Kleingartenverein "Am Mühlberg" Kleingartenverein "Am Mühlberg" in Weißenfels": Kinder der Neustadt-Schule im Strebergarten

Weißenfels - Schon mal was von einem Strebergarten gehört? Einen was bitte? Schrebergarten, ja, aber Strebergarten? Den gibt es, und zwar im Kleingartenverein „Am Mühlberg“ in Weißenfels. Doch gemach, gemach, hinter der eigenartig klingenden Bezeichnung verbergen sich keine Streber. Um die geht es kein bisschen, sondern selbstverständlich um einen Kleingarten, den die Neustadtschule in „Beschlag“ genommen hat.
Das heißt, natürlich nur eine Parzelle. Der Name Streber stehe gar nicht im Mittelpunkt, ist eher ironisch gemeint, meint Schulsozialarbeiterin Kristin Scharf. Und irgendwie gehe es natürlich um das Streben nach maximalen Erträgen.
Um die kümmern sich an dem Tag Schüler der 5. und 6. Klasse. „Na ja, Unkraut zupfen zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsarbeiten“, gesteht Sophie-Ann Pritschow ehrlich. Aber das gehöre nun einmal dazu und müsse gemacht werden, ergänzt die Zwölfjährige. Und lächelt dabei. Aber alles andere gefalle ihr wirklich prima.
Mit Eifer ist auch Sebastian Tischer (11) bei der Sache, er verschneidet die Hecke, während zur gleichen Zeit Nicole Volgmann (13) und Alexa Penno (12) in dem kleinen Erdbeerfeld hocken, um zu ernten. Mit dem Unkraut beseitigen, das stimme schon, das sei nicht prickelnd, meinen die Mädchen. „Aber wenn man am Ende sieht was geschaffen worden ist, macht das auch wieder Spaß “, erklärt Nicole Volgmann.
Das hören Christian Ehrentraut, der Hausmeister der Schule, und Schulsozialarbeiterin Kristin Scharf, natürlich gern. Denn das die Schüler im Garten arbeiten, geht auf ihre Initiative zurück. Eines Tages kamen beide ins Gespräch, wahrscheinlich um über Gott und die Welt zu reden, wie es so schön heißt. Fast nebenbei erwähnte der Hausmeister, dass Senioren eine Parzelle in der Kleingartenanlage altershalber abgeben. Das wiederum war für Kristin Scharf die Idee - man könnte doch mit Schülern das leerstehende Areal bewirtschaften. Gesagt, getan. Seit dem Frühjahr sind nun dort Mädchen und Jungen beim Harken und Bauen, aber auch beim Ernten zu finden.
Wen die Schulsozialarbeiterin mit in den Garten holt, spricht sie mit den jeweiligen Lehrern ab. In der Regel sind es vier, fünf Schüler, die sich in der ungefähr 150 Quadratmeter großen Parzelle eine Dreiviertelstunde lang zu schaffen machen.
Zu finden sind dort unter anderem Erdbeeren, Radieschen, Salat, Bohnen, aber auch Kohlrabi, Möhren und Kartoffeln. „Wir haben sogar schon Erdbeeren geerntet und mit den Früchten einen Kuchen gebacken“, sagt Kristin Scharf. Angedacht ist, Obst und Gemüse der Arbeitsgemeinschaft Kochen mit anzubieten, die es verarbeiten könne. Einige Früchte dürfen die Kinder auch mit nach Hause nehmen.
Unterstützung bei der Gartenarbeit erhalten die Schüler zudem von den Schulmediatoren, soll heißen, Senioren helfen einmal in der Woche für sechs Stunden Kindern und Jugendlichen weiter, wenn es zu Problemen kommt. Probleme hat Kristin Scharf mit den Schülern im Garten auf keinen Fall, im Gegenteil, die Schüler würden gern mitmachen. „Sie sollen in erster Linie Spaß haben, vielleicht nehmen sie später mal selbst einen Garten“, ergänzt die Schulsozialarbeiterin.
Ein weiteres Ziel sei, dazu beizutragen, dass das Klima an der Schule weiter verbessert wird. Aber auch der Gartenvorstand ist begeistert. „Wir freuen uns über das Interesse der Kinder“, sagt der Hausmeister, der gleich nebenan seinen Garten hat und im Vorstand mitarbeitet. So werde dazu beigetragen, dass keine der 54 Parzellen leer steht. Das ältere Ehepaar, das ihre Parzelle abgab, freue sich riesig, dass ihr Garten sinnvoll genutzt wird, berichtet er weiter. (mz)


