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Angriff auf Sahra Wagenknecht Sahra Wagenknecht: Wer ist der Tortenwerfer aus Weißenfels?

Von Birger Zentner und Jan Iven 30.05.2016, 17:42
Sahra Wagenknecht nach dem Tortenwurf
Sahra Wagenknecht nach dem Tortenwurf DPA

Weissenfels - Ein Tortenwurf auf die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hat einen 23-jährigen Weißenfelser am Wochenende mit einem Schlag berühmt-berüchtigt gemacht. Doch obwohl Norbert G. den Bundesparteitag der Linken in Magdeburg mit seiner Aktion aufmischte, mag er nicht mit der Presse reden. Stattdessen schickt der ehemalige Schüler des Goethegymnasiums eine Sprecherin seiner „Antifaschistischen Initiative Torten für Menschenfeinde“ vor.

"Rhetorische Munition gegen Flüchtlinge"

Und so übernahm die Sprecherin der Initiative Verantwortung für den Tortenwurf. „Mit ihren ekelhaften Äußerungen über eine vermeintliche Kapazitätsgrenze für Flüchtlinge schlägt Sahra Wagenknecht in dieselbe Kerbe wie Beatrix von Storch“, so die Sprecherin. Zwar sei ihre Gruppe nicht am Tortenwurf auf die AfD-Politikerin von Storch im Februar beteiligt gewesen. „Der Verdienst gebührt uns leider nicht. Wir haben uns aber davon inspirieren lassen.“

Demnach sollten von Storch und Wagenknecht nicht völlig gleichgesetzt werden. So würde Wagenknecht im Gegensatz zu von Storch keinen Schießbefehl auf Flüchtlinge fordern. Dennoch würde die Linken-Politikerin die rhetorische Munition gegen Flüchtlinge liefern.

Die Sprecherin kritisierte auch den Umgang der Partei mit der Aktion. So sei es zwar nicht verwunderlich, dass Wagenknecht „von der Torte nicht begeistert“ ist. Dennoch sei es sehr „entlarvend“, dass sich die ganze Partei hinter Wagenknecht stellen würde, anstatt sich inhaltlich auseinanderzusetzen.

Initiative speziell für den Tortenwurf gegründet

Mit ihrer Aktion habe die Initiative eine kritische Diskussion mit den Positionen von Sahra Wagenknecht zur Flüchtlingsfrage in der Partei und den Medien provozieren wollen. „Wir bekommen vor allem im Internet viel Zustimmung dafür“, so die Sprecherin. Zudem würden die Positionen der Partei zu Flüchtlingen in den sozialen Medien nun kritischer diskutiert.

Ihren Angaben zufolge hat sich die Initiative speziell für den Tortenwurf gegründet. Demnach besteht sie aus mehreren Aktivisten aus Sachsen-Anhalt, die nicht der Linken angehören. Nähere Auskunft zum Tortenwerfer aus Weißenfels wollte die Sprecherin nicht machen. „Die Person ist unwichtig. Außerdem hat er sich Ruhe verdient.“ Nach übereinstimmenden Aussagen soll er in seiner Jugend zur Punk-Szene gehört haben.

Landeskriminalamt übernimmt die Ermittlungen

Der Sprecher der Polizeidirektion Magdeburg, Mike von Hoff, bestätigte, dass einerseits von Amts wegen gegen den Tortenwerfer ermittelt werde. Zum zweiten liege mittlerweile eine Anzeige von Sahra Wagenknecht vor, die Fraktionschefin der Linken im Bundestag ist. Auch die Partei habe Anzeige erstattet, aber wohl nicht bei der Polizei in Magdeburg.

Am Montag übernahm das Landeskriminalamt die Ermittlungen in dem Fall, „vor allem aufgrund des öffentlichen Interesses und der Expertise in Sachen Staatsschutz“, wie Sprecher Andreas von Koß sagte. In den nächsten Tagen werde Wagenknecht zu dem Vorfall angehört. „Wir haben bei uns im Haus die Drähte in die Fraktion und Frau Wagenknechts Büro“, sagte der Polizeisprecher am Montag. „Die LKA-Kollegen vom Staatsschutz arbeiten sich nun in den Fall ein.“

Linken in Weißenfels reagiert mit Unverständnis

Bei den Linken in Weißenfels reagierte man mit Unverständnis auf die Attacke. Die Fraktionsvorsitzende im Kreistag des Burgenlandkreises, Christine Krößmann, sagte: „Was ist das für eine Art der Auseinandersetzung, wohin sind wir gekommen?“ Sie erinnere sich, dass es vor einigen Jahren einen Gesprächsversuch zwischen den Linken und einer antifaschistischen Initiative gegeben hat, aber man habe keine Gesprächsbasis gefunden. Ob es sich um dieselbe Initiative handelt, wisse sie nicht.

Der antifaschistischen Initiative sei klar gewesen, dass die Aktion juristische Konsequenzen haben kann, so deren Sprecherin weiter. So liegen mehrere Anzeigen gegen Norbert G. vor. Allerdings würde er nicht auf den Prozesskosten sitzenbleiben. Denn es hätten sich mehrere Unterstützer bereiterklärt, sich zu beteiligen. „Zur Not veranstalten wir einen Soli-Kuchenverkauf.“ Ansonsten seien keine weiteren Aktionen geplant.

Aktion verbreitet sich im Internet

Die Sprecherin dementierte zudem Berichte, wonach die Initiative an der Aktion gegen Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) beteiligt gewesen sei. Ramelow war im April in Halle von Aktivisten mit einer Kamera bedrängt worden.

Im Internet macht die Aktion weiter die Runde. Der Linken-Blog „Straßen aus Zucker“, für den sich Norbert G. offenbar auf dem Parteitag als Journalist angemeldet hatte, macht sich lustig. So heißt es auf der Plattform ironisch, man sehe sich wegen des Medien-Interesses gezwungen, einige Pressevertreter, darunter Norbert G., „in den Ruhestand zu verabschieden“. (mz)