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Niedlicher Plünderer Niedlicher Plünderer: Biologie-Lehrer klärt über Schutz vor Waschbären auf

Von Tobias Schlegel 27.03.2019, 14:00
Rund 3.500 Waschbären wurden im vergangenen Jahr im Burgenlandkreis erlegt. Die Zahl steigt, da die Population in der Region größer wird.
Rund 3.500 Waschbären wurden im vergangenen Jahr im Burgenlandkreis erlegt. Die Zahl steigt, da die Population in der Region größer wird. DPA

Hohenmölsen - Ein Ehepaar kommt aus dem Urlaub zurück. Als es die Wohnung betritt, gleicht diese einem Schlachtfeld. Einbrecher? Könnte man zunächst meinen. In Wirklichkeit waren jedoch Waschbären die Übeltäter. Das Ehepaar hatte vor seiner Abreise vergessen, das Fenster im Badezimmer zu verschließen. Diese Einladung ließen sich die Tiere natürlich nicht entgehen.

Biologie-Lehrer klärt auf

Es ist ein Fall, der in Weißenfels vor einiger Zeit tatsächlich so passiert ist, wie Andreas Meißner erklärt. Er ist Biologie-Lehrer am Agricolagymnasium in Hohenmölsen und Mitglied im Naturschutzbund des Reviers Saale-Elster. Im Seniorenbüro von Hohenmölsen hat er jüngst einen Vortrag über die Waschbären gehalten. Etwa 3.500 von ihnen wurden im vergangenen Jahr von Jägern im Burgenlandkreis erlegt. Die Zahlen steigen pro Jahr um etwa 500. Das zeigt: Der Waschbär hat es sich hier in der Region gemütlich gemacht. „Und das flächendeckend. Es wird keine Zukunft ohne den Waschbären geben“, glaubt der Tauchaer.

Die Gründe für die Ausbreitung des Waschbären sind vielfältig. Die possierlichen Tiere haben keine natürlichen Feinde und sind extrem anpassungsfähig. Sie können schwimmen, klettern und weite Strecken zurücklegen. Außerdem sind vor allem die Männchen nicht an einen bestimmten Ort gebunden und entsprechend wanderlustig. „Waschbären sind zudem Allesfresser“, erklärt Meißner. Und vor allem: Sie sind Opportunisten, was die Nahrung angeht.

Waschbären: Keine Grenzen bei der Nahrungsaufnahme

Was ihnen gerade über den Weg läuft und was für sie leicht zu bekommen ist, wird verschlungen. „Waschbären können Kirschen von Bäumen pflücken, Maiskörner aus dem Boden graben oder auch Eier aus Vogelnestern plündern. Sie sind sehr trickreich und können sogar in Ställe einbrechen, indem sie die Tür aufkriegen“, erklärt Meißner. Den Tieren sind anscheinend keine Grenzen gesetzt.

Umso wichtiger ist es für den Menschen, sein Hab und Gut zu schützen. Denn mittlerweile sind die Waschbären auch bis in die Städte vorgedrungen und plündern auf Grundstücken. „Wichtig ist, keine Essensabfälle frei im Garten liegen zu lassen“, meint Meißner. Er empfiehlt deshalb, keine Nahrungsmittel auf den Kompost zu werfen. Mülltonnen sollten geschlossen gehalten werden, vor allem über Nacht.

Nicht quälen

Denn Waschbären sind meist erst ab der Abenddämmerung aktiv. Auch Futterschalen von Haustieren ziehen Waschbären an und sollten nicht über Nacht draußen stehen gelassen werden. Außerdem sollte man Türen zum Haus oder der Wohnung schließen. Selbst Fenster, wie im Anfangsfall geschildert, stellen mitunter kein Hindernis da. „Waschbären sind extrem lernfähig“, so Andreas Meißner.

Um der Lage Herr zu werden, dürfen die Tiere ganzjährig gejagt und erlegt werden. Laut Meißner gibt es nur eine Ausnahme: Waschbärweibchen, die gerade Junge bekommen haben, müssen geschont werden. Über das Internet kann man mittlerweile problemlos Fallen kaufen, wenn Grundstückbesitzer Probleme mit Waschbären haben. Doch auch hier gibt es etwas zu beachten. So ist es nicht erlaubt, Fallen aufzustellen, die das Tier verletzen oder gar quälen. „Es ist aber erlaubt, Wildtiere wie Waschbären auf einem Grundstück zu fangen und auch zu töten“, erklärt der 58-Jährige.

Ordnungsamt oder den Stadtjäger informieren

Wem tatsächlich ein Waschbär in die Falle geht, das Tier dann aber nicht töten kann oder will, sollte das Ordnungsamt oder den Stadtjäger informieren. Den Waschbär wegzubringen und an einem anderen Ort wieder auszusetzen, sei dagegen keine gute Idee. „Damit verschiebt man nur das Problem, denn das Tier ist schneller wieder da als man denkt“, sagt Meißner. Auf keinen Fall sollte man Giftköder auslegen. Dies sei nicht kontrollierbar und das Risiko, dass andere Tiere wie Hunde oder Katzen oder gar Kinder damit in Berührung kommen, sei zu hoch.

Bei all der Jagd nach dem Waschbär sollte man laut Andreas Meißner aber eines nicht vergessen: „Waschbären haben auch Respekt verdient, denn sie sind keine Untiere. Sie machen nur das, was die Natur ihnen mit auf den Weg gegeben hat“, so der Experte. (mz)