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Otto Klein gestorben Otto Klein gestorben: Ein einsamer Rufer in der Barockstadt

Von Andreas Richter 08.11.2019, 10:15
Otto Klein war ein großer Freund der Barockstadt Weißenfels.
Otto Klein war ein großer Freund der Barockstadt Weißenfels. Peter Lisker

Weißenfels - An diesem Freitag war der Weißenfelser Buchautor und langjährige Stadtrat Otto Klein zu einer Gesprächsrunde in Naumburg eingeladen - als Zeitzeuge der friedlichen Revolution vor 30 Jahren. Doch nun kann er nicht mehr daran teilnehmen. Otto Klein ist am Dienstag im Alter von 80 Jahren gestorben. Am Donnerstagabend hat der Weißenfelser Stadtrat in einer Schweigeminute des Autoren gedacht.

„Otto war für mich ein enger Freund, fast wie ein Bruder“, sagt Johannes Kunze, Stadtrat und Kulturmanager beim Burgenlandkreis. 1988 hatte er ihn bei einer Veranstaltung zur Stadtentwicklung in Weißenfels kennengelernt. Wie nur wenige andere habe sich Otto intensive Gedanken um die Geschichte seiner Heimatstadt gemacht, meint Kunze.

Unermüdlich hat Otto Klein die Historie der Barockstadt erforscht

In der Tat: Unermüdlich hat Otto Klein, der promovierte ehemalige Pädagoge am Weißenfelser Institut für Lehrerbildung, die Historie der Barockstadt erforscht, zahlreiche Bücher sind dabei entstanden. So unter anderem über das Gymnasium illustre Augusteum, die fürstliche Eliteschule in der Residenzstadt an der Saale. Oder über den ehemaligen barocken Schlossgarten, der heute vor den Augen der Weißenfelser verfällt. Otto Klein steckte immer voller Pläne. Sein letztes Projekt: Ein Buch über die Geschichte der Saalstraße in der Altstadt, das noch vor Weihnachten erscheinen soll.

„Otto war ein großer Freund der Barockstadt Weißenfels“, sagt Johannes Kunze. 24 Jahre lang saß er als Parteiloser im Stadtrat und hat sich in dieser Zeit einen Namen als „Rufer in der Wüste“ gemacht. Immer wieder hinterfragte er Projekte der Stadtentwicklung kritisch, mahnte die Erhaltung der historischen Altstadt an. Markantes Beispiel dafür war vor fast 15 Jahren die Debatte um die Gestaltung der Marienstraße, in der heute Passivhäuser und ein Altenheim stehen. Vergeblich hatte Klein damals gegen den Abriss alter Gebäude in dem historischen Straßenzug gekämpft.

Dass Klein ein Visionär war, hatte sich erst wieder in den vergangenen Monaten gezeigt

Dass Klein ein Visionär war, hatte sich erst wieder in den vergangenen Monaten gezeigt. In der Diskussion um die Aufwertung des Marktplatzes hat er die Skizze eines Sandsteinfelsens entworfen, auf dem zehn Namen von historischen Persönlichkeiten der Stadt verewigt werden.

Als Otto Klein im Jahr 2014 sein neues Buch über die „Prinzessin Sophia von Sachsen-Weißenfels“ vorstellte, würdigte der Literaturwissenschaftler Kai Agthe Kleins Wirken: Jede Stadt, die einen Bürger wie ihn in ihren Mauern habe, dürfe sich glücklich schätzen. (mz)