Musical Musical: «Mama mia» auf Rollschuhen
Hohenmölsen/MZ. - Wenn sich am Samstagnachmittag gegen 17 Uhr der Vorhang zum ersten Mal in der "Glückauf"-Sporthalle von Hohenmölsen senken wird, dann ist sich Hanspeter Friede sicher: Applaus wird aufbranden. Ebenso dann bei der zweiten Aufführung. "Die Hohenmölsener werden es lieben, dieses Musical", sagt er und freut sich still. Vorfreude, bei Freunden zu sein, bestimmt das Tagewerk.
Blenden wir zurück: Am Donnerstag wurden in Bad Friedrichshall zwei Lastkraftwagen und fünf Pkw bepackt. Ein mehrstöckiges Haus, Marktstände, Fischerhütten, ja sogar eine Mühle wurden verstaut. Vier Stunden dauerte das, dann geht es auf die Piste von Bad Friedrichshall, der Partnerstadt von Hohenmölsen in Richtung Stadt der drei Türme. Zum achten Mal zeigt der Rollschuhverein hier sein Können. "Für uns ist das wie ein Auftritt im Wohnzimmer", meint Hanspeter Friede verschmitzt.
Am Freitagvormittag traf der Tross vor der Sporthalle ein. Die Mitarbeiter vom Bauhof der Stadt standen schon "Gewehr bei Fuß", um ihren Freunden helfen zu können, falls die Säge klemmt. In Bereitschaft war auch der Partnerschaftskreis der Stadt.
Die Uhr läuft. Rund 25 Friedrichshaller entladen. Unter ihnen das Trio mit Migrationshintergrund, wie Friede scherzhaft den Russen, Türken und Schweden benennt. Waldemar Mattern, der Russe, Musa Ayalp aus der Türkei und Thomas Karlos, der Schwede sind Väter rollschuhfahrender Töchter. Nun aber agieren sie als Kulissenschieber, bauen, bohren und kleben, was das Zeug hält. "Die Hohenmölsener Halle ist fast so wie unsere in Bad Friedrichshall, nur die Fenster sind etwa anderthalb Meter größer. Da müssen wir unsere Folie zum Abdunkeln der Halle verlängern", erklärt der Schwede die Klebeaktion. Stolz plaudert er nebenbei, dass er beim Gastauftritt des Vereins vor zwei Jahren bei seinem Schwedenkönig war. Extra für ihn habe man in Lützen das Museum geöffnet. "Das fand ich klasse", sagt der groß gewachsene Mann und klebt weiter an den schwarzen Bahnen, während in einer Ecke der Halle bereits die Mühle ihre Flügel bekommt und die Marktstände ausgerichtet werden. Elektriker sind im Anmarsch, die legen mehr als 2,5 Kilometer Leitung und bringen dutzende Scheinwerfer an der Sporthallendecke an.
Wann rollen denn ungefähr die Rollschuhfahrer an? "Ungefähr? Nix da mit ungefähr", meint Friede und weiß den kritischen Blick seiner Frau Rita, die das Musical geschrieben und choreografiert hat, im Nacken. 16 Uhr wird der Putztrupp die Glückauf-Halle auf Hochglanz bringen, denn 18 Uhr ist Generalprobe. "Da scharren meine Sportler schon mit den Hufen", sagt Rita Friede und hat schon Stunden zuvor mit den Auswirkungen des Lampenfiebers zu kämpfen. Am Samstagvormittag werden rund 20 Vereinsmitglieder traditionell den Wein und Sekt zur Beköstigung der Gäste der zweimal ausverkauften Vorstellungen bereitstellen und Brötchen schmieren. Der halbe Verein hat sich bei Frisören der Stadt einen Termin gemacht. Pünktlich 15.30 Uhr hebt sich der Vorhang für die bunte Glitzerwelt in "Mama mia". Ein Blick voraus: Diese Nacht werden die Lkw wieder beladen. Am Sonntag, 10.30 Uhr nehmen die Friedrichshaller Abschied vom Wohnzimmer.