Mit Gesellschaft über Kreuz
Bad Kösen/MZ. - An Politikern lässt die parteilose Bewerberin um den Landratsstuhl kein gutes Haar - es gebe keinen, der in seiner Laufbahn den Draht zur Basis bewahrt habe. Die Basis - das sei auch sie: Seit Jahren arbeitslos, trotz sechs beruflicher Ausbildungen, die sie nennt. "Ich habe alle Ansprüche gegenüber diesem Staat verloren", meint Frau Müller. Vielen anderen gehe es ähnlich - unten an der Basis. Und da, so sagt sie, brodele es gewaltig.
"Es muss sich keiner wundern, wenn am 22. April die Wahlbeteiligung im Keller landet. Die Politikverdrossenheit ist viel zu groß." Sich selbst rechnet die geborene Kreipitzscherin (Ingenieursstudium, verschiedene Ausbildungen - zuletzt zur Schulsozialarbeiterin und Motopädin) keine großen Chancen aus, zu sehr habe die SPD "ihren" - inzwischen parteilosen - Harri Reiche hochgejubelt. "Mir geht es vielmehr darum zu zeigen, dass auch Leute wie ich Politikern ebenbürtig sind und sich nicht alles gefallen lassen", so Ruth Müller, die selbst vier Jahre SPD-Mitglied war. Sollte sie Landrätin werden, will sie sich vor allem dafür einsetzen, dass die Vergabe von Hartz-IV-Leistungen stark kontrolliert wird. "Es gilt doch das Motto ,Hartz IV - und der Tag gehört dir'. Das kann nicht sein. Soziale Leistungen müssen auf ein Minimum zurückgeschraubt werden." Generell hält Frau Müller übrigens die Landratswahl für ein völlig falsches Instrument. Da jeder wählen könne, "auch Inkompetente", dürfe ein so wichtiger Posten wie der des Landrats nicht vom Volk bestimmt werden. Der sei vielmehr "von oben" festzulegen.