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Motorrad-Fernfahrt Motorrad-Fernfahrt: Von Reichardtswerben bis ans Nordkap

Von andreas richter 11.08.2013, 18:59
Die drei Weißenfelser stehen mit ihren Motorradgespannen am Nordkap.
Die drei Weißenfelser stehen mit ihren Motorradgespannen am Nordkap. mz Lizenz

reichardtswerben/MZ - „Das Fahren war doch das Schönste“, meint Markus Meißer. Er denkt zurück an schier unendliche Weiten, an stille Straßen und Rentiere. Zusammen mit seinen Freunden Stefan Lehmann und Björn Golibrzuch hatte er sich im Juli von Reichardtswerben aus auf den Weg zum Nordkap gemacht. Und das auf betagten Motorradgespannen, das älteste Baujahr 1968.

Knapp einen Monat später sind die drei jungen Männer um viele Erfahrungen und ein großes Abenteuer reicher. Wann das große Ziel erreicht war, weiß Björn noch ganz genau: „Am 20. Juli um 17.45 Uhr waren wir da. Es war Windstille und strahlender Sonnenschein“, erinnert er sich. Ein Wetter, wie geschaffen, um die Ankunft an der nördlichen Spitze Kontinentaleuropas zu genießen, unwiederbringliche Fotos zu machen, Mitbringsel zu kaufen. Noch um Mitternacht zeigte sich die Sonne als Ring am Horizont. „Doch dann schlug das Wetter um, ab ein Uhr zogen Wolken, Nebel und Regen auf“, erzählt er weiter. Höchste Zeit, sich im Zelt zu verkriechen, ehe die Männer am nächsten Mittag zur Rückfahrt über Norwegen starteten.

Allein waren die Drei aus Reichardtswerben dort oben hoch im Norden allerdings nicht. Längst ist das Nordkap zu einem touristischen Massenziel geworden. Ganz anders als der Weg dorthin. Mehr als 3.000 Kilometer fuhr das Trio mit seinen Oldtimern in Richtung Norden, den größten Teil über Landstraßen in Schweden, jeden Tag rund 400 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von rund 70 Stundenkilometern. Da gab es so manche Begegnung mit Einheimischen, die das Trio mit seinen alten Fahrzeugen neugierig gemacht hatte. Nicht selten an der Tankstelle, denn meist mussten sie drei Mal am Tag den 17-Liter-Tank ihrer Maschinen auffüllen. „Fast alles nette Leute da“, erinnert sich Markus. Und dass die Welt ein Dorf sein soll, diese Weisheit fanden sie auch bestätigt. Trafen sie doch mitten in Schweden Zeitzer, die mit ihrem Wohnmobil in Skandinavien unterwegs waren.

Aber auch das war der dünn besiedelte Norden Schwedens: „Manchmal war es totenstill, da haben nicht mal Vögel gezwitschert“, erzählt Markus. Das waren dann auch jene Momente, wo sich die große Reise der Drei besonders wie ein Abenteuer angefühlt hat. Und wenn Stefan am Abend am Zelt dann noch seine Mundharmonika rausgeholt hat, war das Motorradfahrerglück fast perfekt.

Überhaupt - Glück, das hatten die drei Freunde auf ihrer Fahrt reichlich. „Wir hatten an 18 Tagen nur an drei Tagen Regen“, erzählt Björn. Da haben sie in zwei Nächten statt im Zelt in einer Hütte geschlafen. Doch sonst war das Wetter auf der Tour Richtung Norden fast perfekt - zehn bis 15 Grad im Durchschnitt, meist eben trocken. „3,8 Grad war das kälteste, was wir mal hatten“, so Björn. Andere Motorradfahrer hätten da auf so einer Fahrt schon ganz anderes Wetter ertragen müssen. Und die Technik? Die vorher liebevoll aufgemöbelten Oldtimer hatten nur wenige Macken während der Fahrt. Ein geplatzter Reifen, mal ein stotternder Motor oder Wasser im Vergaser - alles Kleinigkeiten, die die Männer immer ziemlich schnell beheben konnten. Dabei waren sie auf fast alles vorbereitet. Immerhin machten Ersatzteile ungefähr 80 Prozent ihres Gepäcks aus. Sogar einen Ersatzmotor hatte jeder mitgenommen.

Nachdem der Ort ihrer Begierde erreicht war, machten sich die Abenteurer über Norwegen zurück in Richtung Heimat. Am Abend des 30. Juli kamen die drei jungen Männer wohlbehalten in Reichardtswerben an. Verwandte, Freunde und Bekannte begrüßten die Heimkehrer mit großem Hallo. Und Björn gönnte sich einen letzten Blick auf den Tacho. Die Abenteuerfahrt durch den Norden war exakt 6 527 Kilometer lang.