf den Klang der Glocken müssen die Bürger während der Sanierung jedoch nicht verzichten. Das Geläut sei auf CD aufgenommen worden und könne so bei Gottesdiensten eingespielt werden, sagt Wisch. Wurden die Glocken bislang per Hand betätigt, so soll das Geläut künftig elektrifiziert werden. „Die Betätigung der Glocken wird bei dem neuen Tragwerk mehr Kraft kosten. Vielleicht lassen wir aber die kleinste, die Taufglocke, auch weiterhin per Hand erklingen“, sagt der Pfarrer.
Ertüchtigung der Dachwerkskonstruktion
Der Austausch des Glockenstuhls ist dabei nur ein Teil umfangreicher Sanierungsarbeiten, die an der romanischen Dorfkirche im Langendorfer Ortsteil Untergreißlau begonnen haben. Seit einigen Wochen läuft der erste Bauabschnitt. „Es geht um die Ertüchtigung der Dachwerkskonstruktion des Kirchturms“, erklärt die Architektin als Frau vom Fach.
An den irgendwann einmal eingemauerten senkrecht stehenden Holzbalken im oberen Bereich des Kirchenbaus hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Nun kommen die morschen Balken raus. Das Mauerwerk, an manchen Stellen bis zu 50 Zentimeter dick,wird zunächst stabilisiert. Im zweiten Bauabschnitt soll dann die eigentliche Sanierung des Mauerwerks erfolgen. Und dann schließt sich der Austausch des Glockenstuhls an.
Froh ist Pfarrer Wisch darüber, dass gleich mehrere Geldgeber die Arbeiten im Untergreißlauer Gotteshaus überhaupt möglich machen. Insgesamt sind Kosten in Höhe von 200.000 Euro eingeplant, 40.000 Euro davon für den Austausch des Glockenstuhls. Die Lotto Sachsen-Anhalt GmbH, die ostdeutsche Sparkassenstiftung, Kirchgemeinde und Kirchenkreis Merseburg tragen zur Finanzierung bei. Und schließlich sind auch die Bürger des Ortes selbst für ihr Gotteshaus aktiv. So kamen auf dem Langendorfer Wichtelmarkt in der vergangenen Adventszeit 400 Euro für die Kirche zusammen. Und auch die Feuerwehr hatte zu einer Sammlung für den neuen Glockenstuhl aufgerufen.
Läuft alles nach Plan, dann könnten die Bauarbeiten am Gotteshaus Ende August abgeschlossen sein, so hofft der Pfarrer. (mz)