"Nie wieder Hartz IV" "Nie wieder Hartz IV": Nadine Schubert hat den Kopf nicht in Sand gesteckt
weissenfels/MZ - Nadine Schubert mag Humor, besonders den, der zum Nachdenken anregt: „Enten legen ihre Eier in aller Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier“ - dieser wunderbare Spruch auf ihrer Internetseite könnte das belegen. Doch selbst mit Humor hatte die 31-Jährige im Leben bisher nicht immer Glück. Da sei auch allerhand schief gelaufen, räumt die Weißenfelserin ein.
Das wiederum war im jugendlichen Alter noch nicht absehbar. Im Gegenteil, der Weg schien geebnet zu sein. Nach der 10. Klasse lernte sie Mediengestalterin, „etwas Kreatives sollte es unbedingt sein“. In Berlin wollte sie ihre Träume umsetzen, merkte aber recht schnell, dass der Markt dort „abgegrast“ war. Sie überlegte nicht lange und siedelte um. In Köln hatte die junge Frau mehr Glück, sieben Jahre arbeitete sie im Beruf, lernte ihren Partner kennen und schenkte ihrem heute sechsjährige Sohn Paul das Leben.
Doch das Glück zerbrach, sie landete wieder in Weißenfels, steckte aber nicht den Kopf in den Sand, sondern klotzte ran. Ruckzuck fand sie Arbeit. Aber wie es so ist im Leben: Kinder werden ab und an krank. Auch Paul. Das schmeckte ihrem Arbeitgeber nicht, dem nächsten ebenso wenig. „Es herrschte null Toleranz“, sagt sie, wenn sie daran zurückdenkt. Ihre Arbeit wollten die Unternehmen, ein krankes Kind nicht. „Es scheint ein Verbrechen zu sein, alleinerziehend zu sein.“ Nicht nur in diesen schweren Stunden halfen ihr die Eltern über Klippen hinweg. „Ich bin ihnen unheimlich dankbar dafür“, sagt sie.
Nadine Schubert ist in Weißenfels zu erreichen unter: 03443 89 93 16 oder unter www.idee-alist.de
Doch letzten Endes landet Nadine Schubert nicht nur in ihrer Heimatstadt, sondern für einige Jahre auch beim Jobcenter - um über die Runden zu kommen musste sie Hartz IV in Anspruch nehmen. Sie hegt absolut keinen Groll: Es sei gut, dass es in Deutschland Jobcenter gebe, dass Menschen aufgefangen werden. Ihre zuständige Vermittlerin habe große Stücke auf sie gehalten und an sie geglaubt, die Leistungsabteilung hingegen nicht. Ihre Erfahrung mit diesen Mitarbeitern laute: Leistungen in Anspruch zu nehmen, sei ein harter Kampf. „Ich kam mir im Leben noch nie so erniedrigt vor. Sie machen dir klar, dass du ein Mensch zweiter Klasse bist.“ Verständlich wenn sie sagt: „Ich möchte nie wieder in meinem Leben Hartz IV beziehen.“
Muss die Weißenfelserin auch nicht, denn sie ist beruflich auf einem guten Weg. Langsam, aber sicher. Sie kümmert sich um Aufträge, zeigt sich rührig und allmählich geht es bergauf. Dank Existenzgründerkurs, den sie belegte; auch am Gründerstammtisch nahm sie teil. „Die Mund-Propaganda war ganz wichtig für mich“, ergänzt die junge Frau. Dass ihre Arbeit geschätzt wird, das überlässt sie nicht dem Zufall. „Oberste Priorität ist: Der Kunde muss zufrieden sein.“ In diese Philosophie stecke sie ihren ganzen Ehrgeiz. Hochzeitsfotos, Kinderfotographien, aber auch Visitenkarten, Flyer oder Einladungskarten gehören zu den Dingen, die sie für ihre Kunden anfertigt. Sie stellt an sich einen hohen Qualitätsanspruch, räumt aber trotzdem ein: „So schnell wie der Erfolg kam, kann er auch wieder gehen.“
All ihre Angebote auf das kleine Weißenfels zu beschränken, gehe natürlich nicht. Das hat Nadine Schubert beizeiten einkalkuliert. Und deshalb schaut sie sich um, bundesweit, wird hier und da fündig - für einen Freizeitpark erledigt sie alles, was Grafik betrifft. In Düsseldorf hat sie bei einer größeren Immobilienfirma ein Bein in der Tür.
Paul, ihr kleiner Liebling, der bald in die Schule kommt, komme trotz der Arbeit auf keinen Fall zu kurz, meint sie. Sie unternehmen auch viel gemeinsam. Der Junge freue sich, mit seiner Mutter im neuen Musical mitspielen zu dürfen, das im Herbst in Weißenfels Premiere hat. „23.02 Uhr - Esel gut, alles gut!“ heißt das aktuelle Projekt des Weißenfelser Vereins Kulturphönix. „Musicals lieben Paul und ich nun mal über alles.“