Remondis kauft Cortek Remondis kauft Cortek: Eine Übernahme im Guten

Weißenfels - 30 Jahre in der Abfallbranche sind genug. Ganz so drastisch formuliert es Hans-Michael Schnur nicht. Aber so ähnlich waren die Gedankengänge des 62-Jährigen schon. Da kam das Angebot des Entsorgungskonzerns Remondis aus dem nordrhein-westfälischen Lünen gerade recht, Schnurs Firma Cortek zu übernehmen. „Vielleicht hätte ich sonst gar nicht über einen Verkauf nachgedacht“, sagt Schnur. Jedenfalls hat der gebürtige Weißenfelser, der ein paar Kilometer entfernt in Schönburg zu Hause ist, seine Gesellschafteranteile an der Cortek-Gruppe an Remondis verkauft.
In doppelter Hinsicht mit gutem Gewissen, wie er sagt. „Ich bekomme die Möglichkeit, jetzt noch einmal etwas anderes zu machen“, sagt er. Und er habe ein gutes Gefühl, dass Cortek mit den Niederlassungen in Weißenfels, Zeitz, Schkopau, Gera und Pößneck in gute Hände gerate, die Unternehmensteile selbst und die mehr als 100 Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Dazu kommen auch von Remondis gute Signale. Auf die Frage zum Erhalt der Standorte, antwortet Pressesprecher Michael Schneider: „Ein klares Ja.“ Zwar gebe es keine Garantien, aber „es ist auch langfristig nicht geplant, Arbeitsplätze abzubauen“. Je nach Marktlage könne man sich sogar einen Ausbau vorstellen.
Lästige Konkurrenten
Remondis’ Ziel war mit dem Kauf ja auch nicht, sich einen lästigen Konkurrenten vom Hals zu schaffen, sondern sein Profil zu ergänzen. Cortek gilt in der Region als Spezialist und Marktführer für die Entsorgung von Gewerbeabfällen. Remondis hatte die Sparte bislang für das südliche Sachsen-Anhalt sowie das angrenzende Thüringen nicht. So ist auch zu erklären, dass Remondis investieren will. „Allein für Zeitz sind 1,1 Millionen Euro vorgesehen“, so Schneider. Weitere Investitionen plane man für die Modernisierung der Anlagentechnik und des Fuhrparks angesichts dessen fortgeschrittenen Alters.
Nach dem Verkauf will sich Schnur nicht ins Privatleben zurückziehen. Mit seiner Firma HMS-Holding plant er neue Wege. „Wir wollen Gründungswillige, Start-up-Unternehmen unterstützen“, sagt er. Das könne mit Ideen und Beratung sein, aber auch mit Geld und Beteiligungen. Zwei seiner erwachsenen Söhne, die bereits in das Familienunternehmen eingebunden sind, ziehen da mit, erklärt Schnur.
Er kam 1985 in die Abfallbranche. Sein Vater war damals Direktor der Stadtwirtschaft Weißenfels und stand kurz vor dem Ruhestand. Sohn Hans-Michael hat sich auf die Chefstelle beworben und bekam sie auch. Nach der Wende gründete er unter anderem Cortek. Das war 1993. Nach und nach baute Schnur das Unternehmen aus, hatte zwischenzeitlich auch Beteiligungen im Ausland, die aber mittlerweile wieder verkauft wurden.
Nebenbei engagiert er sich auch anderweitig. Zusammen mit Jörg Hexel und Elke Simon-Kuch ist er Gesellschafter der Spielbetriebsgesellschaft des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC). Daran werde sich auch nichts ändern, erklärt Schnur. Er hofft, das Remondis andererseits das Sponsoring von Cortek weiterführt. Als bundesweit auftretendes Team sei der MBC schließlich ein guter Werbeträger. (mz)
