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MZ-Serie Führerschein - Teil 4  MZ-Serie Führerschein - Teil 4 : Dummheit muss bestraft werden

Von Klaus-Dieter Kunick 16.06.2016, 14:19
Zu lösen sind unter anderem auch etliche Vorfahrtsfragen.
Zu lösen sind unter anderem auch etliche Vorfahrtsfragen. Peter Lisker

Weißenfels - Oh Gott, warum tut man sich das an? 1971 habe ich bei der Armee den Führerschein erworben. Und was seither getan, um das Wissen in der Straßenverkehrsordnung aufzufrischen? Schweigen im Walde. Hand aufs Herz - nichts dergleichen. Vielleicht aus dem Grund, dass ich seit der Zeit einen einzigen Verkehrsunfall verursachte - ein kleiner Blechschaden. Man lebt eben im Glauben, sicher zu fahren.

30 Minuten für 30 Fragen

Aber nun, ein Test wird es zeigen: Schafft man nach den Jahren so mir nichts dir nichts die Theorieprüfung? Zugegeben, ich bin wahnsinnig aufgeregt, das letzte Mal war das der Fall, als ich meiner Frau einen Heiratsantrag machte. Doch es hilft nichts. Fahrlehrerin Anett Loth aus Weißenfels zeigt mir im Computer die 30 Fragen, die es zu beantworten gilt, danach zieht sie sich zurück.

Und dann passiert das, was eigentlich nicht passieren sollte - ich hetze förmlich durch den Fragenkatalog, fühle mich unter Druck gesetzt, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Angeblich dauert die Theorieprüfung eine halbe Stunde, doch nach zehn Minuten bin ich bereits fertig.

Haschischkonsum am Steuer

Anett Loth sagt nichts, muss sie auch nicht, denn der PC signalisiert mir am Ende mit roter Schrift unmissverständlich, dass ich durchgefallen bin - vier von 30 Fragen waren falsch. In der Schule wäre das Ergebnis vielleicht gar nicht so schlecht, hier reicht es nicht und ich bekomme prompt die Quittung für mein hastiges Vorwärtskommen. Beispielsweise bei der Frage, welche Auswirkungen Haschischkonsum haben kann, mache ich nicht das Häkchen bei „Das Gefahrenbewusstsein kann abnehmen“, was ich hätte zwingend machen müssen. Dummheit muss bestraft werden - Fehler. Der PC ist unbestechlich und gnadenlos.

Sachsen-Anhalt hat laut Information des Kraftfahrt-Bundesamtes Flensburg bundesweit bei den Führerscheinprüfungen die höchste Durchfallerquote. Woran liegt das? Wie ist die Situation in der theoretischen und praktischen Prüfung? In einer Artikelserie sucht die MZ Antworten bei Fahrschülern und Fahrlehrern. In unserer Serie lernten die Leser bisher unter anderem eine Fahrschülerin kennen, die ihre erste Autobahnfahrt erlebte, Fahrschullehrer kamen zu Wort und demnächst stellt sich ein Journalisten im Selbsttest der praktischen Prüfung. Im aktuellen Beitrag geht es um eine Theorieprüfung, die so gar nicht stattfinden darf. Aber auch das ist ein Test, der aufzeigen soll, was noch an Wissen der StVO vorhanden ist.

Welche Erfahrungen haben Sie im Zusammenhang mit Ihrer Fahrprüfung gemacht? Wie sehen Sie die heutige Situation? Welche Erkenntnisse über die Fahrprüfungen gibt es in Ihrer Familie? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.  ze/kdk

Zuschriften an die MZ-Lokalredaktion Weißenfels, Markt 7, 06667 Weißenfels oder per E-Mail an [email protected].

Bereits zu Zeiten von Kutschen dürften bestimmte Verkehrsregeln existiert haben, doch eine Straßenverkehrsordnung gibt es in Deutschland erst seit dem Jahre 1934. Die ursprüngliche Fassung der StVO wurde im Mai 1934 im Reichsgesetzblatt veröffentlicht und trat im Oktober des selben Jahres in Kraft. Im Laufe der Zeit wurde die StVO immer wieder modifiziert und zahlreiche Neuerungen und Zusätze sind hinzugefügt worden. Das war und wird auch in Zukunft notwendig sein, da der Straßenverkehr einer permanenten Veränderung unterlegen ist.

Natürlich ist es nur ein Test, irgendwelche Folgen sind nicht zu befürchten. Schließlich habe ich ja den Führerschein in der Tasche. Aber mit dem Ergebnis verabschieden? Das geht nicht. Also ran an den Speck, zweiter Versuch. Was bleibt, ist das mulmige Gefühl in der Magengegend, es will und will nicht verschwinden. Selbstvertrauen sieht anders aus. Bloß nicht so viele Fehlerpunkte kassieren. Diesmal besser aufpassen. „Zeit lassen, nicht hetzen“, gibt mir Anett Loth gedanklich mit auf den Weg. Wann ist im Kreisverkehr zu blinken? Beim Ein- oder beim Ausfahren? Die Frage bereitet mir keine Kopfzerbrechen - beim Ausfahren. Auch die Frage nach der Rettungsgasse bereitet mir keine Sorgen.

Die Zeit ist um, ich drücke mit einem flauen Gefühl auf „Abgabe“. Sicher bin ich mir nicht. Diesesmal habe ich besser aufgepasst, mir Zeit gelassen und siehe da: Alle Fragen richtig beantwortet. Anett Loth klopft mir auf die Schulter und sagt: „Nach der langen Zeit das hinzukriegen, alle Achtung.“ Vollkommen erleichtert verlasse ich die Fahrschule. Und das mit der nicht ernst gemeinten Frage: Wer geht schon freiwillig zu einer Theorieprüfung? Ein bisschen verrückt muss man eben sein. Lesen Sie am Donnerstag, was der Leiter der MZ-Lokalredaktion bei einer praktischen Fahrprüfung erlebte. (mz)

MZ-Mitarbeiter Klaus-Dieter Kunick legte dieser Tage bei der Weißenfelser Fahrlehrerin Anett Loth die Theorieprüfung ab, was im Normalfall allerdings nicht geht. Denn alle theoretischen Prüfungen nimmt die Dekra ab - entweder in Naumburg, in Zeitz oder in Merseburg.
MZ-Mitarbeiter Klaus-Dieter Kunick legte dieser Tage bei der Weißenfelser Fahrlehrerin Anett Loth die Theorieprüfung ab, was im Normalfall allerdings nicht geht. Denn alle theoretischen Prüfungen nimmt die Dekra ab - entweder in Naumburg, in Zeitz oder in Merseburg.
Peter Lisker