Pankow ist mehr als Ostrock
Großkorbetha/MZ. - neckers Laden-Café während des Abends mit dem Künstler gehen da auseinander. Kathrin und Henry Boldt jedenfalls haben die Rockband in Straußberg erlebt, bevor sie von dort vor 20 Jahren nach Großkorbetha zogen.
Mit ihnen sitzen Irina Bratfisch und Michaela Busch am Tisch. Zum einstigen Fanklub, der Pankow mal zum Schlachtfest eingeladen hatte, gehörten sie aber nicht.
Eingangs sagt der 51-jährige Herzberg, dass er am Abend zuvor noch einige Zeit mit Leuten beisammengesessen habe und es ruhiger angehen lassen wolle. Doch bereits nach seinen ersten melancholisch-schönen Liedern meint er, dass das Temperament schon wieder mit ihm durchgehe. Und als "Wir sind alle Verkäufer" erklingt, fordert er die rund 30 Gäste zum Mitschunkeln auf. Mit seinen Liedern und ebenso mit seinem Hörspiel, das im September vom Deutschlandfunk ausgestrahlt werden soll, erreicht Herzberg schnell die Nähe des Publikums. Vom Hörspiel gibt er vorab schon mal einen Teil zum Besten. Es geht dabei auch um seine jüdischen Wurzeln und seine Eltern, die nach dem Krieg aus England zurückkehrten und Kommunisten wurden, "um mit der Vergangenheit fertig zu werden". Vielleicht wären sie sogar gute Nazis geworden, wenn man sie in Deutschland gelassen hätte, sinniert Herzberg. Das Reden darüber ist für ihn die Bewältigung einer Vergangenheit, die er erst nach der Wende offen betreiben kann, wenngleich natürlich der Holocaust in den Erzählungen der Überlebenden seit seiner Kindheit eine Rolle spielte.
Eigentlich hat André Herzberg etwas gegen Schubladen und will ungern ausschließlich in die des Ostrocks gesteckt werden. Er möchte, dass man ihn als Sänger und Autor - in den 90er Jahren veröffentlichte er das erste Buch - nicht nur im Osten wahrnimmt. Doch leugnen kann er nicht, dass ihn Pankow geprägt hat, will es auch nicht. Denn die Band ist für ihn nicht Vergangenheit, sondern aufgrund gemeinsamer Auftritte Gegenwart.
Für Uta Bernecker ist der Abend ein weiterer Erfolg, seitdem sie ihr Laden-Café eröffnet hat. Zwei Lesungen gab es seitdem, eine Gesprächsrunde mit Politikern und eine Weinverkostung. Am 5. September soll es weitergehen. Dann kommt der Autor Paul Bartsch.