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Museumstag in Borau Museumstag in Borau: Altes Handwerk wird lebendig

Von Andrea Hamann-Richter 30.05.2016, 09:02
Daniel Böhme von den Oldtimerfreunden zeigt die Modelle.
Daniel Böhme von den Oldtimerfreunden zeigt die Modelle. Michael Thomé

Bonau - Gleich fünf Neuheiten gab es am Sonnabend während des 18. Museumstages in Bonau. Zum ersten Mal begrüßte Mario Wolf als neuer Vorsitzender die Gäste. Er hatte vor wenigen Monaten das Zepter aus den Händen von Klaus Gärtig übernommen. Der 79-Jährige wollte aus gesundheitlichen und Alters-Gründen nicht mehr länger die Spitze des Vereines anführen.

Außerdem in diesem Jahr neu dabei waren die Mitglieder der Oldtimerfreunde aus Rudelsdorf. Sie zeigten nicht nur eine beeindruckende Auswahl ihrer historischen Fahrzeuge, größtenteils aus der Landwirtschaft. Horst Walther nennt beispielsweise drei Lanz Bulldog, drei Famulus und eine Brockenhexe sein eigen. „Das ist wie eine Sucht“, gab er augenzwinkernd zu.

Die Fahrzeuge stehen nicht nur in den Garagen und Scheunen ihrer Eigentümer. Im Gegenteil. Sie sehen in ihrem hohen Alter noch richtig viel von der Welt. Horst Walther berichtete, dass die Mitglieder an Oldtimer-Traktoren-Weltmeisterschaften teilnehmen, unter anderem den österreichischen Großglockner oder den Stilfser Joch, die höchste Alpenstraße Deutschlands hinauf.

Fotos auf der Ausstellung

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Einige Rudelsdorfer belegten vordere Plätze, sagt der 72-Jährige stolz. Fotos auf der Ausstellung in Bonau zeugten von diesen außergewöhnlichen Veranstaltungen vor beeindruckender Kulisse mit seltenen Traktoren.

Die Männer demonstrierten auch, wie früher das Korn aus den Ähren gedroschen wurde. Einer von ihnen war Erhardt Endreich. Der 83-Jährige bereitete gerade die Strohgarben vor. „Als 15-Jähriger habe ich angefangen zu dreschen“, blickt er zurück. „Das war damals schon ein ganzes Stück harte Arbeit“, so der Mann. Dann fingen die vier Männer an, mit den Flegeln das Korn aus den Ähren zu schlagen. Etwa eine halbe Stunde mussten die Holzknüppel geschwungen werden, bis sich sämtliches Korn von den Spelzen getrennt hatte.

Dann gab es noch die vierte Premiere. Das war das Schauhandwerk von Thomas Schöppe aus Tautenhain. Sorgfältig flocht der Mann Weidenstange für Weidenstange hintereinander weg im Kreis. Nach und nach entstand ein Weidenkorb. Thomas Schöppe ist Meister in diesem Beruf. Obwohl er heute als Kaminofenverkäufer sein Geld verdient, nimmt er gern Einladungen wie zu solchen Aktionstagen in Bonau an, um das Handwerk zu zeigen. Denn es stirbt aus.

Konkurrenz von Korbflechtern

Die Konkurrenz von Korbflechtern aus anderen Ländern mache es fast unmöglich, am Markt mitzuhalten. Daher gibt es schon seit 20 Jahren keine Möglichkeit mehr, sich in Deutschland zum Meister zu qualifizieren, erzählt Rolf Gabler.

Das war es aber noch nicht gewesen. Das Museum hatte seine Türen geöffnet. Die Besucher konnten sich in den eingerichteten Zimmern und Ecken ansehen, wie die Menschen früher lebten oder welche Möglichkeiten es damals gab, um Unterricht abzuhalten. Die Schalmeienkapelle aus Pretzsch hielt ein schönes Platzkonzert, welches die Besucher bei Kuchen und Kaffee oder einer herzhaften Bratwurst genossen.

Die Initiatoren schauten sich zufrieden um. Schließlich gab es noch eine Neuheit. In diesem Jahr hatte der 25 Jahre alte Verein den Museumstag ein paar Tage nach hinten verlegt. Die Mitglieder wollten ausprobieren, ob mehr Besucher kommen. Außerdem waren sie an einem Sonnabend flexibler, falls das Essen nicht reichen sollte. Sie hätten noch nachkaufen können, sagte Klaus Gärtig. Der Versuch habe sich gelohnt, meinte Gärtig, man werde das beibehalten. (mz)