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Linden-Sterben Linden-Sterben: Darum rät ein Gutachten zur Fällung

Von Anka Stolper-Heinike 30.11.2016, 07:00
De Linden in der Teucherner Bahnstraße sind nicht mehr zu retten.
De Linden in der Teucherner Bahnstraße sind nicht mehr zu retten. peter lisker

Teuchern - Die kranken Linden in der Teucherner Bahnstraße sind nicht mehr zu retten. Das besagt die Einschätzung einer Gutachterin, die die Stadt während Baumpflegearbeiten im vergangenen Jahr hinzugezogen hat.

2015 hatte sich nach umfassenden Untersuchungen gezeigt, dass die Linden, von innen verfaulen und dieser Prozess nicht mehr aufzuhalten ist. Die Stadt Teuchern macht dafür eine Gartenlandschaftsbaufirma verantwortlich, die im Winter 2006/07 in ihrem Auftrag die 53 Linden fachgerecht verschneiden sollte, unter anderem um so genannte Lichtraumprofile für Pkw und Lastwagen zu schaffen, die die Bahnstraße entlang fahren.

Riesen verfaulen von innen

Anstatt die Bäume fachgerecht zu pflegen, hätte die Firma jedoch selbst dicke Äste bis zum Stamm abgesägt und das Holz in Größenordnungen abtransportiert, so der Vorwurf der Kommune. An den Schnittstellen war Regenwasser eingedrungen und die Riesen begannen von innen zu verfaulen - das Todesurteil für die Bäume.

Der Inhaber der beschuldigten Firma, die es mittlerweile nicht mehr gibt, hat den Pfusch im Gespräch mit der MZ bestritten und seinerseits dem Bauhof der Stadt Teuchern vorgeworfen, er habe die Bäume im Nachgang noch einmal verschnitten. Christian Künstler hatte außerdem Zweifel daran geäußert, dass die großen Linden in der Teucherner Bahnstraße wirklich so krank sind, wie die Stadt behauptet, weil deren Starkholz noch aktiv ist und die Einblutungen an den Schnittstellen der Äste minimal gewesen seien.

Diese Aussagen verärgern nicht nur die Stadtverantwortlichen, sondern auch den ehemaligen Bauhofleiter Bernd Hädrich. Seine Mitarbeiter hätten in den Folgejahren nach dem Verschnitt durch die Landschaftsbaufirma lediglich Wassertriebe von den Linden entfernt, versichert er. Wer nun wirklich für den Pflegepfusch verantwortlich ist, könne man nicht mehr feststellen, bedauert Bürgermeister Frank Puschendorf. Die Ereignisse rund um den Lindenverschnitt in der Bahnstraße liegen vor seiner Amtszeit.

Nichtsdestotrotz bedauert er, dass die Bäume nicht mehr zu retten sind. Da sei das vorliegende Gutachten eindeutig, erklärt auch Marcel Schneider vom Ordnungsamt der Stadt. Sämtliche Bäume entlang der Straße seien im Zuge der Pflegemaßnahmen im vergangenen Jahr gründlich und im Rahmen des Naturschutzgesetzes begutachtet worden. „Die Linden sind leider alle von Fäulnis betroffen“, erklärt Marcel Schneider.

Frank Puschendorf betont, dass die Stadt sehr bemüht sei, den entstandenen Schaden so gering wie möglich zu halten. Doch die Kommune habe auch die Verantwortung, die Sicherheit von Fußgängern und Kraftfahrern zu gewährleisten.

Um den Charakter der seltenen Baum-Allee in Teuchern zu erhalten, werden die kranken Bäume bis zum Jahr 2020 schrittweise gefällt und durch Winterlinden ersetzt. Diese sind Pfahlwurzler. Ihre Wurzeln wachsen in die Tiefe und die Kronen der Bäume werden nicht so ausladend. Dadurch sei ein Erziehungsschnitt seltener nötig. Das sei für die Stadt nicht nur kostengünstiger, sondern erspare den Bäumen auch Stress, erklärt Marcel Schneider.

Jung-Linden kosten rund 600 Euro

Rund 50.000 Euro hat die Kommune in ihren diesjährigen Haushalt für Baumpflegearbeiten im Stadtgebiet eingestellt. Etwa ein Sechstel der Gelder würden für die Bahnstraßen-Bäume fließen, so der Ordnungsamtsmitarbeiter. Die Pflanzung der Jung-Linden und deren Erstpflege, die die Stadt, ebenso wie das Fällen der kranken Bäume ausschreibt, koste rund 600 Euro.

Bei allen Baumpflege- und Schnittarbeiten im Stadtgebiet werde man künftig noch genauer kontrollieren und bei Unsicherheiten Ortsbürgermeister oder auch einen Gutachter hinzuziehen, verspricht Bürgermeister Frank Puschendorf. „Schließlich ist jeder Baum kostbar“, sagt er. Dass sich die Bürger von Teuchern um die Bäume im Stadtgebiet sorgen und deshalb den Kontakt zur Behörde suchen, finden Bürgermeister und Ordnungsamtsmitarbeiter richtig. Allerdings sei es nicht in Ordnung, dass manche Leute, die mit Pflege-, Schnitt- oder Fällarbeiten beauftragten Firmen am Ort des Geschehens aufs Übelste beschimpfen, betont Marcel Schneider. (mz)

Hinweise zu möglicherweise kranken Bäumen oder unsachgemäßen Fällungen nimmt das Teucherner Ordnungsamt unter der Telefonnummer 034443/52 149 entgegen.