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Nessa überflutet Höfe und Straßen

Von Yvette Meinhardt und Klaus-Dieter Kunick 10.03.2006, 18:34

Landkreis/MZ. - Eva Diddrich hat die Nacht zum Freitag kaum ein Auge zugemacht. "Nein, solch ein Hochwasser habe ich noch nicht erlebt. Jede halbe Stunde bin ich in den überfluteten Keller und hab' die Pumpe angeschaltet", erzählt die Frau aus Obernessa. Ihr Haus gleicht einer Insel. Der Hof seit Donnerstag überflutet, die Straße ein Wasserweg, auf dem Feld ein riesiger See. "Früher gab es hier Vorfluter, doch die LPG hat alle umgepflügt. Jetzt haben wir die Bescherung", sagt Norbert Diddrich. Die Familie trägt es mit Fassung.

Überall stehen Töpfe und Eimer, im Gästezimmer schöpfen Mutter und Tochter Wasser aus. Das Zimmer im Erdgeschoss ist bislang als einziges überflutet. Doch das Wasser auf dem Hof steigt. Nur noch eine Stufe bis zum Flur. Seit den 60er Jahren leben die Diddrichs hier. "In der ganzen Zeit war vielleicht zweimal Hochwasser, aber in diesem Jahr wurden wir schon zum vierten Mal heimgesucht", sagt sie.

Die Familie in Nessa ist kein Einzelfall, die gesamte Straße von Dippelsdorf bis Kapellenende ist überflutet. "Sogar unser Traktor musste aufgeben. Irgendetwas ist nass geworden, jetzt streikt er", sagt Gemeindearbeiter Michael Pretzsch und steigt mit der Sekretärin Sabine Hepner in den Transporter. Fast vor jedem Haus stehen Frauen und Männer mit Schaufeln und Besen, kehren Wasser und Schlamm beiseite. Ein Hallo hier, eine Aufmunterung dort. "Meine Frau rief mich an und zum Glück konnte ich gleich nach Hause kommen", plaudert Wilfried Pfau am Straßenrand. "Am meisten ärgert mich, dass manche große Lkw ohne Rücksicht durch die Seen preschen", macht er sich Luft. Der Schulbus unterdessen hält an der gesperrten Straße, die Umleitung ist längst überflutet. Rückzug ist angesagt, Fahrgäste müssen laufen.

In Wernsdorf gibt die Freiwillige Feuerwehr Nessa nicht nur moralische Unterstützung. Sandsäcke werden gestapelt, dem Wasser ein Weg gewiesen. "Doch wir können nicht wirklich etwas tun", sagt Wehrleiter Thomas Pech. Wohin wolle man das Wasser pumpen, Seen soweit man schaut. Der Bach Nessa ist eigentlich ein harmloses Rinnsal, höchstens ein paar Zentimeter hoch. Doch der Wasserlauf ist vollkommen ausgeufert, an mancher Stelle bis 2,50 Meter hoch. Und bei der Hofeinfahrt schauen nur noch die Spitzen des Torpfeilers heraus. Rainer Götter vom Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft dreht seine Runde. "Hochwasser von Bonau über Schelkau bis Trebnitz und Krauschwitz. Am schlimmsten ist es in Teuchern", zieht er ein erstes Resümee und tauscht sich mit den Nessaer Kollegen aus.

"Solch ein Wasser habe ich vor 50 Jahren zum letzten Mal erlebt", so Elfriede König. Die Seniorin war in Kössuln vor die Tür getreten. "Ich hoffe nur, dass unsere Klärgrube nicht überläuft", sagt sie.

In Rössuln steht Heike Erfurth mit ihrem Auto einige Meter vor ihrem Haus. Das Wasser der Nessa läuft quer über die Straße. "Ich trau' mich nicht durchzufahren", gesteht sie. Nach der Arbeit war sie einkaufen gefahren und nun dieses Dilemma. Rosel Wandkte fügt hinzu, dass am Morgen überhaupt noch nichts gewesen sei. Doch innerhalb kurzer Zeit sei das Wasser enorm angestiegen. Die ganzen Jahre über habe man in Rössuln mit Schmelzwasser nie ein Problem gehabt. Ähnliche Situationen spielen sich auch in Aupitz und in Granschütz ab. In Werschen sind Horst Brauer und Christine Lorenz von der Stadtverwaltung Hohenmölsen vor Ort. Sie sprechen sich mit Feuerwehrchef Michael Geißler ab. Derzeit fehle es an Sandsäcken, so Geißler.