Sammler aus Weißenfels Sammler aus Weißenfels: Geheimes hinter der Tür

Weißenfels - Karnevalsorden, Gemälde, Schreibmaschinen, Fotoapparate, Uniformteile. . . Es gibt nichts, was Andreas Peters nicht wert wäre, in seine Privatsammlung aufzunehmen. Der 61-Jährige hat in seinen Geschäftsräumen bisher für alles einen Platz gefunden, wenngleich für besonders Interessierte auch mal eine Tür geöffnet werden muss, damit er Erotisches von der Hand des Malers Dieter M. Weidenbach und sogar von Otto Klein zeigen kann.
Natürlich hängen Bilder auch daheim an den Wänden, doch alles andere? „Meine Frau wäre davon nicht sehr begeistert“, sagt Peters und setzt hinzu, dass ja das Sammelsurium fast täglich vom Staub befreit werden muss. Aber irgendwann, da ist er sich sicher, wird alles in die Hände seiner Enkelin Clara übergehen. Die ist zwar erst zehn Jahre alt, hat aber schon ein Faible für die alten Dinge in Großvaters Kuriositätenkabinett.
Ein paar Beispiele gefällig? Eine nach Dutzenden zählende Glockensammlung ist in einem barock wirkenden Schrank zu sehen. Barock? Peters sagt: „Das Stück stand vor der Wende im Chefzimmer des Bau- und Montagekombinates Chemie und stammt aus der DDR-Produktion.“ Natürlich war es seinerzeit nicht in Geschäften zu sehen. Und die Glocken? Eine mit einem Klöppel, der wie ein Stempel aussieht, hat er aus China mitgebracht, andere aus der japanischen Kaiserstadt Nico.
Und was die Möbel angeht, so haben auch die aus der Bibliothek des Vaters hier ihren Platz gefunden. Der Senior stammte aus Danzig, dem heutigen Gdansk, und hat die handgerahmten Dias mit Aufnahmen der Altstadt aus den 1920er Jahren hinterlassen. „Die hätte mein Bruder auch gern, aber ich war schneller“, sagt der 61-Jährige verschmitzt.
Vom Großvater hat er eine Taschenuhr, die neben anderen an der Wand hängt. Seiner Enkelin hat es ein Ranzen angetan, dessen Klappe mit einer großflächigen Stickerei versehen ist. Sogar Hefte und Bücher sind drin und all das hat ihm die inzwischen verstorbene Besitzerin, eine Storkauerin, überlassen. Alte Kassen aus dem früheren Weißenfelser Porzellan-Laden Günther und dem Uhren- und Schmuckgeschäft Murau haben ihren Platz gefunden. Eine alte Plattenkamera aus dem Fotogeschäft von Paul Faulhaber ist zu sehen. Sogar eine Uhr mit Globus tickt wie ehedem.
Sind 24 Stunden herum, hat sich die Erde einmal gedreht. Wo Andreas Peters das alles her hat? Auf die Frage, ob er regelmäßig auf Trödelmärkten auf Beutezug geht, winkt er ab. Großvaters Taschenuhr war sein erstes Stück, doch richtig gesammelt habe er erst später, vor allem Zinnsoldaten und Schreibmaschinen. Alles andere kam danach, wobei er sich aus einem Grund nicht festlegen wollte: Alles ist erhaltenswert und schade, wenn es im Müll landen würde. Vor diesem Weg hat er selbst Stahlhelm, Gasmaske und ein Hemd der Freien Deutschen Jugend bewahrt. Als die Leute dann von seiner Sammlung erfahren hatten, kamen sie von selbst zu ihm. Sie haben ihm manches übergeben, weil sie fürchteten, dass die Erben das entsorgen würden.
Als makaber bezeichnet Peters den Ort, an dem jemand ein Bundesverdienstkreuz erstanden hat: einen Trödelmarkt. Auch eine abgestempelte Postkarte aus Birkenrinde liegt in der Sammlung. Sie hatte ein Soldat am 31. Mai 1915 nach Leipzig abgesandt. Ob der Mann zurückgekehrt ist? Schlau geworden sind die Menschen jedenfalls nicht und so standen 1936 auf einem Gabentisch fürs Kind wieder Burg und Soldaten. Jetzt nennt sie Peters sein Eigen.
