Mit sechs PS in Richtung Freyburg
WEISSENFELS/MZ. - Vier Jahre hat die Familie an dem Wagen gebastelt, geschraubt und geputzt, damit er für die Tour startklar ist. "Mein Mann hat den Mercedes im Internet ersteigert, mit unserem Sohn hat er es dann flott gemacht", sagte Ute Plötner.
Als Beifahrer hatte sie ihren jüngsten Sohn Johannes und dessen Freund Ben dabei. Die warteten schon gespannt, dass der Startschuss für die Rallye von Organisator Ingo Fischer gegeben wird. Für die Familie ist es nicht die erste Teilnahme an der Fahrt "Wir sind sonst mit Motorrädern dabei", sagte Ute Plötner. Sie lobte die gute Organisation der Veranstaltung und findet, dass es ein Höhepunkt im Jahr ist, mit den alten Gefährten in großer Runde eine Ausfahrt zu unternehmen.
1951 ist der Mercedes gebaut worden. "Es ist schwer ein solches Auto zu fahren, es hat keine Servolenkung. Man muss vorausschauend fahren, weil auch der Bremsweg ein längerer ist", erklärte Uta Plötner. Sie und ihr Mann sitzen abwechselnd auf dem Fahrersitz. Kleine Testfahrten haben sie natürlich gemacht, bevor es zur Rallye nach Weißenfels ging. "Ich habe beim Schlossfest noch nie so ein Modell gesehen, ich denke es ist gerade in Ostdeutschland ein eher seltenes Auto", meinte Ute Plötner.
Ein echter Hingucker war auch das Multicar M 21, die so genannte Dieselameise, von Egbert Blonske. Sechs PS hat das Gefährt, das Blonske vor einem halben Jahr erstanden hat. "Das Ziel war, die Oldtimer Rallye mitfahren zu können", erklärte er. Fast täglich werkelte er an dem Multicar, damit es pünktlich zum Schlossfest fertig wird. Das Besondere ist, dass das Auto mit den Füßen gelenkt wird. Der Fahrer steht auf einer Plattform, und mit Gewichtsverlagerung kann er die Richtung bestimmen. Bremse und Kupplung werden mit den Händen bedient. "Ein bisschen musste ich vorher schon üben, damit ich das Auto bedienen kann", erzählte Plötner interessierten Besuchern.
Kurz nach sieben Uhr am Sonnabendmorgen startete Familie Kühn aus Großsteinberg bei Grimma in Richtung Weißenfels. Sie besitzen ein fischsilberblaues IFA F9 Cabrio, Baujahr 1955, und gehören schon zu den Stammgästen der Rallye. Seit fünf Jahren besitzen sie das Auto, beim Kauf war es in einem guten Zustand, so dass sie nicht allzu viel herrichten mussten. Mutter Heike Kühn fährt privat noch einen Käfer, Vater Rainer lenkt zur Ausfahrt das F9 Cabrio. Gespannt auf der Rücksitzbank warteten die Kinder Paul und Franz, dass es endlich losgeht. "Die Technik ist das Tolle, das uns so fasziniert. Es ist klar strukturiert, bei den modernen Autos kann man gar nicht mehr sehen, was wie funktioniert. Ich staune immer wieder, was früher technisch schon möglich war", gab Heike Kühn zu. Sie hat extra ein Petticoat-Kleid angezogen, damit sie modisch zum Auto passt.
Insgesamt beteiligten sich 81 Motorräder und 82 Autos an der Rallye, die von Weißenfels Richtung Freyburg zur Winzervereinigung führte, weiter Richtung Mücheln zum Aussichtspunkt am Geiseltalsee und danach nach Braunsbedra, von dort ging es nach Weißenfels zurück. "Es ist ein fahrendes Museum, 100 Jahre Technikgeschichte sind hier zu sehen", sagte Organisator Ingo Fischer und freute sich wegen der Vielfalt der Modelle. Neu war, dass Auto- und Motorradfahrer die gleichen Fragen zu beantworten hatten. 18 Plätze wurden bei der Siegerehrung am Nachmittag auf dem Marktplatz vergeben, zudem gab es Sonderpreise, etwa für den ältesten Teilnehmer und das älteste Gefährt.