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Kunst aus Schallplatten Kunst aus Schallplatten aus Weißenfels: "Wir können nichts wegwerfen"

Von Andreas Richter 26.03.2017, 10:00
Annett Krug zeigt, was aus alten Büchern entstehen kann.
Annett Krug zeigt, was aus alten Büchern entstehen kann. Peter Lisker

Weissenfels - „Wir können nichts wegwerfen“, gesteht Annett Krug, die gemeinsam mit ihrer Schwester Susanne Martelock ein Lottogeschäft und Reisebüro in Weißenfels-West führt. Und weil sich nichts wegwerfen können, kümmern sich die beiden kreativen Frauen jetzt eben auch um alte Schallplatten.

So manch reifere Zeitgenosse hat sie noch irgendwo im Schrank: die alten Scheiben der DDR-Plattenfirma Amiga. Doch Scheiben mit einstigen Ohrwürmern von Frank Schöbel oder Muck, witzigen Dialogen des Komikerduos Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil lassen sich heutzutage nur bedingt weiterverkaufen. Und da kam den Schwestern eines Tages die Idee mit der „Platten-Kunst“.

Kunst aus Schallplatten: Mit der Heißluftpistole werden die Platten weich gemacht

Mit der Heißluftpistole werden die Platten weich gemacht und daraus Schalen geformt. Da kann schon mal aus einer Scheibe mit dem Titel „Sind die Lichter angezündet“ eine Schale für Weihnachtsplätzchen werden. „Vor Weihnachten haben wir einiges verkauft“, erinnert sich Susanne Martelock. Gern nehmen die Bastlerinnen auch weiterhin alte Schallplatten entgegen und lassen daraus Schalen zu einem Thema nach Wunsch entstehen.

Doch die „Platten-Kunst“ ist beileibe nicht das einzig Auffällige in dem „etwas anderen Lottoladen“, wie die beiden Frauen ihr Geschäft nennen. Auch alte Bücher können hier eine ganz neue Bestimmung erhalten. „Wenn die alten Dinger keiner mehr lesen will, dann müssen wir eben etwas falten“, dachte sich Annett Krug eines Tages, holte sich Anregungen im Internet und bastelte munter drauf los.

Hobbykünstlerin  aus Weißenfels: Besser als der Weg in die Papiertonne sei die Bastelei allemal

Millimetergenau faltet sie das Papier, entscheidet oft erst später, was eigentlich aus dem alten Buch werden soll. Eine Kaffeekanne vielleicht, eine Vase für Kunstblumen oder eine Kerze. „Der eine oder andere hat schon gekauft, noch mehr Leute schauen einfach und staunen“, erzählt sie.

Besser als der Weg in die Papiertonne sei die Bastelei allemal. Alte Bücher können auch weiterhin bei den beiden Frauen abgegeben werden. Fest gebunden sollten sie allerdings schon sein, und sind die Seiten bereits leicht vergilbt, ist das gerade gut genug für die kreative Beschäftigung mit dem Papier.

Hobbykünstlerin  aus Weißenfels: „Wir sind beide schon ein bisschen verrückt“

„Wir sind beide schon ein bisschen verrückt“, sagt Susanne Martelock und man will ihr nicht wirklich widersprechen. Immerhin sind selbst alte Lottoquittungen nicht sicher vor den beiden. Schon vor Jahren kamen sie auf die Idee, das Thermopapier mit einem Bügeleisen zu bearbeiten. Aus dem in verschiedenen Tönen eingeschwärzten Material sind bis heute die unterschiedlichsten kleinen Kunstwerke entstanden: Taschen etwa, Bilderrahmen, Blumen oder ein Brillenetui.

Immer wieder holen sich die beiden Frauen neue Inspiration für ihr kreatives Tun. So präsentierten sie ihre kleinen Kunstwerke Ende vergangenen Jahres in einem Deko-Spezialgeschäft namens „Stehhübsch“ in Bremen. Dort lag im Mietregal eine weitere Kreation der Weißenfelser Bastelfrauen: Kleine Schachteln für die Aufbewahrung von Geschenken. Material lieferte die innere Pappe einer Klopapierrolle - geschickt beklebt mit farbenfrohen Servietten. (mz)