Neue Ordnung in der Physik
WEISSENFELS/MZ. - Als erster Schritt liegt jetzt eine Forschungsdokumentation unter dem Titel "Neurodidaktik" vor, die aus Sicht des Verfassers die Wissensvermittlung zunächst in den Fächern Mathematik und Physik in der Schule geradezu revolutioniert.
"In der Schule werden die Kinder über das Kurzzeitgedächtnis mit Wissen geradezu vollgepfropft", meint Beese. Er ist Vorsitzender des Präsidiums der Weißenfelser Herzog-August-Stiftung, die seit mittlerweile fast fünf Jahren in verschiedenen Projekten begabte Schüler schulbegleitend fördert. Der Frontalunterricht in der Schule sei zu großen Teilen uneffektiv, abstrakt und mit zu viel Text verbunden, meint Beese. Sein Ansatz: "Wir brauchen eine neue Übungskultur. Um das Langzeitgedächtnis zu aktivieren, brauchen wir mehr Anschaulichkeit und den Bezug zur realen Umwelt", sagt der
63-Jährige. Wenn es zum Beispiel um Berechnungen am Kreis geht, so beginnt bei ihm das Ganze mit der spannenden Geschichte von der ersten Landung eines Menschen auf dem Mond. Als Beispiel für Anschaulichkeit nennt er die Ampelanlage am Goethegymnasium. Auf Grundlage der Beobachtung der Ampelphasen erstellten die Schüler im Kinder- und Jugendforschungszentrum der Stiftung Schaltbelegungstabellen, würden so schrittweise an Schaltbilder und weiter an die Programmiersprache im Computer herangeführt.
In seiner Dokumentation ordnet Beese den Lehrstoff der Physik völlig neu, löst sich von dem in der Schule üblichen Denken in Lehrabschnitten wie Optik oder Mechanik. Er führt stattdessen so genannte Stammbasen ein, wie Punkt, Raum, Zeit, Geschwindigkeit oder Masse. "Ich habe mich an den Erkenntnissen der Neurobiologie orientiert, um die Ressourcen des menschlichen Gehirns besser erschließen zu können", sagt Beese. Die Verknüpfung von Wissensfeldern ist ihm dabei besonderes Anliegen.
Sieben Monate lang hat Beese intensiv an der Forschungsdokumentation gearbeitet. In Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle soll das neue Lehr- und Lernsystem nun wissenschaftlich untersetzt, weiterentwickelt und auf Fächer wie Chemie und Biologie ausgedehnt werden. "Wir sind auf einem richtigen Weg", zeigt sich Beese überzeugt. Matthias Wahl, Mitglied des Kuratoriums der Herzog-August-Stiftung, verweist darauf, dass es sich um ein geschlossenes System der Wissensvermittlung von den Grundlagen bis hin zur Anwendung in Wirtschaft und Studium handelt. Am Dienstag will Beese seine Dokumentation der Industrie- und Handelskammer vorstellen. Und er baut darauf, dass die Ergebnisse seiner Arbeit vor allem an Universitäten und Institutionen, die sich mit Bildungsforschung beschäftigen, auf reges Interesse stoßen.
Forschungsdokumentation "Neurodidaktik", ISBN 978-3-00-028665-0