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Polizist schießt in Weißenfels Polizist schießt in Weißenfels: Notwehr oder Nothilfe? 30-Jähriger stirbt in Klinik

Von Julius Lukas 21.11.2019, 07:59
Nach der Schießerei in der Hospitalstraße in Weißenfels wurde die Wohnungstür wurde versiegelt.
Nach der Schießerei in der Hospitalstraße in Weißenfels wurde die Wohnungstür wurde versiegelt. Holger Zimmer

Weißenfels - Ein 30-jähriger Mann, der am Wochenende von einem Polizisten in Weißenfels (Burgenlandkreis)  angeschossen wurde, ist am Dienstagabend im Krankenhaus gestorben. Das teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Vorfall in Weißenfels ereignete sich am Samstag kurz vor Mitternacht. Ein Polizist traf den Mann einmal.  Wie viele Schüsse insgesamt abgegeben wurden, ist derzeit unklar.

Auf Bildern, die der MZ vorliegen, ist zu sehen, dass der 30-Jährige ein Gewehr bei sich hatte. Dass es sich um eine Langwaffe gehandelt hat, bestätigte die Staatsanwaltschaft  Naumburg. „Derzeit prüfen wir, ob der Schusswaffengebrauch des Beamten angemessen war“, so Sprecher Hans-Jürgen Neufang. Dass Polizisten mit ihrer Dienstwaffe auf Menschen zielen, ist selten. Zuletzt kam das  im Oktober beim Anschlag in  Halle vor, als Beamte auf den Attentäter schossen.

Der jetzige Vorfall ereignete sich gegen 23.40 Uhr in einem Weißenfelser Wohngebiet. Laut Polizeibericht wurden die Beamten wegen einer Ruhestörung zu einem Mehrfamilienhaus  gerufen. Ersten Erkenntnissen nach hatte der 30-Jährige den Notruf selbst getätigt. 

Als die Polizisten vor Ort eintrafen, bewarf sie eine unbekannte Person aus einem Fenster des  Hauses mit einer Flasche. Dabei wurde die Scheibe eines Streifenwagens beschädigt. In der Folge nahmen die Polizisten einen Schuss wahr und sahen auch einen „waffenähnlichen Gegenstand“ in der Hand des 30-Jährigen. Dieser kam einige Minuten nach dem Schuss auf die Straße.

In der Hand die Waffe. „Nachdem er in Richtung eines Funkstreifenwagens sowie der Beamten gezielt hatte, bewegte er sich in deren Richtung“, heißt es im Polizeibericht. „Fortfolgend ist es dann zur Schussabgabe aus einer Dienstwaffe eines Polizeibeamten gekommen.“

Die Angaben im Bericht der Beamten werden nun überprüft. „Die Ermittlungen übernimmt dabei nicht die Polizeiinspektion in Halle, sondern die in Magdeburg“, erklärt Staatsanwalt Neufang. Damit soll eine Parteilichkeit ausgeschlossen werden. Derzeit werden die ersten Zeugen befragt und weitere gesucht. Zudem wurde die Obduktion des 30-jährigen Weißenfelsers angeordnet.
Im vergangenen Jahr mussten Polizisten in Sachsen-Anhalt 510 Mal ihre Waffe benutzen.

Allerdings waren in 507 Fällen das Ziel nicht Menschen, sondern kranke oder aggressive Tiere. Einsätze, bei den Polizisten einen Täter so schwer verletzen, dass er stirbt, sind dagegen  extrem selten.  Vor dem aktuellen Fall kam das letztmalig im Juli 2017 vor. Damals erschossen Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Weddersleben (Harz) einen 28-Jährigen.

Dieser hatte zuvor mit einer Kalaschnikow auf sie gefeuert und dabei einen Polizisten schwer verletzt. Auch 2016 in Groß Rosenburg (Salzlandkreis) und 2015 in Naumburg (Burgenlandkreis) starben jeweils Menschen durch Kugeln aus Polizeiwaffen.  

Der Einsatz der Dienstwaffe gegen Personen ist Beamten in Fällen von Notwehr oder Nothilfe erlaubt.  Laut Landesgesetz  sollen die Täter dabei angriffs- und fluchtunfähig gemacht werden. Ein Schuss, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich wirken kann, dürfe nur dann abgegeben werden, wenn Lebensgefahr oder die Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung  bestehe.

Bisher ist nicht bekannt, ob es sich bei dem Gewehr des 30-Jährigen um eine illegale Waffe handelte. Wie das Innenministerium am Mittwoch jedoch mitteilte, ist in Sachsen-Anhalt die Zahl der legalen Waffen, die sich im Privatbesitz befinden, in den letzten Jahren gestiegen. (mz)