1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Rettungsschwimmer unterwegs : Rettungsschwimmer unterwegs : Ferienjob an der Ostsee

Rettungsschwimmer unterwegs  Rettungsschwimmer unterwegs : Ferienjob an der Ostsee

Von Jan Iven 11.07.2016, 09:12
Antonia Leutritz (links) und Michelle Wurche erklären am Beckenrand, was die Trainingsteilnehmer als nächstes machen sollen.
Antonia Leutritz (links) und Michelle Wurche erklären am Beckenrand, was die Trainingsteilnehmer als nächstes machen sollen. Michael Thomé

Weissenfels - Ehrenamtlich arbeiten wo andere Leute Urlaub machen - vier Rettungsschwimmerinnen aus der Region haben sich das für diesen Sommer vorgenommen. In den nächsten Wochen werden vier Jugendlichen von der Ortsgruppe Weißenfels-Hohenmölsen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) an verschiedenen Ostseestränden für die Sicherheit der Badegäste sorgen. Auf den Überwachungstürmen sitzen, die Badenden beobachten - und im Notfall Schwimmer in Schwierigkeiten aus dem Wasser retten.

Erfahrungen und Kontakte

Die 17-jährige Linda Schallenberg aus Teuchern ist eine der Freiwilligen. „Ich möchte noch mehr Erfahrungen als Rettungsschwimmerin sammeln und neue Kontakte knüpfen“, sagt die Jugendliche über ihr Engagement bei der DLRG. Damit gehört sie zu den rund 350 jungen Lebensrettern aus dem gesamten Bundesgebiet, die jedes Jahr für ein paar Wochen einen freiwilligen Wachdienst an der Nord- und Ostsee leisten.

Und diese Hilfe ist dringend notwendig. So ertranken im vergangenen Jahr in Deutschland fast 500 Menschen, die meisten von ihnen an unbewachten Binnengewässern. Ohne die vielen jungen ehrenamtlichen Helfer wäre die DLRG vor allem in den Sommermonaten kaum in der Lage, die deutschen Küstenstrände ausreichend zu überwachen, so dass die Zahl der Opfer vermutlich deutlich höher liegen würde.

Einsatz am Mondsee

Linda Schallenberg, die die elfte Klasse des Agricola-Gymnasiums besucht, trainiert bereits seit ihrem siebten Lebensjahr jede Woche bei der DLRG. Geschwommen wird im Freibad Langendorf, in der Schwimmhalle oder am Mondsee, wo die DLRG auch für die Wasserwacht verantwortlich ist. „Schwimmen macht mir nicht nur Spaß, sondern entlastet mich auch“, sagt sie. Außerdem möchte sie Menschen in Not helfen. Bei den Lebensrettern lernte die Schülerin Kraulen, das Retten von Schwimmern sowie Erste Hilfe. Als ausgebildete Rettungsschwimmerin war sie bisher vor allem am Mondsee im Einsatz.

Nur kleine Schnittwunden

Im Juni ging es nun zum ersten Mal nach Heiligenhafen an die Ostseeküste in Schleswig-Holstein. „Die Naumburger hatten noch einen Platz frei, da bin ich spontan mitgekommen“, erzählt Linda Schallenberg. Der Badebetrieb war wegen des durchwachsenen Wetters allerdings noch relativ verhalten. „Einen echten Notfall hatten wir zum Glück nicht. Gelegentlich mussten wir Badegäste versorgen, die sich am Strand die Füße an Abfall aufgeschnitten hatten“, erzählt die Schülerin, die nach dem Abitur eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin absolvieren möchte. In den nächsten Wochen fährt Linda Schallenberg bereits zu ihrem zweiten Einsatz auf den Darß in Mecklenburg-Vorpommern.

Keine wilden Partys

Bei den vielen jungen Leuten, die gemeinsam einige Wochen am Strand verbringen, kommt natürlich auch ein bischen Ferienlagerstimmung auf. „Klar macht die Arbeit auch Spaß, sonst würde ich es ja nicht machen“, sagt Linda Schallenberg. Abends spielen die Jugendlichen Volleyball, schauen Fernsehen oder hören Musik. Wilde Partys würden allerdings nicht gefeiert. Denn die Rettungsschwimmer müssen die Badegäste am Strand sieben Tage in der Woche von 9 bis 18 Uhr überwachen. Dafür bekommen sie die Unterkunft und die Anreise bezahlt.

Mindestens 16 Jahre alt

Neben Linda Schallenberg fahren auch Annika Kretzschmar (18) aus Lützen, Antonia Leutritz (18) aus Zeitz sowie Elisa-Marie Edel (17) aus Gröbitz an die Ostsee. Ronny Ulrich, der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Weißenfels-Hohenmölsen, ist ein bisschen stolz auf „seine“ Rettungsschwimmerinnen, die sich freiwillig für den Dienst gemeldet haben. „Ich finde es toll, wenn sich junge Leute engagieren und Verantwortung übernehmen“, sagt der 33-Jährige. Aus der Region Weißenfels sind damit im zweiten Jahr infolge Rettungsschwimmer an der Ostsee dabei.

In der DLRG-Ortsgruppe können bereits Kinder und Jugendliche das Schwimmen und Retten trainieren. Vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer können alle Schwimmabzeichen erworben werden. „Gerade Jüngere können bei uns ohne den Leistungsdruck von Vereinen das Kraulen oder den Umgang mit Flossen erlernen“, sagt Ulrich. Für den Wasserrettungsdienst an den Küsten können sich DLRG-Mitglieder bewerben, die mindestens 16 Jahre alt sind und das Rettungsschwimmabzeichen in Silber haben.

Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft im Internet: www.weissenfels-hohenmoelsen.dlrg.de (mz)