Angst vor Rasern Raser in Weißenfels: "Unsere Straße ist zur Rennstrecke geworden"

Weissenfels - Wenn Wenke Wittenbecher morgens ihre Tochter in den Kindergarten bringt, dann hat sie Angst. Grund sind die Raser, die auf dem Aupitzer Weg im Ortsteil Langendorf unterwegs sind. „Gerade zu Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag wird hier rücksichtslos gefahren“, klagt sie. „Das ist die Zeit, in der Kinder zur Kita oder in die Schule gehen oder wieder heimkommen.“
Problem: Der Aupitzer Weg, eine beliebte Abkürzung zur B91, hat nur auf einer Seite einen Fußweg. „Und der bietet über weite Strecken nicht einmal genügend Platz für einen Kinderwagen.“ Daher sei die junge Mutter gezwungen, auf die Fahrbahn auszuweichen. Für Raser kein Anlass zum Bremsen. Im Gegenteil: „Man drängelt sich so schnell wie möglich an mir vorbei. Das ganze wird gekrönt von Kopfschütteln und frechem Hupen einzelner dreister Fahrer.“
Raser auf Straße in Langendorf: Erster Blechschaden
Zu einem Blechschaden sei es bereits gekommen, weil ein Schnellfahrer auf ein parkendes Auto aufgeprallt war. „Dass hier noch nichts Ernstes passiert ist, grenzt an ein Wunder“, sagt Schwiegervater Klaus Wittenbecher. Ein Zustand, den er und die anderen Anwohner, darunter sechs Familien mit kleinen Kindern, nicht länger hinnehmen wollen. Deshalb haben die Anwohner im letzten Jahr eine Petition bei der Stadtverwaltung in Weissenfels eingereicht. „Wir wollen, dass die Straße wieder zur Tempo 30-Zone erklärt wird“, sagt Wittenbecher.
Nur: Passiert sei bisher von Seiten der Stadt wenig. „Auf mein Drängen hin gab es eine Geschwindigkeitskontrolle vom Ordnungsamt“, sagt Ortsbürgermeister Horst Ziegler. „Diese ergab bei einzelnen Fahrzeugen ein Tempo von 80 Stundenkilometern.“ Problem: „Vom Ordnungsamt hieß es, die Mess-Geräte sind veraltet und die Ergebnisse daher juristisch anfechtbar. Erst im zweiten oder dritten Quartal soll das Ordnungsamt mit neuer Messtechnik ausgestattet werden.“ Trotzdem findet auch Ziegler: „Eine Reaktion von Seiten der Stadt auf die Petition hätte schon längst kommen sollen.“
Raser auf Straße in Langendorf: „Der Antrag auf eine 30er-Zone im Aupitzer Weg liegt vor“
Warum diese so lange ausblieb? „Der Antrag auf eine 30er-Zone im Aupitzer Weg liegt vor“, sagt Pressesprecherin Katharina Vokoun. „Doch in der Straßenverkehrsbehörde liegen auch Anträge auf Tempo-30-Zonen in Pettstädt, Großkorbetha und Uichteritz vor und diese wurden früher eingereicht. Die Anträge werden der Reihe nach abgearbeitet.“ Voraussetzung für die Geschwindigkeitsbegrenzung sei zunächst die Erarbeitung eines Verkehrsberuhigungskonzepts für den gesamten Ortsteil. Dieses werde vom Ortschaftsrat besprochen und vom Stadtrat beschlossen. „Für Langendorf ist spätestens im dritten Quartal mit einer Entscheidung zu rechnen“, so Vokoun.
Dass sich das Problem der Raserei damit endgültig lösen lässt, bezweifelt Ortsbürgermeister Ziegler. Denn: „Tempolimits ohne regelmäßige Kontrollen nützen wenig.“ Für die Anwohner im Aupitzer Weg wäre die Geschwindigkeitsbegrenzung jedoch eine Erleichterung. „Die Raserei würde zumindest ein wenig eingedämmt“, glaubt Wittenbecher.
Raser auf Straße in Langendorf: „Man muss schließlich nicht erst warten, bis hier irgendjemandem etwas passiert.“
Schließlich war die Straße bis vor einigen Jahren stets ein verkehrsberuhigter Bereich gewesen. „Damals war die Benutzung vom Ortsausgang bis zur B91 nur landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Anwohnern gestattet. Erst im Zuge von Bauarbeiten an der Weißenfelser Straße wurde der Aupitzer Weg als Umleitung benutzt. Man hat die Höchstgeschwindigkeit außerorts auf 70 und innerorts auf 50 Stundenkilometer erhöht. Seitdem ist unser Aupitzer Weg zur Rennstrecke geworden.“
Dass damit möglichst bald Schluss ist, darauf hoffen alle Anwohner in der Straße. Wittenbecher: „Man muss schließlich nicht erst warten, bis hier irgendjemandem etwas passiert.“ (mz)