Militärisches Ende von 17 guten Jahren
Hohenmölsen/MZ. - Rumeiern ist nicht sein Ding. Wie auch. Über drei Jahrzehnte ist Reinhard Wolf auf Befehl marschiert. Darum sagt der letzte Standortfeldwebel von Hohenmölsen: "Mir geht es gegen den Strich, dass diese moderne Kaserne geschlossen wird." Frustreaktion? Die eigene Uniform hängt seit August im Schrank. Befehl ist Befehl, und der lautet nun einmal, mit 53 Jahren bei der Bundeswehr in Pension zu gehen. Wolf jedoch wollte danach seine militärische Heimat auch weiterhin in Hohenmölsen haben. Nicht mehr und nicht weniger.
"Nur gut, dass ein Teil der Kaserne wenigstens nachgenutzt wird", sagt der pensionierte Soldat verdrossen. Reinhard Wolf kennt die Standortgeschichte Hohenmölsens ziemlich gut, ist er doch 1979 aus Leipzig als junger Soldat der Nationalen Volksarmee hierher versetzt worden. "Das war wie Verbannung", denkt er zurück. Viele Jahre ist es unter anderem seine Aufgabe, militärische Informationen zu chiffrieren. "Die NVA hatte ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Da ist jeder Schruz verschlüsselt worden", erinnert er sich.
Zur Wende ist er Mitte 30. "Ich war ratlos und habe einige Zeit nur funktioniert", erzählt Wolf. Am 2. Oktober 1990 legt er seine NVA-Uniform in einen Karton - die Armee gibt es nicht mehr. Kurz danach habe es die ersten Gespräche mit dem "Klassenfeind" gegeben. Menschliche Kontakte hätten ihn überzeugt, den Dienst künftig in der Bundeswehr auszuüben. Auch, dass es gar nicht solch ein "Säbelrasseln" gab, wie zu DDR-Zeiten glaubhaft gemacht worden war.
Der erste Kontakt mit der neuen Uniform sei "komisch" gewesen. "Mit dem Barett kam ich mir vor wie ein Pizzabäcker", lacht Wolf, der 1992 als Berufssoldat übernommen wird. Auch, dass die Stiefelhose nicht mit Knöpfen, sondern einem Gummiband getragen wird, sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Andere Befehle, andere Rangzeichen, andere Anreden mussten gelernt werden. Wolf feixt: "Da habe ich mir manchmal auf die Zunge beißen müssen, dass das 'Genosse' bei der Begrüßung nicht rausrutscht."
Als Standortfeldwebel ist ihm besonders gut in Erinnerung, wie sich mit dem Hohenmölsener Bürgermeister Hans Dieter von Fintel (CDU), Vereinen, Unternehmen, Kindereinrichtungen und Schulen die Beziehungen zwischen Kommune und Bundeswehr entwickelten. Wolf denkt an die vielen Patenschaften, die Helldorff-Runde und die vielen Feste. "Die Bundeswehr lebte in Hohenmölsen und Hohenmölsen lebte von ihr. "Es waren gute 17 Jahre", meint Reinhard Wolf und streicht auch die 15 Jahre NVA-Geschichte am gleichen Standort nicht.