Koch setzt auf gute Hausmannskost
Halle/MZ. - Im 150-Liter-Kessel köchelt die Suppe. "Heute gibt es Graupen, dabei bereiten wir alles einzeln zu. Gräupchen kochen in dem einen Topf, Kartoffelstückchen im zweiten und Gemüse wie Brokkoli, Möhren, Erbsen, Blumenkohl und Kohlrabi im dritten", plaudert Siegfried Petzold.
Unter seiner Regie wird alles aus frischen Zutaten zubereitet. "Ich halte nichts von Fertigprodukten. Man weiß nie, was wirklich alles drinsteckt, aber zumindest kommen häufig Konservierungsstoffe vor", erzählt der Küchenchef. Fleisch- und Wurstwaren bezieht er gern aus Handwerksbetrieben, zum Beispiel aus Naumburg und Eisenberg.
An diesem Tag werden 260 Essen für Schulen und Kindergärten hergestellt und weitere 100 für Senioren. Außer den Gräupchen gibt es einen Putenspieß Hawaii. Stehen jedoch Gerichte wie Spaghetti, Spinat mit Ei, Schnitzel oder Jägerschnitzel auf dem Speiseplan, bestellen gut und gerne noch einmal 50, 60 Mädchen und Jungen mehr.
"Das Essverhalten der Kinder ist sehr unterschiedlich. Die Knirpse in den Tagesstätten von Keutschen, Krauschwitz und Teuchern sind richtig gute Esser. Die Gewohnheiten ändern sich. Gehen die gleichen Kinder dann zur Schule, fängt das Mäkeln an", weiß der Mann aus Erfahrung. Um 6 Uhr beginnt für das sechsköpfige Team das Tagwerk. Um 10.30 Uhr verlässt die erste Tour in Richtung Zeitz, Rehmsdorf und Hohenmölsen die Küche. Die letzte Fahrt startet gegen 11.30 Uhr und liefert in Deuben, Wildschütz, Theißen, Nonnewitz und Pirkau aus.
"Kochen ist meine Leidenschaft und war von Anfang an mein Traumberuf", plaudert David Wagenhaus. Der 20-Jährige ist einer von zehn Lehrlingen, der in Deuben ausgebildet wurde und fand nach der Lehre Arbeit. Er habe in drei verschiedenen Gaststätten und in Deuben Praktikum gemacht. "Hier in der Schulküche gefallen mir besonders die geregelten Arbeitszeiten, die hat man in einer Gaststätte nicht", erzählt der Zeitzer. Und der 59-jährige Chef hofft natürlich auf den Nachwuchs. Vielleicht kann er ja mal irgendwann die Küche übernehmen.
Petzold selbst hat 1967 im Zeitzer Ratskeller gelernt, arbeitete später in der HO-Gaststätte Goldene Sonne und kochte seit 1971 im Braunkohlenkombinat "Erich Weinert". "In einer Küche versorgten wir 2 600 Mitarbeiter. Als ich als Abteilungsleiter wurde, waren es in verschiedenen Einrichtungen bis zu 5 600 Frauen und Männer", erinnert sich der Mann aus Theißen. Nach der Wende wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. "Als 1993 das Kraftwerk Wählitz gebaut wurde, übernahm ich die Versorgung. Das war mein Sprungbrett zum Unternehmer", sagt Petzold. Ein Jahr später kochte er in der Schulküche Deuben, pachtete die Einrichtung zuerst von der Gemeinde und kaufte sie vor etwa zehn Jahren.
In kleinen Schritten und in Jahresscheiben investiert er in eine neue Ausstattung. Ein zweiter Konfektomat soll als nächstes folgen. Und im alten Speisesaal will er in Kürze ein kleines Büro und eine Abtrennung für ein größeres Lager einrichten.