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Live-OP in Asklepios-Klinik in Weißenfels Live-OP in Asklepios-Klinik in Weißenfels: Großer Andrang bei Vorführung

Von Bärbel Schmuck 17.09.2015, 16:47

Weißenfels - Spannung herrscht von Anfang an. Das OP-Team war gestern Nachmittag per Live-Schaltung mit den gut 130 Zuschauern in der Mitarbeiter-Cafeteria des Weißenfelser Asklepios-Krankenhauses verbunden. Das interessierte Publikum kommt aus Weißenfels und Umgebung sowie aus dem Raum Zeitz. Von Anfang 20 bis 80 Jahre sind Frauen und Männer vertreten, darunter ehemalige Patienten und auch Ärzte, Schwestern, Therapeuten.

Sehen, wie eine Operation abläuft

Siegfried Harnisch aus Weißenfels gehört zu den ersten Besuchern, die hereinströmen. Der 78-Jährige lag vor zwei Wochen selbst auf dem OP-Tisch und wurde am Leistenbruch operiert. „Heute will ich mal sehen, wie so eine Operation abläuft“, sagt er und ist schon sehr gespannt. Aufgeregt sei er nicht. Und falls zu viel Blut zu sehen sei, damit habe er kein Problem. „Davon wird reichlich im Fernsehen gezeigt, auch wenn das vielleicht nur rote Farbe ist“, meint er lächelnd. Manfred Anschütz aus Osterfeld hat mehrere Operationen hinter sich. Ein Narbenbruch musste bei ihm im März behoben werden. „Ich bin sehr zufrieden mit den Behandlungen und auch mit der Nachsorge in Weißenfels“, erklärt der 65-Jährige. Er besuche regelmäßig die Herniensprechstunden.

„Wir wollen wissen, wie eine Operation in ihren unterschiedlichen Varianten funktioniert“, ist von Roy Lutsche zu hören. Der 27-Jährige aus Granschütz bei Hohenmölsen ist mit seinem Freund Tony Meißner (28) unter den Zuschauern. Lutsche wurde vor zehn Jahren am Leistenbruch operiert. „Plötzlich war da eine Beule in der Leistengegend und ziehende Schmerzen, verbunden mit einem unangenehmen Druckgefühl, hatte ich auch“, erinnert sich der Fachmann für Lagerlogistik. Den Bruch habe er sich vermutlich durch schweres Heben zugezogen, sagt Roy Lutsche. Chemikant Tony Meißner fügt hinzu, von der Veranstaltung hätten beide aus der Mitteldeutschen Zeitung erfahren. „Da sind wir hergefahren“, heißt es.

Mit größter Präzision

Per Schlüssellochchirurgie wird zuerst ein 86-jähriger Patient am Leistenbruch operiert. Oberärztin Katrin Dalitz hantiert mit chirurgischen Instrumenten - Schere, Tupfer, Clip, Netz, Kleber, Nadel, Faden - und erläutert im Wechsel mit Chefarzt Jörgen Bretschneider jeden Handgriff. Zu sehen sind Dünndarm, Blase, Samenstrang, Leber, Bauchfell, Nerven und - natürlich der Bruch. „Der Bruchsack ist groß und sehr stark mit seiner Umgebung verwachsen“, sagt die Chirurgin. Sie nennt es „verbacken“. Dies sei ein sicheres Zeichen dafür, dass der Patient wohl sehr lange mit der OP gewartet habe. Um so aufwändiger sei demzufolge die OP für das gesamte Team. Der Eingriff läuft mit allergrößter Präzision ab.

Außer den Erläuterungen ist es ganz still im OP-Saal und ebenso im Zuschauerraum. „Das ist ein Zeichen von Handwerk, Fachwissen und Erfahrung“, flüstert Andrea Urbansky aus Weißenfels. Die Zuschauerin zeigt sich beeindruckt von den Abläufen auf der Videowand. „Ich wollte die Veranstaltung mit meinem Mann auf keinen Fall verpassen. Ich wollte das ganze Prozedere unbedingt sehen, es nimmt uns Patienten die Angst, das ist Aufklärung und deshalb äußerst wichtig“, meint Rosemarie Weikert aus Osterfeld. Sie sei froh, gekommen zu sein. Mit eklig habe das ganz und gar nichts zu tun, fügt sie hinzu.

Am Leistenbruch erkranken etwa zehnmal mehr Männer als Frauen. Es sind deutschlandweit bis zu 300.000 Menschen im Jahr, die operiert werden. Die Operation wird von allen Bauchwandbrüchen am meisten durchgeführt. Schweres Heben und Tragen können eine Ursache der Erkrankung sein. Nicht nur Erwachsene, auch kleine Kinder können bereits einen Leistenbruch bekommen.

Die Klinik für Allgemein-Visceralchirurgie und Proktologie (Enddarm) im Weißenfelser Asklepios-Krankenhaus in der Naumburger Straße ist anerkannter Standort der Deutschen Herniengesellschaft. Bei Hernien handelt es sich um Eingeweidebrüche im Körper eines Menschen. Anhand von zwei Live-Operationen und einem Video werden unterschiedliche Versorgungsmöglichkeiten eines Leistenbruches präsentiert. Das sind Leistenbruch-OP offen mit Netz, mit Netz in Schlüssellochtechnik sowie OP ohne Netz, offen durch Nahttechnik.

Die Ärzte Jörgen Bretschneider und Bernd Pratsch geben als moderierende Chirurgen Erläuterungen von der Cafeteria aus. OP-Ärzte sind die Chirurgen Mario Busse, Katrin Dalitz und Uwe Beinroth.

Wie ein Leistenbruch beschaffen ist, wie er entsteht und ob die OP gleich sein muss, weil eine Reise ansteht oder weil es beruflich gerade gar nicht passt - all das hat Dr. med. Bernd Pratsch zu Beginn der Veranstaltung hoch interessant erläutert. Schwere körperliche Arbeit, auch Sport, Niesen und Husten, bedingt durch eine chronische Bronchitis, können den Bruch auslösen. Wird er nicht behoben, kann die Beule in der Leistenbeuge wachsen, sich von Kirschkern- bis zur Kindskopfgröße entwickeln und mit ihren Ausmaßen lebensgefährlich für den Patienten werden, warnt der langjährige niedergelassene Chirurg aus. (mz)