1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Oma der Feuerwehrautos steht vor einer Wiedergeburt

Oma der Feuerwehrautos steht vor einer Wiedergeburt

Von CONSTANZE MATTHES 26.03.2009, 18:14

LÜTZEN/DROYSSIG/MZ. - Die Hochzeit, die Montage sämtlicher Teile, wird die Wiedergeburt eines mehr als 60 Jahre alten Löschfahrzeuges bedeuten. Dabei machte der Mercedes des Baujahres 1943 noch im Januar den Anschein, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen. "Kreissäge und Ofen auf", erinnert sich Marlis Tondorf-Dittrich an ihren ersten Gedanken, als sie die kläglichen Überreste des Fahrzeuges in Augenschein nahm, das sie derzeit gemeinsam mit Helfern und Vereinsmitgliedern restauriert. Mehr als 100 Arbeitsstunden und rund 1 000 Euro an Investitionen flossen seitens des Vereins bisher in den Oldtimer. Die Teile wurden sorgfältig dokumentiert und vermessen. Viele bestehen aus Holz. "Wir versuchten, so viel wie möglich zu erhalten. Aber schließlich mussten wir fast die Hälfte des Oberbaus erneuern", erzählt Vereinsmitglied Helmut Thurm.

Dies gelingt vor allem mit Hilfe von Leuten, die noch traditionelle Handwerkstechniken ausüben können. So baut ein Tischler die Elemente aus Eschenholz zusammen, sorgt ein Sattler dafür, dass der Oberbau mit Segeltuch bespannt wird. Ein anderer erneuert die Sitze im Fahrerhaus.

Dabei blickt L 15 000 A, so seine Typenbezeichnung, auf ein bewegtes Leben zurück. Im Zweiten Weltkrieg als Kübelwagen für die Wehrmacht im Einsatz wird er danach in Österreich für die Freiwillige Feuerwehr Attnang-Puchheim als Löschfahrzeug umgebaut und zugelassen. Die historische Einzelgenehmigungsbescheinigung mit einer Fotografie des Fahrzeuges bewahrt Udo Hoevel in einer Akte auf. Diese beinhaltet zudem ein weiteres Bild aus dem Jahr 1984. Darauf ist der 78-Jährige mit dem vormaligen Besitzer, einem österreichischen Bauern, zu sehen, der das Gefährt mehr schlecht als recht in einer Scheune aufbewahrte. "Der Motor stand voller Wasser. Das Auto war verrottet und verrostet", erinnert sich Hoevel, zugleich Vorsitzender der Zeitzer Interessengemeinschaft der Freunde historischer Feuerwehrfahrzeuge und

-technik. Er schätzt, dass nur noch wenige dieser Autos in den neuen Bundesländern zu finden sind. "In der DDR wurden sie damals verschrottet", weiß der gebürtige Sauerländer. Allerdings habe die Feuerwehr in Lützen und Stößen den selben Typ, der dort liebevoll Oma genannt wird.

Noch im Sommer soll das LF 8 im neuen Glanz strahlen, nach der Lackierung und eben jener Hochzeit. Dann könnte das alte Auto nicht nur in Lützen oder Droyßig für staunende Blicke sorgen. Heinz Prager, Chef des Lützener Vereins, hat eine besondere Idee: "Man könnte durchaus mit der Feuerwehr in Attnang-Puchheim Verbindung aufnehmen." Der Kontakt wäre die Basis für einen Besuch mit dem Oldtimer an der alten Wirkungsstätte in Oberösterreich.