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„Unfähig und unsozial“ Montagsdemo in Weißenfels: Protest gegen Bundesregierung erhält Zulauf

Kundgebung auf dem Markt mit 550 Teilnehmern schmäht Politik auf Bundesebene und lobt Engagement aus Weißenfels. Warum die Kritik schwammig bleibt.

Von Franz Ruch 13.09.2022, 16:57
Der Markt in Weißenfels war zur Protestkundgebung am Montag gut gefüllt. Laut Polizei haben sich rund 550 Teilnehmer versammelt.
Der Markt in Weißenfels war zur Protestkundgebung am Montag gut gefüllt. Laut Polizei haben sich rund 550 Teilnehmer versammelt. Foto: Franz Ruch

Weissenfels/MZ - Die wöchentliche Protestkundgebung auf dem Marktplatz in Weißenfels erhält Zulauf: Am Montag haben sich nach Polizeiangaben rund 550 Teilnehmer versammelt. Das sind fast doppelt so viele, wie noch in der vergangenen Woche, als die Polizei etwa 300 Personen zählte. Wie bei den zurückliegenden Veranstaltungen ging es in den Redebeiträgen erneut vor allem um Polemik gegen die deutsche Regierung sowie ihre Vertreter.

Organisatorin Grit Wagner attestierte der Politik eine Krankheit und warf den Politikern Egoismus vor. Sie würden „das Land vernichten“, „unfähig“ sowie „unsozial“ sein. Immer mehr Menschen hätten Angst vor der Zukunft und um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes und deswegen nun „die Schnauze voll“. Eine andere Rednerin warf der Regierung „Demenz“ vor. Sie sei „fehl am Platz“ und schade „dem Ansehen Deutschlands in der Welt“ sowie seinem „Wirtschaftsstandort“.

Aus dem strukturlos vorgetragenen Schmähkritik-Mix ließ sich als ein Thema die Energiekrise herausziehen. Als unzureichend und wenig hilfreich wurde etwa die 300-Euro-Energiepauschale kritisiert, ebenso wie die Spar-Tipps der Bundesregierung. Gepoltert wurde außerdem gegen die jungen Klimaprotestler von Fridays for Future, die arbeitsscheu seien, und gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, die Tote produzieren würden.

Positive Worte fand Wagner für die Weißenfelser CDU-Landtagsabgeordnete Elke Simon-Kuch und deren Anliegen, „Hilferufe“ von regionalen Bürgern und Unternehmen zu sammeln und die Fallberichte an die Bundesregierung weiterzuleiten. Derartige Einsatzbereitschaft sei einen Applaus Wert, meinte Wagner.

Offen ließen die Rednerinnen, wie die übermittelten „Hilferufe“ an die Regierung nützen sollen, wurde den Regierungsmitgliedern doch einen Moment zuvor noch absolute Unfähigkeit und Asozialität bescheinigt, verknüpft mit der Forderung, sie mögen doch „endlich zurücktreten“. Fraglich ist auch, ob man sich denn eine andere - und wenn ja welche - Regierung wünschen würde und wie diese Wirtschaftsförderung und Sozialpolitik als politische Leitlinien unter einen Hut bringen soll. Ebenso offen blieb, woran festgemacht wird, dass Deutschland „Ansehen in der Welt“ verliere und wie ein hohes Ansehen eigentlich von Armut betroffenen Bürgern helfen soll.