Nach dem Welterbe Antrag Nach dem Welterbe Antrag: Burgenlandkreis will sich neu ausrichten

Weissenfels - Tobias Liebert hat Verständnis für den Saale-Unstrut-Tourismusverein. „Aus Naumburger Sicht würde ich das Mittelalter auch in den Mittelpunkt stellen“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Fremdenverkehrsverein Weißenfelser Land im Gespräch mit der MZ. Doch manchmal nervt ihn die Konzentration auf das Thema schon ein bisschen. „Der Burgenlandkreis und gerade das Weißenfelser Land haben schließlich noch sehr viel mehr zu bieten“, sagt er.
Mit Barock-Zeit und den Residenzstädten werben?
Vor allem für Weißenfels und Zeitz würde die Barock-Zeit mit den Residenzstädten eine viel wichtigere Rolle spielen. „In Weißenfels spielen Bach, Händel und Schütz eine wichtige Rolle“ sagte Liebert. Weiter gehe es mit der Schlachtengeschichte über Novalis und der Romantik bis hin zur Industrialisierung und dem Bergbau in der Region. „Die Geschichte hört schließlich nicht im Mittelalter auf“, betont der Weißenfelser.
Gerade im Zuge der aktuellen Welterbebewerbung vom Naumburger Dom und der hochmittelalterlichen Herrschaftslandschaft seien einige andere wichtige Epochen immer wieder zu kurz gekommen. Das müsse auch überdacht werden, da die Aussichten des Antrages einem neuen Gutachten zufolge relativ unsicher seien. „Natürlich wünschen wir dem westlichen Teil des Burgenlandkreises nach wie vor, dass Naumburg und Umgebung Erfolg mit ihrer Unesco-Welterbewerbung haben“, sagte Tobias Liebert. Zumal er auch davon ausgeht, dass Weißenfels und Umgebung davon profitieren würde, wenn aufgrund der Auszeichnung mehr Touristen ins Saale-Unstrut-Tal kommen würden.
Absage war Klatsche für bisherige Tourismuspolitik
„Dennoch muss das jüngste schlechte Zwischenzeugnis für die Bewerbung auch als deutliche Klatsche für die bisherige Tourismuspolitik des Burgenlandkreises verstanden werden“, so Tobias Liebert. Damit sei die Strategie des Saale-Unstrut-Tourismus-Vereins, das Mittelalter, die Romanik und die Dome zu verabsolutieren, offensichtlich in vielen Punkten nicht optimal gewesen.
„Immerhin haben wir nun mit der neuen thematischen Clusterbildung angefangen, uns im Burgenlandkreis breiter aufzustellen. Dieser Weg muss unbedingt konsequent fortgesetzt werden. Und zwar unabhängig davon, ob die Region auf die Unesco-Welterbeliste aufgenommen wird“, sagte Liebert. Denn sowohl bei einer erfolgreichen Bewerbung Anfang Juli und erst recht bei einem Scheitern müsse sich der Tourismus in der Region auch jenseits des Mittelalters weiterentwickeln.
Tobias Liebert hatte sich zuletzt in einem offenen Brief auch für eine Verbleib von Lützen im Fremdenverkehrsverein Weißenfelser Land ausgesprochen. Die Kommune war dem Saale-Unstrut-Tourismusverband beigetreten. Um einen zusätzlichen Beitrag einzusparen, wollten die Lützener Stadträte eigentlich aus dem Weißenfelser Verein austreten. Nach dem Aufruf von Liebert wurde die Entscheidung nun zunächst verschoben. (mz)