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Nonnenbrüstchen und frivole Episoden

Von Bärbel Schmuck 26.04.2007, 17:19

Weißenfels/MZ. - Der große Saal des Weißenfelser Rathauses hatte sich am Mittwochabend in eine Art Salon verwandelt. Brennende Kerzen, frische Blumen und glänzende Requisiten verbreiteten im voll besetzten Saal einen Hauch barocker Atmosphäre. Und dann erschien die Gastgeberin des Abends, der unter dem vielversprechenden Motto "Erotik im Barock" stand.

Paula Herold, die Dame mit dem langen Zopf im rauschenden Reifrock und knappen Mieder fabulierte und gestikulierte, so dass es eine Lust war, der Schauspielerin zu lauschen. Mit Ausdrucksstärke, Darstellungskunst und Witz faszinierte die Akteurin nicht nur die überwiegend erschienene Damenwelt, sondern wusste auch die Herren im Publikum mit illustren Episoden zu fesseln.

Sie präsentierte Heiteres und Frivoles rund um Lieb- und Leidenschaften an Herzogshöfen zu Zeiten des 18. Jahrhunderts. Da ging es um verruchte Weiber und wollüstige Mannsbilder, um Verstrickungen, Liebeskünste und Mode bei Hofe. Da spielte die bevorstehende Walpurgisnacht auf dem Brocken mit Hexenzauber und Teufelszeug ebenso eine Rolle wie illustre Zeilen aus der Feder des Weimarer Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe.

Eigentlich wandelte die Mimin dabei auf Abwegen. Denn nicht unbedingt die Barockzeit, der sie den Abend anlässlich des 350-jährigen Bestehens des Herzogtums Sachsen-Weißenfels widmete, ist ihr großes Thema. "Meine Spezialstrecke ist genau genommen das Mittelalter", verriet Paula Herold in der Pause. Sie reist quer durch Deutschland, tritt innerhalb kleiner und großer Ensembles, aber auch mit Soloprogrammen auf. Ihr Gastspiel in Weißenfels war übrigens nicht das erste, wie sie gegenüber einer Besucherin bestätigte. Diese hatte sie bereits während eines Abends im Schlosskeller beim Live-Club erlebt. Oberbürgermeister Manfred Rauner, der zu den zahlreichen Gästen der ausverkauften Veranstaltung gehörte, schwärmte von einem Auftritt Paula Herolds in Naumburg. Nebenbei erklärte das Stadtoberhaupt, dass es sich bisher köstlich amüsiert habe. "Im Vergleich zu dem Gehörten soll es am Weißenfelser Herzogshof recht prüde zugegangen sein", sagte Rauner. Dass sich die Unterhaltungskünstlerin auch auf die hohe Schule des Backens versteht, bewies sie mit ihren leckeren Nonnenbrüstchen, die in der Pause zu Kaffee und Wein gereicht wurden. Nun, die Gäste ließen sich gern verführen, nachdem Frau Herold ihr süßes Geheimnis gelüftet hatte. Das frisch gebackene pralinenähnliche Naschwerk aus der Barockzeit ist nach einer Rezeptur aus Italien über Österreich nach Deutschland gekommen. Nonnenbrüstchen aus Marzipan, Schokolade und Mürbteig erfreuten sich an europäischen Fürstenhöfen großer Beliebtheit.

Wegen großer Nachfrage wird die Veranstaltung "Erotik im Barock" am Mittwoch, 19. September, wiederholt.