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Naturschutzbund in Weißenfels Naturschutzbund in Weißenfels: Beobachtungen zeigen: Stockente zieht sich zurück

Von klaus-dieter kunick 16.03.2014, 18:28
Sie waren am Sonntag vier Stunden lang an der Saale in Richtung Schkortleben unterwegs, um Vögel zu zählen, hier beispielsweise noch in Weißenfels: Hubert Mayer, Eckhardt Köhler, Manfred Schlüter, Ingo Lilienthal und Claudius Hentzschel am Vergrößerungsgerät (von links).
Sie waren am Sonntag vier Stunden lang an der Saale in Richtung Schkortleben unterwegs, um Vögel zu zählen, hier beispielsweise noch in Weißenfels: Hubert Mayer, Eckhardt Köhler, Manfred Schlüter, Ingo Lilienthal und Claudius Hentzschel am Vergrößerungsgerät (von links). Michael Thomé Lizenz

weissenfels/MZ - „Dass muss man dabei haben, es gehört zum Handwerkszeug“, erklärte Hobby-Ornithologe Eckhardt Köhler. Der packte am Sonntagmorgen aus seinem Auto ein Vergrößerungsgerät an der Herrenmühle in Weißenfels aus: Eine 60-fache Vergrößerung ist damit möglich. Kaum aufgestellt, blickte er sofort in Richtung Saale. „Da ist sie, eine Graugans“, rief er zu Hubert Mayer, erster Stellvertreter des Regionalverbandes vom Naturschutzbund Saale-Elster.

Und damit war die letzte Tour der Wasservögelzählung in diesem Frühjahr, die bundesweit stattfand, eröffnet. Allein an der Saale gab es vier Zählabschnitte auf einer 27 Kilometer langen Strecke, die von zwölf Mitgliedern der Fachgruppe unter die Lupe genommen wurde. Auf dem Abschnitt von Weißenfels hin nach Schkortleben, es mögen sieben Kilometer sein, waren fünf Naturschutzfreunde unterwegs.

Als regionaler Akteur im Landkreis Weißenfels wurde im Dezember 1990 der NABU-Kreisverband Weißenfels-Hohenmölsen gegründet. Die Fachgruppe Ornithologie zählt etwa 15 Mitglieder, die Freude am Beobachten und am Studium der einheimischen Vogelwelt haben. Als Naturfreunde setzen sie sich in der Freizeit für den Schutz der Vogelwelt und ihrer Lebensräume ein und wollen dabei mehr über die Lebensweise und das Vorkommen von Vögeln in der Region erfahren. Die Beobachtungen und Erfahrungen werden mit Gleichgesinnten ausgetauscht und diskutiert. Treff ist jeden zweiten Montag im Monat um 18.30 Uhr im Gemeindehaus Taucha. (kdk)

Zu den Initiatoren der Zählung in den 1960er Jahren gehören Karl Kiesewetter und Werner Klebb, berichtete Hubert Mayer. Seit damals werde Jahr für Jahr einmal im Monat von Oktober bis März eine Zählung vorgenommen. Nur so könne eine einigermaßen zuverlässige Statistik angefertigt werden. Seit der Wende sei die Saale zweifelsfrei sauberer geworden, das wiederum ziehe Veränderungen in der Vogelwelt nach sich, meinte Manfred Schlüter. So sei der Eisvogel wieder heimisch geworden, die Stockente aber ziehe sich langsam aus der Region zurück, weil sie nicht mehr die Nährstoffe findet. „Da drüben sehe ich einen Kernbeißer“, rief Claudius Hentzschel aus Burgwerben. Der Zwölfjährige war ganz eifrig dabei, seine Augen schienen überall zu sein, ständig drehte er den Kopf, schaute in alle Richtungen. Denn gezählt wurde nicht nur, was auf der Saale schwimmt, sondern auch die Vögel in der Luft. Wenn die nicht gesehen wurden, zu hören waren auf alle Fälle viele von ihnen. Auch das fließt in die Zählung ein. Mit dabei auf der Strecke war Ingo Lilienthal von einer Fachgruppe aus dem Eichsfeld, der mit Eckhardt Köhler befreundet ist. „Bei uns hat der Rote Milan wieder zugenommen, was hier nicht der Fall ist“, erzählte er.

Als die Gruppe Weißenfels verlassen hatte, kam ihnen Peter Hellriegel mit dem Fahrrad hinterhergeradelt. Er brachte die Liste mit den Wasservögeln, die seine Gruppe am Tag zuvor von Weißenfels bis nach Leißling gesichtet hatte. „Die Nilgans hat sich hier angesiedelt, eine afrikanische Art“, erklärte Eckhardt Köhler. Plötzlich machte sich Claudius Hentzschel bemerkbar, dass er eine Mehlschwalbe gesehen habe. Die Männer stutzten und überlegten, so richtig wollten sie dem Jungen nicht glauben. „Das kann an und für sich nicht sein“, erklärte Eckhardt Köhler. Denn es sei zu früh, erst Ende März, Anfang April sei die Mehlschwalbe hier zu finden. Aber ausgeschlossen sei es andererseits auch nicht, ergänzte er und war hin- und hergerissen. „Claudius kennt sich prima aus, er macht sich ausgesprochen gut“, lobte ihn Eckhardt Köhler, der am Ende der vierstündigen Tour registrierte, dass ungefähr 400 Vögel gezählt worden sind. Eine genaue Auswertung erfolge dann am Montagabend beim Treffen in Taucha. Sein erstes Fazit: Als besorgniserregend könne man die Situation bei den Wasservögeln nicht bezeichnen. Wenn es hier Schulnoten gäbe, würde er zwischen gut und befriedigend tendieren.

Die Mitglieder der Fachgruppe Ornithologie des Regionalverbandes treffen sich am Montagabend um 18.30 Uhr zur Auswertung im Volkshaus in Taucha.

Peter Hellriegel brachte mit dem Fahrrad seine Liste von der Zählung.
Peter Hellriegel brachte mit dem Fahrrad seine Liste von der Zählung.
Michael Thomé Lizenz