Letzte Sprechstunde für Ärzte-Ehepaar
Burgwerben/MZ. - Doch ihr letzter Patient hat am Freitag die Räume verlassen.
"Wir bauen um und bereiten die Praxis für die Nachfolgerin vor", erzählt Dr. Claus Hentzschel. Zusammen mit seiner Frau Rosemarie, sie ist Fachärztin für Kinderheilkunde, hat der heute 65-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin seit 1. September 1990 eine Gemeinschaftspraxis in Burgwerben betrieben. Nun gehen die beiden, die mittlerweile seit 35 Jahren in Burgwerben leben, in den Ruhestand. "Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt zum Aufhören", meint Rosemarie Hentzschel (62). Vor allem auch deshalb, weil die Nachfolge gesichert ist. Nach einem Monat Umbau-Pause wird die Fachärztin für Allgemeinmedizin Katja Dieterich die Praxis übernehmen. Eine neue Kinderärztin wird es in Burgwerben jedoch vorerst nicht geben.
Dass beide nach der Wende eine gemeinsame Praxis in Burgwerben einrichten konnten, dafür sind Rosemarie und Claus Hentzschel der Gemeinde noch heute dankbar. Als sich die politischen Verhältnisse änderten, arbeitete sie im Ambulatorium in Weißenfels-Süd, er hatte eine staatliche Arztpraxis im alten Schloss in Burgwerben. "Bald stand unser Entschluss fest, dass wir etwas Gemeinsames machen wollten", erinnert sich Rosemarie Hentzschel. Dabei ging es am Anfang eng zu. Ein gutes halbes Jahr lang arbeiteten beide in der Praxis im alten Schloss - auf 48 Quadratmetern. Dann half die Gemeinde, stellte rund 100 Quadratmeter bereit, unterstützte beim Sanieren und Einbau einer neuen Heizung.
Seit September 1990 sind Tausende Patienten von den Hentzschels betreut worden. "Wir haben uns immer bemüht, dem Patienten den Eindruck zu vermitteln, dass wir uns Zeit für ihn nehmen," blickt Rosemarie Hentzschel zurück. Ein Anspruch, den zu erfüllen in all den Jahren freilich nicht immer leicht gewesen sei - in einer relativ engen Doppelpraxis, mit einem Wartezimmer, das fast immer voller Menschen war, die möglichst schnell Hilfe und Rat von ihrem Arzt erhalten wollten.
"Wir haben in all den Jahren viele nette Menschen kennengelernt", sagt Claus Hentzschel. Und spricht von Vertrauen, das sich aufgebaut habe. Zu den Patienten, von denen viele auch zu Hause besucht, manch einer auf seinem letzten Weg begleitet wurde. Vertrauen auch zu anderen niedergelassenen Ärzten und zu Medizinern im Krankenhaus. Vertrauen schließlich zu den drei Schwestern in der Praxis, die über viele Jahre den Durchblick im hektischen Sprechstundenalltag behalten haben. "Wir haben noch einiges zu tun", blickt Frau Hentzschel nun voraus. Und meint zuallererst den Umbau der Praxis. Es soll geräumiger werden für die Nachfolgerin und ihre Patienten. Doch irgendwann werden sie, für die 60 Stunden und mehr Arbeit in der Woche keine Seltenheit waren, wohl etwas kürzer treten. Ein gutes Buch lesen, verreisen oder sich um die drei Enkelkinder kümmern.