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Mit einem Bein schon auf dem Markt im Nachbarland

Von HEIKE RIEDEL 18.12.2008, 19:00

SCHKORTLEBEN/MZ. - Hintergrund ist, dass die Großkorbethaer Schaltanlagenbau GmbH ein Tochterunternehmen in Most hat: das KSL Montace.

Damit sind Helmut Kühn und Andreas Seume, die neben ihren Firmen Elektro-Kühn und Spezialmaschinenbau Seume 1996 den Schaltanlagenbau gegründet haben, einem Auftraggeber nachgezogen. Als sie 1998 auf der Suche nach dem passenden Standort in Tschechien waren, kam ihnen die seit 1993 bestehende Zusammenarbeit der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau mit der Kammer im Bezirk Most gerade recht. Daraus erwuchs, dass der Schaltanlagenbau in Nordböhmen Fuß fasste. Denn in Litvinov wartete ein mit EU-Mitteln aufgebautes Gründerzentrum auf sie. Und dank der Unterstützung beider Kammern sank die Vorbereitungszeit bis zur Aufnahme der Produktion in den angemieteten Räumen auf nur drei Monate. "Es ging alles sehr schnell, als wir uns entschieden hatten", erinnert sich KSL-Geschäftsführer Helmut Kühn an den unerwartet günstigen Start.

Drei Jahre später sind die Arbeitsplätze in eine eigene modernisierte Produktionshalle in Most umgezogen. Je nach Auftragslage haben jetzt dort sechs bis zehn Beschäftigte Arbeit. "So können wir Kapazitätsspitzen überbrücken und angesichts des Lohngefälles auch günstiger produzieren", sagt Helmut Kühn, der sich in Großkorbetha die Geschäftsführung mit Andreas Seume teilt, in Tschechien aber der alleinige Geschäftsführer ist. Vor Ort in Nordböhmen leitet ein Einheimischer die Produktion.

"Wir wollen in Tschechien neue Absatz- und Produktionsfelder gewinnen und dafür den Standort Most ausbauen", spricht Kühn von der Zukunft. Doch gelinge das nicht so schnell wie die Ansiedlung und der Produktionsstart. "Jetzt sind wir Einzelkämpfer", sagt er. "Die Sprachbarrieren behindern uns", gibt er zu. Im deutschen Büro sitzt allerdings schon eine beide Sprachen beherrschende Mitarbeiterin. Mit dem EU-Beitritt Tschechiens sei andererseits vieles leichter geworden, weil europäisches Recht einziehe. "Die Bürokratie wird für uns durchschaubarer und so die Entwicklung des eigenen Unternehmens in einem noch oftmals fremden Land beherrschbarer", spricht Andreas Seume von Veränderungen, die ihn hoffen lassen, das Ziel zu erreichen.

Der Standort in Tschechien löse nicht Arbeitsplätze in Deutschland ab, sondern stützte diese, hebt er hervor. 45 Mitarbeiter seien in den Niederlassungen in Schkortleben und Leipzig beschäftigt, wo Schalt- und Steueranlagen für klimatechnische Ausrüstungen für den Schienenfahrzeugbau hergestellt werden. Aber auch Steueranlagen für Buchbindemaschinen sowie Schaltanlagen für Straßenbeleuchtung, für Pumpensteuerungen, Zähler- und Hausverteilungsanlagen. Was in Tschechien hergestellt wird, wird in Schkortleben geprüft und für die Auslieferung vorbereitet. Dann erreicht es auch den Auftraggeber im böhmischen Pilsen.