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Produziert wird in Eisenberg

Von HEIKE RIEDEL 02.06.2010, 17:44

WEISSENFELS/EISENBERG/MZ. - 60 Kilometer Arbeitsweg, auch diese Entfernung charakterisiert zukünftig die Arbeitsbedingungen von René Passarge. Der Müchelner verliert wie 90 weitere Beschäftigte seinen Arbeitsplatz beim Badmöbelhersteller Pelipal quickset-Möbel GmbH in Weißenfels, hat parallel dazu aber schon ein Stellenangebot der Möbelwerke Thüringen (MWT) in Eisenberg erhalten. "Bis auf den recht langen Arbeitsweg kein schlechtes", wie er sagt.

"Seit dem Sommer letzten Jahres sind wir in Gesprächen, haben einen Sozialplan und Interessenausgleich erarbeitet", sagt der 36-Jährige, der nun nur noch begrenzte Zeit als Betriebsratsvorsitzender am Pelipal-Standort Weißenfels die Interessen der Belegschaft gegenüber der Geschäftsleitung vertreten kann. "Die Produktion in der Schlachthofstraße in Weißenfels wird stillgelegt, zum 30. November 2010 wurden jetzt die letzten Kündigungen ausgesprochen. Die MWT produziert dann für quickset komplette Badmöbel", erklärt er die Hintergründe. Pelipal werde in Weißenfels nur noch den Vertrieb erledigen. Seit Sommer letzten Jahres sei deswegen hart, aber fair verhandelt worden. Am Ende standen aber annehmbare Bedingungen für die Mitarbeiter, meint er.

Allerdings habe nicht jeder diese angenommen, der eine die Abfindungsbedingungen für sich nicht akzeptiert, der andere den längeren Arbeitsweg abgelehnt. Viele Fachkräfte wie er haben sich aber bei MWT in Eisenberg erfolgreich beworben, wo sie im Wesentlichen zu gleichen, teilweise sogar etwas besseren Konditionen wie in Weißenfels arbeiten könnten. Passarge rechnet damit, dort mehr als 80 Prozent seiner Kollegen wieder zu treffen. Wer von denen aus Richtung Gera komme, der habe jetzt eben den kürzeren Weg, freut er sich für diese.

In enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit seien fast alle der ehemals bei Pelipal Beschäftigten wieder in Arbeit gebracht worden, versichert Paul Horstmann-Meyer, Generalbevollmächtigter der Pelipal-Unternehmensgruppe, die in Schlangen (Nordrhein-Westfalen) ihren Sitz hat. Allerdings übernimmt dabei auch eine Zeitarbeitsfirma einige Pelipal-Mitarbeiter.

Einzelne Fachleute haben auch die Stellenangebote von anderen Firmen in Weißenfels angenommen, weiß Ulrich Henning, der den Weißenfelser Betrieb gut kennt, hatte er ihn doch mit aufgebaut und viele Jahre geleitet. Schon im vergangenen Jahr wechselte er selbst als Geschäftsführer zu MWT. Dort hat er mittlerweile wieder eine 45-köpfige Mannschaft eingestellt, die nun aber nicht nur für verschiedene Pelipal-Standorte produziert, sondern auch für andere Firmen, die konfektionierte Spanplattenbauteile bestellen, wie zum Beispiel Aquarell und Pro-Norm. Bis zum Jahresende sollen es nach Hennings Aussagen in Eisenberg 60 Mitarbeiter werden.

Damit zieht wieder Leben ein in die 30 000 Quadratmeter große Immobilie, die Pelipal-Inhaber Hans W. Peters 2008 im Zuge der Insolvenz von Eisenberger Wohnraummöbel erworben hat. Die Firmenneugründung MWT hat sich in ihr eingemietet, womit aber längst nicht alle Kapazitäten des Standorts ausgelastet sind.

"Der Standort Weißenfels wird nicht aufgegeben", versichert Horstmann-Meyer. Zunächst sollen 30 Pelipal-Arbeitsplätze hier verbleiben, von 50 wird für die Zukunft gesprochen. Über das, was in den Produktionshallen einmal geschehen soll, stehe man derzeit noch mit anderen Firmen in Verhandlungen. "Wir wollen, soweit es geht, kein Loch hinterlassen, eine weitere Nutzung der hiesigen Immobilie auch im Interesse der Stadt finden", sagt er.